Tempi   Miriam gelang es, sich in der ersten natürlichen Phase zu kontrollieren (Kontorsionen und Große Bewegungen) und in den Leidenschaftlichen Stellungen (zweite Phase), aber vor dem Orgasmus (Delirium und Große Krise) stieß sie schrille Laute aus. Ich versuchte, sie zu küssen, um ihr den Mund zu schließen.

Die erste und die zweite Vereinigung dienen mir vor allem dazu, das Terrain zu sondieren, um Miriams natürlichen Rhythmus zu erfassen und das richtige Maß in den Tempi zu finden. In der dritten Vereinigung benützte ich ein klassisches Thema (Corelli) aus einer Chaconne. Basso continuo, langsa-

mer Rhythmus. In der vierten Vereinigung versuchte ich ein paar einfache Variationen vom Typus Diminuendo-Crescendo, Diminuendo-Crescendo, was einfache Rythmen sind, die man am Konservatorium schon im ersten Jahr lernt; sie verlangen aber doch schon eine gewisse Übereinstimmung. Bei der fünften Vereinigung gab es einen Bruch. Ich überließ mich einer barocken Phantasie (Typus Boccherini) mit improvisierten Variationen, um zu sehen, bis zu welchem Punkt Miriam mir folgen würde. Ihre Antwort war hervorragend, aber die Begeisterung feuerte sie so an, daß sie in der Großen Krise ein paar Sekundenbruchteile zu früh war. In solchen Fällen folge ich der Frau mit einer raschen Justierung. Ich bin präzis wie eine Vacheron & Constantin, aber ich kann die Tempi auch ändern, wenn es nötig ist. Miriam gab sich keine Rechenschaft über das kleine Problem, das sie verursacht hatte, wie sollte sie auch? In der sechsten Vereinigung hielt ich mich an den Rhythmus eines Wienermarsches, um dann in einem großen Finale à la Dvorak zu explodieren, ein Triumph.

Der letzten Vereinigung hätte ich gern ein feierliches, fast erhabenes Gepräge gegeben, auch weil ich der Meinung bin, daß dieses Schema einem großen Finale am ehesten entspricht. Aber in manchen Fällen nimmt die Bewegung ihren eigenen Lauf. Die Tempi waren also Largo-Andante-Allegretto und für das Finale eine Fuge wie in den Messen des 18. Jahrhunderts.  - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst 1966)

 

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