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Talisman (2) Er fummelte in seinem Umhang herum und zog ein Stück Elfenbein hervor, etwa von der Größe einer Schachfigur, das ein Loch aufwies, durch das eine aus den steifen Haaren eines Elefantenschwanzes geflochtene Schnur gezogen war. Auf diesen Gegenstand, der von einer rostigbraunen Farbe war, sprach er ein paar leise Worte, die ich nicht verstand, und reichte ihn mir dann.
Ich nahm den Talisman, denn für das hielt ich ihn, hielt ihn ins Licht, um ihn genauer betrachten zu können, und zuckte so scharf zusammen, daß ich ihn beinahe fallen gelassen hätte. Ich weiß nicht mehr genau, warum ich zusammenfuhr, doch glaube ich, daß irgend etwas von ihm auf mich übersprang. Zikali fuhr ebenfalls zusammen und stieß einen Schrei aus.
»Sei vorsichtig, Macumazahn. Bin ich noch so jung, daß ich es ertragen kann, zu Boden geworfen zu werden?«
»Was soll das heißen?« fragte ich, immer noch auf das Ding starrend, das, wie ich jetzt erkannte, eine naturgetreue Darstellung des alten Zwerges Zikali war, so wie er jetzt vor mir auf dem Boden hockte. Da waren die tiefliegenden Augen, der große Kopf, der krötenartige Körper, das lange Haar, alles.
»Es ist eine sehr hübsche Schnitzerei, nicht wahr, Macumazahn? Ich bin geschickt in dieser Kunst, mußt du wissen, und kann das deshalb beurteilen.«
»Ja, ich weiß«, antwortete ich und dachte dabei an eine andere Statuette aus seiner Hand, die er mir am Morgen des Todes derer gegeben hatte, nach der sie modelliert worden war. »Aber was ist damit?«
»Macumazahn, es ist mir über Äonen hinweg zu Gehör gekommen, denn, wie du vielleicht erfahren haben magst, geben alle großen Medizinmänner ihre Weisheit und einiges von ihrem Wissen an einen anderen Beherrscher der Geister weiter, der noch auf Erden weilt, so daß nichts davon verlorengeht, oder zumindest so wenig wie möglich, und auch daß durch solche Abbildungen jemandem die Kraft dessen gegeben werden möge, der sie geschaffen hat.«
Mir fielen die Ka-Statuen der alten Ägypter ein, über die ich gelesen hatte. Diese Statuen, mit einem Zauber versehen und in die Gräber der Verstorbenen gesetzt, bewohnen diese auf ewig als Doppelgänger der Toten und sollen mehr Macht besitzen, als jene jemals zu ihren Lebzeiten gehabt haben. Doch davon sagte ich nichts zu Zikali, weil ich glaubte, daß das zu viele Erklärungen erfordert hätte, obwohl ich mich wunderte, wie er auf die gleiche Idee gekommen sein mochte.
»Wenn dieses Elfenbeinsruck über deinem Herzen hängt, Macumazahn, wo du es immer tragen mußt, wisse, daß in ihm die Kraft Zikalis liegt; der Gedanke, der sein Gedanke sein sollte, und die Weisheit, die seine Weisheit sein sollte, werden deine Begleiter sein, so als ob er an deiner Seite ginge und dich vor jeder Gefahr warnen würde. Außerdem ist dieses Zeichen, in Nord und Süd und Ost und West, Menschen bekannt, die, wenn sie es sehen, niederknien und ihm gehorchen und dem eine Straße öffnen werden, der die Medizin des Öffners von Straßen trägt.«
»Wirklich?« sagte ich lächelnd. »Und was ist die Farbe auf diesem Elfenbein?«
»Ich vergaß dir zu sagen, Macumazahn, daß ich dies von einem Ahnen erhielt, der es nach demselben Muster schuf, nach dem ich geschaffen wurde. Die Farbe wirkt wie Blut, nicht wahr? Wirklich ein Jammer, daß Mameena nicht mehr lebt, da sie, deren Erinnerungsvermögen so hervorragend war, dir den Grund dafür hätte sagen können.« Und während er sprach, warf er mit einer Bewegung, die sowohl sicher als auch schnell war, die Schnur aus Elefantenhaar über meinen Kopf.
Hastig wechselte ich das Thema, da ich das Gefühl hatte, daß dieser alte
Zauberer, der schrecklichste Mensch, den ich jemals kennengelernt hatte, und
dem der Tod von Mameena so nahegegangen war, sich, wie es seine Art war, auf
eine hinterhältige Art an mir rächte. -
Henry Rider Haggard, Sie und Allan. München 1985 (zuerst ca. 1910)
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