eufelspakt  Irgend ein husar, den das harte schicksal von einem teuren pflaster auf ein wohlfeileres geworfen und solcherart mit löchern an ärmel und hosenknien zurückgelassen hatte, wurde eines schönen abends und in fernem lande sehr vom leibhaftigen bedrängt, nämlich, den bekannten vertrag zu unterzeichnen, der ein gesichertes leben verspricht und doch immer schlecht ausgeht. »Schon III kreuzlein genügen«, sagte der böse. Damit wollte er wahrscheinlich beweisen, daß er sogar mit diesen heiligen zeichen der frömmigkeit und einfalt einverstanden sei und nicht etwan sie flöhe, wie ja oft genug in denen ammenmärlein der pfaffen und alten weiber verzapft wird. »Nun«, sprach der schiffbrüchige husar, denn das war er in der tat, »wann ich schon einen richtigen handel abschließen soll mit dir, so will ich vorher meine garanzien. Es scheint mir nicht ohnbillig, von dir einige proben zu verlangen, mit welchen du mirs beweisest, daß du auch alles schaffst, was ich nur immer verlange!«

»Klar«, sagte der schlechte drahtzieher, »im handelsstand ist es nicht anders. Ich werde dir also vorerst III probewünsche gewähren. Aber merk du dir, sobald ich dir diese in wünsche erfüllt, bist du auch sonder Unterschrift mein. Brauchst jedoch auch dann noch keine angst zu haben, so ich meine rechnungen erst nach ablauf des XII. jahres einkassiere!«

Der listige husar getraute sich den teufel wol zu betrügen und sagte zu. »Wollan«, begann er, »so wünsche ich mir denn einen festen, ledernen sack voller ducaten; der soll aber nie leer werden!« Das geschah flugs. »Nicht einmal ein riemen zum umhängen ist dran«, nörgelte der husar, um zeit zu gewinnen. »Komm, komm zum II., zum II.«, sagte der böse, »was ist da viel nachzudenken?«

»Wanns drum sein soll«, begann schön langsam der husar, »dann bring mich sogleich von dieser felseninsul« — darauf war er tatsächlich durch ohngünstige winde verschlagen — »gradaus durch die luft an die Regenspurger donaubrücke und in die schenke hinein, wo die fährleute immer ihr fahrgeld verjubeln!« »Steig schon auf«, sagte der falsche engel und zog seine flügel mit schnallen fest. Und wirklich, kaum daß der husar wußte, wie ihm geschah, so waren sie auch schon über meer und alpen und zu Regenspurg in besagter schenke, versteht sich, am schönsten tisch. Der teufel hatte seine flügel wieder abgeschnallt und sah zu, daß er sie ohngesehen verbergen konnte. Ganz wie ein redlicher mensch tat er, obgleich seine intentionen nichts weniger als gottgefällig waren.

»Die scharfe luft überm gebirg hat mir durst gemacht«, begann der husar, der sich kaum niedergesetzt hatte, und rief nach wirtshaus und wein. »Komm, komm«, ohngeduldete sich aufs neue der schlechte täuscher, »schieß nur los, tapferer husar, mit deinem III. und letzten wunsch. Wir wollen doch nicht unsre gute zeit — sowas ist unter ernsthaften handelsleuten kein brauch — mit wirtshaus, wein und ähnlichen schnupfereien vertrödeln!«

So ist eben der teufel! Er verleugnet selbst die nützlichkeit des schnapsbrennens, wann es ihm in den bauchladen paßt.

II piastren ist die minute wert
CXX darum eine stund beschert

»Deinen schuß sollst du haben«, rief der frische husar, ersprang mit diesen Worten behend den tisch und ließ aus vollem herzen einen großmächtigen furtz aufsteigen. »Hast du das gehört?« fragte er den bösen Widersacher, der mit schiefen augen dasaß.

»Ja«, meinte dieser und wußte nicht recht, worum es ging.

Aber der tapfere husar fuhr alsbald fort: »Diesen, du rußiger feuerflötzler, fang du mir ein und mach ihm einen doppelten knopf in den schwanz!«

Darob wurde der teufel vor scham und zorn blaß wie barchent und fuhr — die tür war ihm zu entlegen — gleich durchs offene Fenster hinaus und verschwand in der abendluft.

