Teufel, reformierter    Zunächst war Luther ein deutsches Bauernkind. In den Erinnerungen seiner Kindheit, wie sie in dem Kreise der Tischgenossen zu Wittenberg lebendig wurden, hat der Teufel ein sehr altertümliches, ja heidnisches Gepräge. Er macht noch die schädlichen Stürme, die Engel aber die guten Winde, wie einst die Riesenadler vom Weltenrande her durch ihren Flügelschlag taten.* Er sitzt als Nix unter der Brücke und zieht Mädchen ins Wasser, mit denen er in Ehe lebt. Er dient als Hausgeist im Kloster, bläst als Kobold das Feuer an, legt als Zwerg seine Wechselkinder in die Wiegen der Menschen, betört als Nachtmar die Schlafenden auf das Dach zu steigen und tobt als Poltergeist in den Kammern. Zwar der Tintenfleck auf der Wartburg ist nicht zur Genüge beglaubigt, aber von einem unerfreulichen Geräusch, welches Satan ebendaselbst bei nächtlicher Weile mit einem Sack Haselnüsse angestellt hat, wusste Luther wohl zu erzählen. Auch im Kloster zu Wittenberg polterte der Teufel, als Luther bei Nacht im Rempter studierte, unter ihm in der Kirchenhölle so lange, bis Luther sein Büchlein zusammenraffte und zu Bette ging. Später ärgerte er sich, dass er dem Hanswurst nicht getrotzt hatte.

So fest stand Luther in dem alten Volksglauben . . . Die Folge solchen Glaubens war, dass Teufelserscheinungen auch in der neuen Kirche ganz gewöhnlich wurden. Der Schwärmer erblickte den Satan im Kampfe mit dem Schutzengel, selbst den Argen begegnete, dass sie ihn da sahen, wo er am unbequemsten war. So viel wir dadurch vom Aussehen des Teufels erfahren, erschien er 2uweilen als bleicher Mann in dunkler geistlicher Tracht, zuweilen in der alten volkstümlichen Maske oder in den phantastischen Formen, welche durch die Erfindung der Maler und Holzschneider geläufig wurden, nicht selten aber auch in modernem Anzug, in blauem Hut mit adliger weisser Feder, oder z. B. einem exaltierten Hutmacher zu Spandau 1594 als finsterer Mann in einem Wolfspelz. Die Anfechtung des Spandauers machte — nebenbei bemerkt — grosses Aufsehen und veranlasste kurfürstliche Dekrete, in denen zur Busse gemahnt und vor der Hoffart gewarnt wurde. Der Kampf zwischen Engeln und Teufeln ging in diesem Falle vorzüglich gegen die Kleiderpracht und die grossen Halskrausen . . .  

* Winde sind nichts anderes, denn gute und böse Geister.   Luthers Tischreden

  - (hel)

Teufel

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