eich     Es ist nichts unangebauetes / nichts ödes / nichts unfruchtbares / nichts todes in dem ganzen Welt-Gebäude; es ist darinnen kein wüster Klumpen / keine Verwirrung als nur dem äußerlichen Scheine nach. Es hat hiermit bei nahe eben die Bewandtnis / als wie uns ein Teich vorkommen würde / wenn wir ihn nach einer gewissen Distanz betrachteten / nach welcher man eine undeutliche und verwirrte Bewegung und / so zu reden / ein unordentliches Wimmeln derer Teich-Fische erblicken würde / ohne daß man die Fische selbst von einander zu unterscheiden vermögend wäre. - Gottfried Wilhelm Leibniz,  Monadologie

Teich (2)   Die Knaben belustigten sich zuweilen damit, bis auf den Grund eines drei Meter tiefen Teiches zu tauchen und sich an den Wurzeln unten festzuhalten, um zu sehen, wer am längsten unter Wasser bleiben konnte. Paul und Lloyd beschlossen nach gegenseitigen Anzapfungen zusammen zu tauchen. Als ich ihre harten, entschlossenen Gesichter im Wasser verschwinden sah, durch das sie schnell niedersanken, ahnte ich gleichsam, daß etwas Schreckliches geschehen würde. Die Sekunden vergingen, die Ringe im Wasser verschwanden, der Spiegel des Teiches wurde wieder glatt und ruhig, aber weder der dunkle noch der blonde Kopf tauchte wieder auf, um Atem zu schöpfen. Wir Zuschauer begannen ängstlich zu werden. Der von dem ausdauerndsten Knaben aufgestellte Zeitrekord war längst geschlagen, aber immer noch zeigte sich keiner von ihnen. Einige Luftblasen, die langsam zur Oberfläche emporquollen, zeigten, daß ihre Lungen sich von Luft entleerten, und einen Augenblick darauf stiegen auch keine Luftblasen mehr empor. Jede Minute erschien wie eine Ewigkeit, und schließlich stürzte ich mich ins Wasser, außerstande, die Spannung noch länger zu ertragen.

Ich fand sie auf dem Grunde, krampfhaft an die Wurzeln geklammert; ihre Köpfe waren nicht einen Fuß voneinander entfernt, und sie starrten sich gerade in die Augen. Sie litten schreckliche Qualen, wanden sich vor Pein bei ihrem freiwilligen Erstickungsversuch, aber keiner von ihnen wollte loslassen und sich für besiegt erklären. Ich versuchte, Pauls Hände von der Wurzel loszureißen, aber er leistete kräftigen Widerstand. Dann mußte ich selbst an die Oberfläche, um Luft zu schöpfen.  - Jack London, Der Schatten und das Funkeln. In: J.L., Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 14, Hg. Jorge Luis Borges

Teich (3)   Wer weiß? - Eines schönen Abends taucht eine unwahrscheinliche Maschine aus den Fluten (ein Boot, das man eigentlich Ballon nennen müßte), beladen mit Ungeheuern, die an irgendeiner enormen, mit künstlicher Luft gefüllten Blase hängen. Diese Luft wäre in profundis hergestellt, so wie wir das Wasserstoffgas für unsere Luftballons herstellen, und die Ungeheuer wären in ein seidiges Gewebe von unbekanntem Tang gekleidet. Dieser Aufstieg von Krabben, künftigen Eroberern unserer Küsten, wäre das Widerspiel zum Einbruch der unsichtbaren Spinnen, welche zu uns in einem Vakuumsack herabgekommen sind. Ihre feuchte Heimat ist vielleicht erfüllt von Wundern. Ich sehe absonderliche, stehende Teiche darinnen, welche eine rätselhafte Flüssigkeit, schwerer als Quecksilber, enthalten. Sie liegen still, wie unsere Tümpel still am Grunde des Luftmeeres liegen und wie die Luft im Grunde des luftleeren Raumes schlummert - und ich glaube, daß diese Teiche des Abgrunds von erstaunlichen Tieren bevölkert sind, welche die Fische Fische nennen. - Maurice Renard, Die blaue Gefahr. Frankfurt am Main 1989 (st 1596, Phantastische Bibliothek, zuerst 1911)

Teich (4)  

Teich (5)  

- Apollonia Saintclair

Teich (6)  Der Eiskellerbau spiegelte sich im Aktienteich und machte das Wasser düster. Trotzdem gab es Fische im Aktienteich. Alte Männer, mit Kautabak hinter eingesunkenen Lippen, angelten am Klemhammerparkufer und fingen, gegen Abend, handgroße Plötze. Entweder warfen sie die Plötze wieder zurück oder sie gaben sie uns. Denn essen konnte man die Plötze eigentlich nicht. Sie waren durch und durch modrig und verloren auch in frischem Wasser nichts von ihrer lebendigen Faule. Zweimal wurden Leichen aus dem Aktienteich gefischt. Vor dem Ausfluß des Strieß-bachs hielt ein Eisenwehr Treibholz an. Dort trieben die Leichen an: einmal war es ein alter Mann, einmal eine Hausfrau aus Pelonken. Ich kam jedesmal zu spät, um die Leichen sehen zu können. So sehnlich, wie Jenny in den Eiskellerbau hinein verlangte und Tulla auf ein Kind aus war, wollte'ich eine richtige Leiche sehen; aber wenn Verwandte in der Koschneiderei starben - meine Mutter hatte dort Tanten und Cousinen - war der Sarg immer schon zu, wenn wir in Osterwick ankamen. Tulla behauptete, auf dem Grund des Aktienteiches lägen kleine Kinder, mit Steinen beschwert. Tatsache war, daß der Aktienteich sich zum Ersäufen junger Katzen und Hunde anbot. Auch ältere Katzen schwammen manchmal ziellos und aufgedunsen, fingen sich endlich am Wehr und wurden von dem städtischen Wärter - der hieß Ohnesorge wie der Reichspostminister - mit einer Hakenstange herausgefischt. Aber nicht deshalb stank der Aktienteich, er stank, weil die Abwässer der Brauerei in ihn flössen. «Baden verboten» stand auf einer Holztafel. Wir nicht, nur die Jungens aus dem Indianerdorf badeten trotzdem und rochen immer, auch im Winter, nach Aktienbier.  - (hundej)

 

Wasser

 


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