»Was hat er denn?« fragte die schöne wirtsmagd meinen husaren. »Ach«, sagte der husar, »der mensch da wollte mir eben Abrahams Wurstkessel andrehen. Aber was hätte ich damit schon sollen anfangen?« - (hus)

Teufelspakt (2) Bekennet, das sie des nachtz eine stuken ins bett ligge ins teuffels namen, wen ihr man schlaffe, und were des donnstag abendtz beneben ihr haus, alda ein greiser zigenbock hinkeme, auf demselben aufm Kalen Astenberg zum teufelstanz zihen tue, alda sie donstag fur acht tage noch am letzten gewest. Es finde sich aufm platz in gestalt eins mansperson ir bol, schwarz bekledet mit einem schwarzen huet und graer feder druf, Fedderbusch genandt, wilcher sie freundlich entfinge. Demselben die hende und aufs maul gepfiffen, hab ein seltzam platt maul. Anna, die Juttesche zum Winterberg, hette sie in irem haus daselbst vor 15 jar, als sie bei derselben salz geholet, angemutet, sie solte Gott und sein heiligen versaken, drei fueß zurucktretten ins teuffels namen und denselben sich ergeben, wilches sie auch getan hett. Alspalt obgemelter Federbusch nach ablauf dreier stund zu ihr kommen und gesagt, ob sie inen oder er sie underhalten wolte; woruf sie gesagt, das er sie underhalten solt. Ir ein goltgulden geben, so alspalt pferdtreck worden, hetten im wollen wider abfallen, aber solliches nit tun können. Mit ihr bolirt und sehr kalt und hart gewesen als ein holz, hett ir ein zeichen geben fur die brust, hett die h(eiligen) sacrament versaket, ir schwarz klein feucht zeug in ein plettken geben, solliches krauts sie ihrer eignen sterken gegeben, das sie ein tag gelegen und des andern darab gestorben. - Nach: Elvira Topalovic: „Ick kike in die Stern vndt versake Gott den herrn“ Versprachlichung des Teufelspaktes in westfälischen Verhörprotokollen des 16./17. Jahrhunderts

Teufelspakt (3)  Die Art aber des Bündnisses mit dem Teufel ist eine doppelte: einmal feierlich, mit ebenso feierlichem Gelübde, dann privatim, was zu jeder Zeit und Stunde mit dem Dämon geschehen kann. Die erste, feierliche Art geschieht, wenn die Hexen an einem festgesetzten Tage nach einem bestimmten Sammelplatze kommen, wo sie den Teufel in angenommener Menschengestalt sehen; und während er sie zur Treue gegen sich ermahnt, gegen zeitliches Glück und langes Leben, empfehlen ihm die Anwesenden die aufzunehmende Novize. Findet der Dämon, daß die Novize oder der Schüler geneigt ist, den Glauben und den allerchristlichsten Kult zu verleugnen und die dicke Frau, (so nennen sie die allerheiligste Jungfrau Maria) und die Sakramente nie mehr zu verehren, dann streckt der Dämon die Hand aus; und ebenso die Novize oder der Schüler; und diese versprechen mit Handschlag, dies zu halten. Nachdem der Dämon diese Versprechungen empfangen hat, fügt er sofort hinzu: „Das genügt noch nicht"; und wenn der Schüler fragt, was denn noch weiter zu tun sei, fordert der Dämon noch die Huldigung, die darin besteht, daß (die Novize oder der Schüler) mit Leib und Seele, für alle Zeit ihm angehöre und nach Kräften auch andere, beiderlei Geschlechts, zu gewinnen suchen wolle. Endlich fügt er noch hinzu, sie sollten sich Salben aus den Knochen und Gliedern von Kindern, und zwar besonders von solchen, die durch das Bad der Taufe wiedergeboren sind, bereiten, wodurch sie alle ihre Wünsche mit seinem Beistande erfüllt sehen würden.  - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris: Der Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)

