est  Turings Artikel beginnt mit dem Satz: "Ich beabsichtige, die Frage zu erörtern: können Maschinen denken?'" Da das, wie er betont, vorbelastete Ausdrücke sind, sollten wir offensichtlich nach einem funktionellen Ansatz suchen. Ein solcher, sagt er, ist in dem enthalten, was er "Imitiationsspiel" nennt; heute kennt man es unter der Bezeichnung Turing-Test. Turing führt ihn wie folgt ein:

Es spielen drei Teilnehmer, ein Mann (A), eine Frau (B), und ein Fragesteller (C), der männlich oder weiblich sein kann. Der Fragesteller befindet sich allein in einem Zimmer. Für ihn ist das Ziel des Spiels, herauszufinden, welcher der beiden anderen der Mann ist und welcher die Frau. Sie sind ihm unter den Etiketten X und Y bekannt, und am Schluß des Spiels sagt er entweder „X ist A und Y ist B" oder aber:

"X ist B und Y ist A". Es ist dem Fragesteller erlaubt, A und B auf folgende Weise zu befragen:

C: "Kann X mir bitte die Länge seines oder ihres Haars nennen?"

Nehmen wir nun an, X sei tatsächlich A, dann muß A antworten. Das Ziel von A in diesem Spiel ist es, zu versuchen, C zu einer falschen Identifikation zu bringen. Seine Antwort könnte also lauten:

A: "Mein Haar ist stufig geschnitten, und die längsten Strähnen sind etwa 20 cm lang."

Damit der Klang der Stimme dem Fragesteller keine Anhaltspunkte gibt, sollte die Antwort schriftlich oder, noch besser, getippt abgegeben werden. Ideal wäre es, wenn die beiden Zimmer durch einen Fernschreiber verbunden wären. Ansonsten könnten die Fragen und Antworten auch von einem Vermittler überbracht werden. Aufgabe des dritten Spielers (B) ist es, dem Befrager zu helfen. Die beste Strategie dürfte für ihn wohl darin bestehen, wahrheitsgemäße Antworten zu geben. Er kann seinen Antworten Dinge beifügen wie "Ich bin die Frau, höre nicht auf ihn". Aber das fruchtet nichts, weil der Mann ähnliche Bemerkungen machen kann.

Nun stellen wir die Frage: "Was geschieht, wenn eine Maschine die Rolle von A in diesem Spiel übernimmt?" Wird der Fragesteller, wenn das Spiel auf diese Weise gespielt wird, ebenso eine falsche Entscheidung treffen, wie wenn das Spiel von einem Mann und einer Frau gespielt wird? Diese Frage ersetzt unsere ursprüngliche Frage: "Können Maschinen denken?"   - (hof)

Test (2)   Visitors werden die Heroinsüchtigen genannt. Diesen Namen tragen sie nach einer Fernsehserie der achtziger Jahre, deren Protagonisten Ratten verspeisten und unter einer scheinbar menschlichen Haut grünliche, schleimige Schuppen verbargen. In Secondigliano benützt man die Visitors als Versuchskaninchen, als menschliche Versuchskaninchen, um die Verschnitte auszuprobieren. Um herauszufinden, ob ein Verschnitt schädlich ist, welche Reaktionen er hervorruft, wie weit man das Pulver strecken kann. Wenn die »Zuschneider« viele Versuchskaninchen brauchen, werden die Preise gesenkt. Von zwanzig Euro für die Dosis gehen sie bis auf zehn herunter. Das spricht sich herum, und die Heroinsüchtigen kommen für ein paar Gramm sogar aus den Marken und aus Lukanien. Der Markt für Heroin bricht zusehends zusammen. Die Zahl der Heroinabhängigen geht immer mehr zurück. Sie sind verzweifelt. An allen Gliedern zitternd, steigen sie in Busse, nehmen mehrfaches Umsteigen mit der Bahn in Kauf, fahren nachts, machen Autostop und gehen kilometerweit zu Fuß. Aber das billigste Heroin in ganz Europa ist jede Anstrengung wert. Die »Zuschneider« der Clans empfangen die Visitors, schenken ihnen eine Dosis und warten dann ab. - Roberto Saviano, Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra. München 2006

