empelbetrieb  Man kann wohl sagen, daß die großen alten Kulturen eine positivere Einstellung gegenüber der Sexualität hatten als moderne westliche Gesellschaften. Sie begegneten dem Thema mit großer Neugierde und Einfallsreichtum. Das gilt auch für die Prostitution. die, wenn nicht das älteste Gewerbe der Welt, dann sicherlich das zweitälteste — nach den Schamanen und Schamaninnen — ist. Sie reicht bis in die frühe Steinzeit zurück. In vielen alten Gesellschaften war Prostitution eine offen betriebene, institutionalisierte und häufig sogar heilige Aktivität. Der früheste Beleg dafür stammt aus dem Irak, wo Texte wie das Gilgamesch-Epos zeigen, daß Prostitution während des zweiten Jahrtausends v. Chr. fester und durchaus respektabler Bestandteil des babylonischen Tempelbetriebs war. Tonplatten mit eindeutigen Darstellungen, die man bei Tempeln ausgegraben hat, reichen noch weitere tausend Jahre zurück.

Der griechische Historiker Herodot, der Babylon um 450 v. Chr. besuchte, berichtet, daß Prostitution für jede Bürgerin der Stadt eine heilige Pflicht war: »Jede babylonische Frau mußte einmal in ihrem Leben in den Tempel der Aphrodite gehen und sich dort einem Fremden hingeben. ... Hat die Frau sich einmal dort hingesetzt, darf sie nicht eher nach Hause zurückkehren, als bis ein Mann ihr eine Münze in den Schoß wirft, sie mit sich nimmt und ihr beiwohnt. Wenn er die Münze wirft, muß der Mann sagen: ›Im Namen der Göttin Mylitta (Aphrodite)‹ ... Es ist gleichgültig, welchen Wert die Münze hat ... Die Frau muß dem erstbesten Mann folgen, der ihr Geld zuwirft. Hat sie sich ihm hingegeben, so ist ihre Pflicht gegenüber der Göttin erfüllt und sie darf nach Hause gehen.«

Prostitution brachte den babylonischen Tempeln Reichtum, so daß sich aus ihnen die ersten großen Finanzzentren entwickeln konnten. - (erf)

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