empel  Bethöhle, Beschummelhaus, unchristliche Kirchenzauberbude (s. Kirche}, das Gewerk(schafts)haus der heidnischen oder jüdischen Wortzauberer, der geweihte, feierliche, heilige Bau für die Vornahme der auf das Wohlergehen seiner Be- und Anwohner abzielenden Bewegungs- und Wortfaxereien (s. Faxerei, feierlich, Orakel, Weihe, heilig), der überdachte Altar, die gaukelbefestigte Priesterburg, das irdische Götterschloß, das ummauerte und umsäulte Himmelssteueramt (s. Amt, Opfer, Menschenopferung, Großstadt, Staat). - (se)

Tempel (2) Lukianos, ein griechischer Schriftsteller des 2. Jahrhunderts nach Christus, berichtet von seiner Besichtigung des Astartetempels zu Hieropolis.

Doch sucht man in seinem Bericht vergeblich genaueren Aufschluß über die dort vollzogenen Riten. Offenbar ist ihm nichts aufgefallen außer einer pittoresken Äußerlichkeit: »Der Tempel enthält kostbare Gegenstände, uralte Opfergaben, eine Menge wunderbarer Gegenstände, Statuen, die man anbetet, und Götter, die stets gegenwärtig sind. Es trifft zu, daß dort die Statuen schwitzen, sich bewegen und Orakel von sich geben.«

Denn wenn Steine Töne von sich geben, wenn sie fliegen und atmen, eine Atmung haben, die ihnen eigen ist, so haben die Statuen gleichfalls einen Atem, und das ist zweifellos der Geist des Gottes.

»Wenn der Tempel geschlossen ist«, sagt Lukianos, »läßt sich im Altarraum oft eine Stimme vernehmen. Viele haben sie gehört.« Bei geöffnetem Tempel scheint der Betrug nicht funktioniert zu haben. Es gibt immer Schwindler neben den Initiierten.

»Ich habe«, fährt Lukianos fort, »den geheimen Schatz des Tempels gesehen, wo zahlreiche Reliquien und Kostbarkeiten aufbewahrt werden: Stoffe und gesondert aufgestellte Gegenstände aus Gold und Silber.

Der Tempel enthält außerdem Stoßzähne von Elefanten, Tongeschirr, äthiopische Stoffe; in der Vorhalle stehen zwei riesige Phalli. Auch kann man in der Tempeleinfriedung ein sitzendes Männchen aus Erz mit einem riesigen Glied sehen.

Der Ort selbst, wo sich der Tempel von Hieropolis erhebt, ist ein mitten in der Stadt gelegener Hügel. Er ist von zwei Mauern umgeben. Eine dieser Mauern ist alt, die andere kann nicht lange vor unserer Zeit gebaut worden sein. Die Propyläen haben eine Ausdehnung von ungefähr hundert Faden (hundertsechzig Metern). Unter diesen Propyläen stehen Phalli von dreißig Faden (achtundvierzig Metern) Höhe. Auf einen dieser Phalli klettert zweimal jährlich ein Mann hoch und hält sich sieben Tage lang da oben auf. Diese Ersteigung hat folgende Gründe: Das Volk ist überzeugt, daß der Mann von dieser erhöhten Stelle aus mit den Göttern spricht und das Wohlergehen ganz Syriens von ihnen erbittet, und daß diese sein Gebet aus größerer Nähe vernehmen. Andere sind der Meinung, es geschehe zu Ehren Deukalions und zur Erinnerung an jenes traurige Ereignis, als die Menschen in ihrer Angst vor der Überschwemmung auf die Berge flüchteten. (Der Tempel von Hieropolis wies ein Loch auf, durch welches das Wasser der Sintflut abgelaufen sein soll.) Um den Phallus zu besteigen, legt der Mann eine starke Kette um den Phallus und um seinen Körper herum und klettert dann mit Hilfe von Holzstücken hoch, die so weit aus dem Phallus vorspringen, daß er den Fuß darauf setzen kann. Je höher er kommt, desto mehr strafft er die Kette, wie Wagenlenker die Zügel straffen. Wenn nicht dies, so hat man doch gewiß erlebt, wie in Arabien oder Ägypten die Palmen bestiegen werden, und versteht somit, was ich sagen will. Am Ende seines Weges läßt unser Mann eine andere, überaus lange Kette, die er bei sich hat, herunter, und zieht mit ihrer Hilfe alles, was er braucht, zu sich hinauf: Holz, Kleider, Geschirr. Er macht sich damit eine Bleibe, eine Art Nest zurecht, setzt sich hinein und verbringt dort die genannte Zeit. Die herbeiströmende Menge bringt ihm teils Gold, teils Silber und teils Kupfer; man legt diese Opfergaben vor ihn hin und zieht sich zurück, wobei jeder seinen Namen nennt.

