autropfen
Nichts hindert, sich zu denken, wenn es einmal keiner Nerven zur Empfindung
bedarf, daß, wenn das Tautröpfchen morgens auf der Pflanze liegt, sie es wie
einen Strahlpunkt der Kühlung fühle, und wenn dann die Sonne aufsteigt, sie
das Sonnenbildchen darin wie einen Strahlpunkt der Wärme fühle und dann fühle,
wie es den Tau allmählich wegleckt. Ein niedliches Spiel von Empfindung, was
auf einem Tierpelz eben nicht stattfinden kann; deshalb schüttelt eben dieser
Pelz den Tautropfen ab; deshalb macht die Pflanze ihre Hände hohl dagegen. Der
Glanz und die Pracht, welche die beperlte Wiese äußerlich für uns hat, ist,
denke ich, bloß ein äußerlicher Abglanz von der Seelenfreude, welche sie innerlich
hat... - Gustav Theodor Fechner, Nanna oder Über
das Seelenleben der Pflanzen. In: G. T. F., Das unendliche Leben. München 1984 (zuerst 1848)
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