Textanstreichen    Es soll auch schon einen Mitspieler geben - wir wissen noch nicht, wie er heißt —, der inzwischen zum Leser wurde, und zwar einem solchen, der ganz unaufhörlich in diesem Buch liest, d. h., auch wenn er mit einer Frau schläft, oder wenn sie - auch das kann der Fall sein: von einem Mann beschlafen wird, jedenfalls: über der Frau liegend, den Normalfall angenommen, oder günstigstenfalls auf einem solchen reitend, soll er oder sie in dem höchsten Augenblick des Orgasmus: den Satz angestrichen haben oder noch anstreichen, seitlich, der als Lektüre gleichzeitig unter die Augen fiel. Es muß diesen Mitspieler geben, weil solche wahrhaftig sprachlosen Notationen von unschätzbarem Wert für uns sind, denn eine Vermehrung des Zufalls mit, aller Wahrscheinlichkeit nach, unwichtigsten Stellen, ergäbe in der Summe den nebensächlichsten Text, der auch noch Unverständlichkeit für sich sprechen lassen könnte: Das Unbedeutende würde somit Ereignis. Beinahe ein Wunder der Undeutigkeit aus dem Ungeist der Lust und insgesamt: ihre entkrampfte Erklärung. Sie streicht, worüber sie will.  - Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main 1985
 

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