Teufelspakt (4)  In etwas mehr als zwei Jahren ließ Ingeborg 82 Mal den Teufel erscheinen, zu Preisen, die schließlich zwanzig, fünfundzwanzig und einmal sogar dreißig Millionen (alte) Francs erreichten. DieUste ihrer Kunden umfasst sechs Abgeordnete (von denen drei tatsächlich Minister wurden und einer nur Staatssekretär), sieben hohe Staatsbeamte, elf Unternehmer, sechs höhere Offiziere ab General, zwei Professoren der medizinischen Fakultät, verschiedene Sportler, mehrere Couturiers, Restaura-teure, den Direktor einer Zeitung und sogar einen Kardinal, während die übrigen Kandidaten der Welt der Künste, der Literatur und vor allem des Theaters und des Films angehören. Es waren alles Männer, mit Aus-: nähme einer schwarzen Opernsängerm, deren Ehrgeiz es war, die Rolle der Desdemona zu singen: Kurze Zeit, nachdem sie ihren Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, konnte sie ihren Traum dank einer »Negativ«-Inszenierung verwirklichen, die Ärgernis erregte, der Sängerin und dem Regisseur jedoch einen hohen Bekanntheitsgrad sicherten: Die Rolle des Othello wurde von einem Weißen gesungen, alle anderen Rollen wurden von schwarzen Künstlern (oder von geschminkten Weißen) gespielt, und zwar in ebenfalls »vertauschten« Kostümen und Bühnenbildern, wo alles, was hell oder weiß war (das Taschentuch und das Kopfkissen zum Beispiel, um nur diese beiden unentbehrlichen Requisiten zu nennen) dunkel oder schwarz wurde und umgekehrt.

Niemand äußerte je einen Zweifel an der »Realität« der Erscheinung und der Echtheit des Paktes. Ein einziges Mal wunderte sich einer ihrer Kunden darüber, dass er nach wie vor einen Schatten hatte und sich weiterhin im Spiegel sah, und Ingeborg musste ihm klarmachen, dass dies ein Privileg sei, das Mephistopheles ihm gewähre, um ihm zu ersparen, »erkannt und öffentlich bei lebendigem Leib verbrannt« zu werden.

Soweit Ingeborg und Blunt das feststellen konnten, war die Wirkung des Paktes fast immer segensreich: Die Gewissheit der Allmacht genügt in der Regel, dass jene, die dem Teufel ihre Seele verkauft hatten, die Wunder vollbrachten, die sie von sich selber erwarteten. Auf jeden Fall hatte das Paar keine Kundenbeschaffungsproblerne. Kaum drei Monate nach ihrer Ankunft musste Ingeborg bereits die Anträge, die es hagelte, ablehnen und den Bewerbern immer höhere Tarife, immer längere Wartezeiten und immer strengere Vorbereitungsprüfungen abverlangen. Als sie starb, war ihr »Bestellbuch« für über ein Jahr gefüllt, mehr als dreißig Bewerber warteten, bis sie an die Reihe kamen, und vier von ihnen begingen Selbstmord, als sie von ihrem Tod erfuhren.   - (per)

Teufelspakt (5)   „Die Schwarzkünstler, Hexen und Zauberer machen mit dem Teufel einen ordentlichen Pakt, sie verleugnen die allerheiligste Dreifaltigkeit, den christlichen Glauben, die seligste Mutter Gottes, die lieben Heiligen, alle Kirchen-Sacramenta, treten deren Bildnis, das heilige Kreuz mit Füssen, lassen sich auf des obersten Teufels Namen und in aller ändern Teufel Namen umtaufen, schwören denselben die Treue, beten ihn mit gebogenen Knieen an, unterschreiben sich mit ihrem eigenen Blut, geloben sich ihm an und gebrauchen ohne Unterlass seinen Beistand, werden auch von ihm an unterschiedlichen Orten des Leibes mit verschiedenen Figuren gezeichnet, all wo sie hernach keine Empfindlichkeit haben, küssen den Teufel von hinten und vorn, treiben mit demselben (wie ich davor halte) ihrer Einbildung nach Unzucht und fleischliche Vermischung, tragen versteckter Weise die heiligen Hostien mit sich auf die Hexentänze und Convente, haben viele Jahre aufeinander ihre Teufel als Puller und legen dergleichen, wenn sie von ihren Ehemännern aus dem Bett hinwegfahren, statt ihrer unter menschlicher Gestalt zu dem Ehemann in das Bett an die Seite."  - Nach (hel)
 
Teufel Wünsche Magie
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