Test (3)    „Höre," sprach der Wüstling, „mein Glück ist gemacht, allein ich könnte bei der Überführung meines Geldes überfallen werden und wenn das der Fall ist, dann habe ich den Strick zu erwarten. Ich bin überzeugt, daß dieser Tod sehr süß ist, aber da die Frauen, an denen ich die ersten Todesängste auf diese Weise erprobte, mir niemals die Wahrheit gesagt haben, so möchte ich an meiner eigenen Person das Experiment machen. Ich möchte wissen, ob bei dieser Todesstrafe tatsächlich eine Ejakulation eintritt, wenn ich mich einmal überzeugt haben werde, daß dieser Tod nur eine Spielerei ist, werde ich nur um so kühner dem Schicksal trotzen, denn nicht das Ende meines Lebens erschreckt mich, ich fürchte die Qualen eines grausamen Todes und möchte nicht beim Sterben leiden." „O, mein Herr," sprach Justine, „trotzdem lieben Sie es, die anderen zu quälen." „Nicht trotzdem, sondern gerade eben deswegen. Stellen wir also einen Versuch an. Du sollst alles an mir tun, womit ich dich gequält habe. Ich werde auf diesen Schemel steigen, mich nackt ausziehen, du wirst das Seil um meinen Hals schlingen, während ich mich dabei kitzle; dann, sobald du an mir einen Ständer siehst, wirst du den Schemel zurückziehen und icb werde aufgehängt bleiben. Du wirst mich solange daran hängen lassen, bis du entweder Schmerzensäußerungen sehen wirst oder einen Wollusterguß. Im ersteren Fall wirst du das Seil sofort abschneiden, im zweiten Fall wirst du die Natur handeln lassen und mich erst ablösen, wenn ich entladen habe. Nun, Justine, ich lege mein Leben in deine Hände, deine Freiheit und dein Glück sollen der Preis deines guten Betragens sein." „O, mein Herr," erwiderte Justine, „dieser Vorschlag ist seltsam." „Nein, nein, ich will es," erwiderte Roland und legte seine Kleider ab, „aber führe dich gut auf." Wozu hätte Justine noch zögern sollen, war Roland nicht Herr über sie? Und wie immer seine Absichten waren, die Justines waren rein.

Roland begann mit der einleitenden Handlung, und das Gespräch fiel auf die Delisle. „Diese Person ist nicht so viel wert wie du," sprach er, „sie ist nicht so interessant, wenn sie weint, und ich quäle sie weniger gerne wie dich. Sie wird daran glauben müssen, Justine, sicher."  „So zahlen Sie also Ihre Schulden, mein Herr?" „Ist es so nicht am besten? Vorwärts, laß mich deine Arschbacken küssen, Justine, und sei sicher, daß ich die Delisle töten werde,"  und bei diesen Worten schwang sich Roland auf den Schemel. Justine band nun seine Hände und schlug das Seil um den Kopf.   Bald bedrohte das Glied Rolands den Himmel, und er gab Zeichen, daß Justine die Unterlage fortziehen möge. Würde man es glauben, auf dem Gesichte Rolands zeigten sich bloß Zeichen von Wonne, und bald spritzten Fluten von Samen gegen die Decke.  - (just)

Test (4)   Aguaratunpa spannte seine Hängematte auf und legte sich zur Ruhe. An einem Zweig sah er noch eine Frucht, welche die Diebe zurückgelassen hatten. Aguaratunpa rief nun den Wind herbei, und dieser schüttelte den Zweig, an dem die Algarrobofrucht saß, so daß sie herunterfiel. Die Frucht fiel Aguaratunpa mitten ins Auge. Der Fuchsgott war nun tot.

Bald kamen alle Geier, um von Aguaratunpa zu essen. Sie schickten den Kolibri, um ihren großen Häuptling, den weißen Kondor, Ururuti, zu holen, damit dieser von Aguaratunpa esse.

»Hütet euch, er ist nicht tot; er stellt sich nur tot, um unsern großen Häuptling zu fangen«, sagte einer der Geier. »Gewiß ist er tot«, sagte die Fliege und kroch unter dem Schwanz des Fuchsgottes hinein und aus einem Nasenloch heraus, durch das andere hinein und so unter dem Schwanz wieder heraus.

»Er ist nicht tot«, sagte der Geier.

»Er ist tot«, sagte die Fliege und legte Eier in Aguaratunpas Augen, so daß sie voll Würmer waren. Als der weiße Kondor kam, näherte er sich Aguaratunpa, um zu essen. »Hüte dich, er ist nicht tot«, sagte der Geier. »Er ist tot«, sagte die Fliege und kroch wieder unter Aguaratunpas Schwanz hinein und durch das eine Nasenloch heraus, durch das andere hinein und dann unter dem Schwanze wieder heraus.

Der weiße Kondor begann nun von Aguaratunpa zu essen. Dieser fuhr auf, nahm ihn gefangen und band ihn mit einer Kette von Silber.  - Südamerikanische Indianermärchen. Hg. Felix Karlinger und Elisabeth Zacherl. München 1992 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

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