Ein anderer Priester ist anwesend und wiederholt ihm hochaufgerichtet die Namen; hat er sie verstanden, spricht er für jeden ein Gebet. Während des Betens schlägt er auf ein ehernes Instrument, das einen lauten, gellenden Ton von sich gibt.

Der Mann schläft nicht. Wenn er sich dem Schlaf überläßt, soll ein Skorpion bis zu ihm hinaufkriechen und ihn durch einen schmerzhaften Stich wecken. Das ist die Strafe dafür, daß er geschlafen hat. Der Skorpion gilt dort als heilig und göttlich.« - Antonin Artaud, Heliogabal oder Der Anarchist auf dem Thron. München, Frankfurt am Main 1980 (zuerst 1967)

Tempel (3)  Plötzlich fühlten sie unter ihren Füßen etwas selsam Weiches. Funken blitzten und sprühten, sie gingen wie im Feuer. Spendius betastete den Fußboden und erkannte, daß er sorgfältig mit Luchsfellen bedeckt war; dann schien es ihnen, als ob ein großer nasser Strick, kalt und klebrig, zwischen ihren Füßen hinglitt. Spalten in den Mauern ließen schmale weiße Streifen Lichts durchdringen.

Sie schritten bei diesem Dämmerdunkel vorwärts. Endlich unterschieden sie eine große schwarze Schlange. Sie schoß rasch vorbei und verschwand.

»Fliehen wir!« schrie Mâtho. »Das ist sie ... ich fühle sie ... sie kommt.«

»Nein«, antwortete Spendius, »der Tempel ist leer.«

Ein blendendes Licht zwang sie, die Augen niederzuschlagen. Jetzt bemerkten sie rings auf den Wänden eine Menge Tiere, abgemergelt, mit aufgesperrten Mäulern, die Krallen gespreizt, in unheimlichem, grausigem Durcheinander dargestellt. Schlangen hatten Füße, Stiere Flügel. Fische mit Menschenköpfen fraßen Früchte, aus den Kinnladen der Krokodile blühten Blumen hervor, und Elefanten mit aufgerichteten Rüsseln erhoben sich in die freie Luft, stolz wie Adler. Mit gräßlicher Kraftfülle reckten sie ihre unvollständigen und vervielfältigten Glieder in unnatürlicher Weise. Es war, als ob sie mit vorgestreckter Zunge ihre Seele ausspeien wollten; alle diese Gestalten machten den Eindruck, als sei die Büchse der Urkeime plötzlich geborsten und als ob sich ihr Inhalt auf die Wände des Saales ergossen hätte.

Zwölf Kugeln von blauem Kristall standen im Kreise ringsherum, von tigerähnlichen Ungeheuern getragen. Ihre Augäpfel standen hervor wie bei den Schnecken, und indem sie ihre kurzen Rücken beugten, wendeten sie sich nach dem Hintergrunde, wo auf einem Elfenbeinwagen die göttliche Rabbetna thronte, die Allfruchtbare, die zuletzt Erschaffene.

Schuppen, Federn, Blumen und Vögel reichten bis zu ihrem Leibe. Als Ohrringe trug sie silberne Zimbeln, die an ihre Wangen schlugen. Ihre großen, starren Augen blickten sie an, und ein glänzender Stein, auf der Stirn in ein unzüchtiges Symbol gefaßt, erleuchtete den ganzen Saal und widerstrahlte über der Tür in kupfernen Spiegeln.

