ier, gejagtes   Obgleich geflügelt, kann die Schlange nicht fliegen, oder nur sehr tief, und wenn es einem Jäger gelänge, ihr mit schnellem Pferd voranzueilen und ihr den Pfeil ins Maul zu schießen, dann wäre die Bestie erlegt, doch so schnelle Pferde sind selten und im allgemeinen sanft. An diesem Punkt bleibt dem wilden Tier noch eine letzte endgültige Verwandlung, vormals gestreckt, sieht man es nun flach werden, ähnlich gewissen Fischen, bis die Entfernung zwischen seinen hinteren Teilen und dem Gesicht auf wenige Zentimeter schrumpft An diesem Punkt ist es ein ausgedehntes Tier, beinah ein großer flacher Mond,: leicht zu treffen, und der Jäger kann mit dem Gewehr schießen, ohne es zu verfehlen, aber seine Materie ist so locker, daß die Kugeln es durchdringen ohne es je — oder fast je zu verwunden. Doch dem Jäger bleibt wenig Zeit, in der Tat wechselt das Ungeheuer ganz unvermittelt und ohne sich umzudrehen Hinten und Vorn, und die Hunde, Pferde und Jäger finden sich vor einem riesigen gezähnten Maul, das schweigend und weit aufgerissen auf sie zukommt und sie zerreißt, zerfleischt und verschlingt.  - (pill)

Tiere, gejagte (2)  In einem Hohlwege begegnete ihm ein wütiger Stier. Die Hörner geradeaus, scharrte er mit dem Huf im Sande. Julian bohrte ihm seinen Speer in die Wamme. Der Speer zersprang, als wäre das Tier aus Erz. Julian schloß die Augen und erwartete den Tod. Als er sie wieder öffnete, war der Stier verschwunden. Da ward ihm die Seele matt vor Scham. Höhere Mächte lahmten seine Kraft. Er kehrte in den Wald zurück, um nach Hause zu gehen. Der Wald war durch Schlinggewächse versperrt. Er zerhieb sie mit dem Säbel. Plötzlich schlüpfte ein Marder zwischen seinen Beinen hindurch, ein Panther sprang ihm mit einem Satz über die Schulter, und eine Schlange wand sich in Spiralen an einer Esche empor.

Im Laubwerk saß eine riesenhafte Dohle und äugte ihn an. Bisweilen erschienen zwischen den Zweigen viele große Funken, als habe das Firmament alle seine Sterne in den Wald regnen lassen. Es waren Augen von Tieren: Wildkatzen, Eichhörnchen, Eulen, Papageien und Affen. Julian schoß seine Pfeile auf sie ab; die Pfeile setzten sich mit ihren Federn auf die Blätter wie weiße Schmetterlinge. Er schleuderte Steine; aber die Steine fielen zur Erde, ohne etwas zu berühren. Da verfluchte er sich, hätte sich am liebsten geschlagen, stieß Verwünschungen aus, erstickte fast vor Wut.

Alle Tiere, die er verfolgt hatte, stellten sich ein und bildeten einen engen Kreis um ihn. Die einen saßen auf ihrem After; andere standen in ihrer ganzen Größe da. Er blieb in der Mitte, eiskalt vor Schrecken, keiner Bewegung mächtig. Mit äußerster Willenskraft machte er einen Schritt. Die auf den Bäumen hockten, lüfteten ihre Flügel; die am Boden saßen, rührten ihre Gliedmaßen, und alle begleiteten ihn.

Die Hyänen zogen vor ihm her, Wolf und Eber folgten. Der Stier zu seiner Rechten wiegte den Kopf, zur Linken wogte im Grase die Schlange. Der Panther wölbte den Rücken und ging mit sam-metweichem, ausgeholtem Schritt. Julian bewegte sich so langsam wie möglich, um die Tiere nicht zu reizen. Aus dem Dunkel der Büsche kamen Stachelschweine, Füchse, Nattern, Schakale und Bären.

Er fing an zu laufen; sie liefen mit. Die Schlange fauchte, die Stinktiere geiferten. Der Keiler rieb ihm die Absätze mit dem Gewehr, der Wolf die innere Handfläche mit dem Haar der Schnauze. Die Affen kniffen ihn und grinsten, der Marder kugelte sich über seine Füße. Ein Bär schlug ihm mit der Außenseite der Tatze die Kappe herunter, und der Panther ließ verächtlich einen Pfeil, den er im Maule trug, zur Erde fallen.

Hohn lag in ihrem tückischem Gebahren. Sie betrachteten ihn aus dem Winkel ihrer Augäpfel und schienen Rachepläne zu sinnen. Betäubt von dem Summen der Insekten, von Vogelschwänzen gepeitscht, halb erstickt unter dem Tierodem, ging Julian mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Lidern wie ein Blinder und hatte nicht einmal die Kraft, Gnade zu rufen.  - Nach (net)

 

Jagd Tierleben

 

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