Teufelsbeweis (empirischer) Für diese seine Gewohnheit, von den Seelen Besitz zu ergreifen, haben wir einen sicheren Beweis im Evangelium. Ich meine die Stelle, wo es über Judas heißt, „daß der Satan in ihn fuhr". Judas also ist mit Sicherheit die erste Vermenschlichung des Teufels auf der Erde.

Doch Im Laufe der Jahrhunderte bestätigte sich bei vielen berühmten Männern, vor allem bei herrschenden Männern, die teuflische Natur. Einer der ersten, den man als vom Satan inkarniert glaubte, war Nero. Ihm folgten Attila, Theoderich, Ezzelino da Romano, Friedrich der II. von Schwaben, Iwan der Schreckliche, Napoleon und Hitler. Nach Ansicht Luthers war der römische Papst seiner Zeit nur der Dämon in päpstlichem Gewand. Und die Katholiken wiederum nannten den rebellischen Mönch „Sohn Satans". Auch diejenigen Fürsten und Staatshäupter, die Ihre Untertanen grausam und ruchlos behandelten, und jene, welche Gegner und Verfolger der Kirche und Christi waren, hielt man für inkarniert oder für Kinder Satans. Jeder erbarmungslos befehlende Scharfrichter ist in den Augen des Volkes eine Inkarnation des Teufels.

Aber wie sind diese Inkarnationen zu verstehen? Handelt es sich um eine vorübergehende oder zeitweilige, aber immer wiederkehrende teuflische Besitzergreifung, oder geradezu um eine unmittelbare fleischliche Nachkommenschaft des Bösen?

Im sechsten Jahrhundert behauptete Jornandes, daß die Hunnen vom Dämon erzeugt seien und sich aus Verzweiflung darüber mit den barbarischen Zauberern verbunden hätten. Ezzelino da Romano, der berüchtigtste und blutrünstigste Tyrann Veronas, war laut dem Geständnis seiner Mutter Adelina, der Sohn Luzifers.

Auch Robert der Teufel, der 1027 Herzog der Normandie wurde, hielt man für den Sohn Luzifers, obwohl er während der Rückkehr von einer frommen Pilgerfahrt nach Jerusalem (1035) in Nikäa starb. Offenbar jedoch hat er seinen Bruder, den Herzog Richard III vergiftet, und seinen Beinamen soll er seiner Grausamkeit im Krieg verdankt haben. Natürlich sind das alles nichts mehr als Legenden. Die diabolischen Besitzergreifungen aber, von denen wir auch in neuerer Zeit eindeutige Beweise haben, sind keinesfalls legendär. Denn dem Teufel ist es nach der Theologie nicht unmöglich, sich einer Seele zu bemächtigen, für sie zu entscheiden und für sie zu sprechen mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen Tod und Verderben zu bringen.

Am christlichen Maßstab gemessen handeln und denken jedoch manche Machthaber so, als ob Luzifer in ihrer Person ständigen Aufenthalt genommen hätte.

Der Fürst dieser Welt, der sich seit einiger Zeit nicht mehr in eigener Person zeigen will, wie er es im Mittelalter tat, kann sich als Bevollmächtigter gerade dieser Welt der menschlichen Wesen bedienen, um auf der Erde die Abtrünnigkeit und den Schrecken zu vermehren. Die Weltgeschichte vor und nach Christus bestätigt die satanischen Verwüstungen und Inkarnationen und dementiert sie nicht.   - Giovanni Papini, Der Teufel. Anmerkung für eine zukünftige Teufelslehre. Stuttgart 1955

 

Beweis, theologischer Teufel

 

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