Mâtho tat einen Schritt vorwärts, aber eine Platte wich unter seinen Füßen, und die Kugeln begannen sich zu drehen, die Ungeheuer zu brüllen; eine Musik erhob sich, melodisch und rauschend, wie die Harmonie der Planeten. Tanits wilde Seele brauste durch den Raum. Mâtho hatte das Gefühl, als erhebe sie sich, als recke sie sich durch die hohe Halle, als breite sie ihre Arme weit aus. - Gustave Flaubert, Salammbô. Köln 2000 (zuerst 1862)

Tempel (4)  Die Götterbilder in dem Tempel waren ganz verfallen, daß man sie nicht mehr unterscheiden konnte. Dichte Spinnengewebe überzogen die Tür, und zollhoch lag der Staub. So ging er denn hinaus ins Freie. Da fand er eine alte Treppenstufe. Er breitete die Reisetasche auf dem Stein aus, band sein Pferd an einen alten Lebensbaum, holte die Feldflasche aus der Tasche, machte sich's bequem und trank. Der Tag war heiß gewesen. Nach heftigem Regen klärte es sich eben wieder auf. Der neue Mond neigte sich zum Untergang. Er war vom Trinken angenehm benebelt, schloß die Augen und wollte schlafen.

Plötzlich hörte er im Tempel ein raschelndes Geräusch. Ein kühler Wind strich ihm über das Gesicht, daß er zusammenschauerte. Da sah er eine Frau aus dem Tempel herauskommen in alten, schmutzigen, roten Kleidern, das Gesicht kreideweiß wie eine getünchte Wand. Vorsichtig schlich sie vorüber, als fürchtete sie, einem Menschen zu begegnen. Dem Soldaten fehlte es nicht an Mut. So stellte er sich schlafend und regte sich nicht. Mit halb geschlossenen Augen blinzelte er nach ihr. Da sah er, wie sie aus dem Ärmel einen Strick hervornahm und verschwand. Er merkte nun, daß er's mit einem erhängten Gespenst zu tun hatte. Leise erhob er sich und ging ihr auf dem Fuße nach. Richtig ging sie ins Dorf.

Als sie an ein Haus kam, da schlüpfte sie durch eine Türspalte in den Hof. Der Soldat sprang über die Mauer ihr nach. Es war ein Haus mit drei Zimmern. Im hintersten brannte eine Lampe mit trübem Glimmerschein. Er blickte durch die Fensterritze in das Zimmer. Da sah er eine Frau von etwa zwanzig Jahren, die saß auf ihrem Bett und seufzte tief, und von ihren Tränen war ihr Tuch ganz naß geworden. Neben ihr lag ein kleines Kind, das schlief. Die Frau blickte nach dem Dachbalken hinauf. Bald weinte sie,baldstreicheltesie das Kind. Als der Soldat näher hinsah, da war der Geist der Erhängten auf dem Balken. Den Strick hatte sie sich um den Hals gelegt und machte die Bewegung des Erhängens. Sooft sie mit der Hand winkte, sah die Frau zu ihr hinauf. So dauerte es eine lange Zeit.

Endlich sprach die Frau: „Du sagst, es sei am besten zu sterben. Gut, ich will sterben; aber ich kann mich von dem Kind nicht trennen."

Dann brach sie wieder in Tränen aus. Das Gespenst lachte und lockte sie aufs neue.

Da sprach die Frau entschlossen: „Es ist aus. Ich will sterben."

Mit diesen Worten öffnete sie ihre Kleiderkiste, zog neue Kleider an und schminkte sich vor dem Spiegel. Dann zog sie eine Bank heran und stieg hinauf. Sie band ihren Gürtel ab und knüpfte ihn an den Balken. Schon hatte sie den Hals ausgestreckt und wollte hinunterspringen, da wachte das Kind plötzlich auf und fing an zu weinen. Die Frau stieg wieder hinunter und säugte ihr Kind und tätschelte es auf den Rücken. Und wie sie tätschelte, da weinte sie,  also daß die Tränen wie eine Perlenschnur ihr aus den Augen fielen. Das Gespenst runzelte die Stirn und zischte, als fürchte es, seine Beute zu verlieren. Nach einer kleinen Weile war das Kind fest eingeschlafen, und die Frau begann wieder, nach oben zu blicken. Dann erhob sie sich, stieg auf die Bank und war eben im Begriff, mit der Hand die Schlinge um den Hals zu legen, als der Soldat laut zu schreien und gegen das Fenster zu trommeln begann. Er schlug es entzwei und stieg ins Zimmer hinein. Die Frau fiel zu Boden und das Gespenst verschwand. Der Soldat brachte die Frau wieder zum Bewußtsein. Er sah von dem Balken einen Strick herunterhängen, wie eine Schleife ohne Ende. Weil er wußte, daß er dem Gespenst der Gehängten gehörte, nahm er ihn an sich.

