eufel, schöner  Das Gesicht dieses  Teufels hatte ein doppelgeschlechtliches Aussehen, und auch in den Linien seines Körpers zeigte sich die Weichheit antiker Bacchusleiber. Seine schönen schmachtenden Augen, von düsterer und unbestimmter Farbe, glichen Veilchen, die noch mit den schweren Tränen des Gewitters beladen sind, und seine halbgeöffneten Lippen heißen Räucherpfannen, denen der feine Geruch des Duftwarenladens entströmte, und jedesmal, wenn er seufzte, leuchteten nach Moschus duftende Insekten auf, flatternd im Brand seines Atems.

Um seinen Purpurmantel rollte sich als Gürtel eine schillernde Schlange, die ihm, erhobenen Hauptes, ihre glühenden Blicke schmachtend zuwandte. An diesem lebendigen Gürtel hingen, im Wechsel mit Phiolen, die mit unheimlichen Säften gefüllt waren, glänzende Messer und chirurgische Werkzeuge. In der rechten Hand hielt er eine andere Phiole mit rotleuchtendem Inhalt und der seltsamen Aufschrift: »Trinkt, dies ist mein Blut, eine vortreffliche Herzstärkung«; in der Linken eine Geige, die ihm ohne Zweifel dazu diente, seine Freuden und Schmerzen zu singen und die ansteckende Kraft seiner Liebesbrunst in den Nächten des Hexensabbats zu verbreiten.

An seinen zarten Knöcheln hingen Ringe einer zerbrochenen Goldkette, und wenn das lästige Gefühl, das sie erzeugten, ihn zwang die Augen zu Boden zu senken, schaute er mit eitlen Blicken auf die Nägel seiner Fußzehen, glatt und glänzend wie schön geschnittene Steine.

Er betrachtete mich mit seinen von schmerzlicher Trostlosigkeit wunden Augen, aus denen eine verfängliche Trunkenheit floß.  - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C. B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich  1977 (detebe 20387)

 

Teufel

 

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