auschwert
Der Held ist arm. Als einziges Gut besitzt er em Weizenkorn, das er mit
Hilfe einer List gegen einen Hahn, diesen gegen ein Schwein, dieses gegen einen
Ochsen, diesen gegen einen Leichnam und diesen endlich gegen eine lebendige
Prinzessin eintauscht. Man sieht, daß der Tote hier Objekt und nicht mehr Subjekt
ist. Statt Partner, mit dem man verhandelt, ist er ein Werkzeug, mit dem man
spielt im Hinblick auf eine Spekulation, zu der auch Lüge und Betrug gehören.
Manche Gesellschaften nehmen gegenüber ihren Toten eine Haltung dieses Typus
ein. Sie verweigern ihnen die Ruhe und mobilisieren sie: zuweilen im wörtlichen
Sinn, wie es beim Kannibalismus und der Nekrophagie der Fall ist, wenn die Lebenden
das Ziel verfolgen, sich die Tugenden und Kräfte des Verstorbenen einzuverleiben;
manchmal im symbolischen Sinn wie in jenen Gesellschaften, die von Prestigerivalitäten
beherrscht sind und deren Mitglieder die Toten ständig um Beistand bitten müssen,
wenn ich so sagen darf, urn durch Beschwörung der Ahnen und genealogische Betrügereien
ihre Privilegien zu rechtfertigen. Mehr als andere fühlen sich solche Gesellschaften
beunruhigt durch die Toten, die sie mißbrauchen. Sie stellen sich vor, daß diese
ihnen die Verfolgung heimzahlen werden und daß sie desto anspruchsvoller und
streitsüchtiger gegenüber den Lebenden sind, je mehr diese von ihnen zu profitieren
suchen. Doch ob es sich nun um eine gerechte Teilung handelt wie im ersten Fall
oder um eine entfesselte Spekulation wie im zweiten, so herrscht doch in beiden
Fällen die Idee vor, daß es sich bei den Beziehungen zwischen Toten und Lebenden
nicht vermeiden läßt, zu teilen.
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(str2)
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