Dann sprach er zu der Frau: „Gib gut acht auf dein Kind! Man hat nur ein Leben zu verlieren."

Damit ging er hinaus.

Es fiel ihm ein, daß sein Gepäck und sein Esel noch im Tempel waren. So ging er hin, es zu holen. Als er vors Dorf hinauskam, da stand auch schon das Gespenst auf dem Weg und wartete auf ihn.

Sie verneigte sich und sprach: „Seit vielen Jahren such ich schon nach einer Stellvertretung, und heute, da es so weit war, habt Ihr mir das Geschäft verdorben. Da ist nichts mehr zu machen. Doch ich habe ein Ding, das ich in der Eile zurückgelassen habe. Sicher habt Ihr's gefunden. Darf ich bitten, mir's zurückzugeben! Wenn ich nur dieses Ding habe, so macht mir's nichts, daß ich keine Stellvertretung finde."

Da zeigte ihr der Soldat den Strick und sagte lachend: „Das ist wohl jenes Ding? Aber wenn ich dir's zurückgebe, so wird sich sicher jemand erhängen. Das kann ich nicht dulden."

Mit diesen Worten wickelte er den Strick sich um den Arm, trieb sie weg und sprach: „Geh! Geh"!

Nun wurde die Frau zornig. Ihr Gesicht wurde grünschwarz, ihr Haar hing wild zerzaust den Nacken herab, blutunterlaufen starrten ihre Augen, die Zunge hing weit aus dem Munde hervor. Sie streckte ihre beiden Hände aus und wollte ihn fassen. Der Soldat schlug mit geballter Faust nach ihr. Aus Versehen schlug er sich dabei selbst an die Nase, so daß das Blut heruntertropfte. Er spritzte einige Tropfen Blut nach ihr, und weil die Geister Menschenblut nicht leiden mögen, so ließ sie ab von ihm, stellte sich einige Schritte von ihm auf und begann zu fluchen. So dauerte es eine gute Weile, bis der Hahn im Dorfe krähte. Da verschwand das Gespenst. - (chm)

Tempel (5)


 Tempel mit Objekt der Verehrung

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Tempel (6) - 1933 beobachtete ich eine Einweihungszeremonie der Maria Lionza in San Felipe.

- Ich war auf einen Baum geklettert und sah durch ein Loch im Tempeldach.

- Der Tempel bestand aus einem länglichen Gebäude, das durch einen Vorhang in der Mitte in zwei Räume geteilt war.

- Im ersten Raum stand die Gemeinde.

- Im zweiten befand sich der Altar mit Heiligenbildern und ein Tisch voller Flaschen mit Alkohol, Sardinendosen, Tabak in Rollen, Zigarren, Blumen, Kerzen, Geldstücken . .

- Im zweiten Raum waren: Der Mojan, der Priester, und das Medium, das eingeweiht werden sollte.

- Dies Medium lag wie eine Mumie, in Tücher gerollt, auf dem Boden.

- Vor den Füssen stak ein Pickel in der Erde, von dem ausgehend eine Schnur über das Medium hinweg bis oben an die östliche Wand des Tempels gespannt war.

- Durch die Schnur stiegen die Juane, die Königinnen in den Tempel herunter.

- Diese Schnur hatte die Funktion des Mittelpfeilers im haitianischen Vaudou.

- Auch gab es eine Peitsche mit sieben Knoten.

- Der Mojan hypnotisierte das Medium.

- Nachdem die Zeremonie begonnen hatte, durfte niemand mehr eintreten.

- Die Fragen der Gläubigen gingen durch den Vorhang hindurch an den Mojan, der Mojan gab sie an das Medium weiter.

- Zur Einweihung wurde das Medium in einen Sarg gelegt. Ein Freimaurer aus San Felipe hatte diese Dinge eingeführt.

- Aber der Sarg wurde nicht geschlossen!

- Es wurde nur ein weisses Leichentuch darüber gelegt.

- Es wurden dicke Zigarren geraucht.  - (pet)

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Saufhaus
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