ag,
Jüngster
Tage sind gleichsam Kinder der Zeit, weil der folgende Tag, mit dem was
er enthält, das Erzeugnis des vorigen ist. Wie nun das letzte Kind seiner Eltern
jüngstes Kind genannt wird: so hat unsre Sprache beliebt, den letzten Tag (den
Zeitpunkt, der alle Zeit beschließt) den jüngsten Tag zu nennen. Der jüngste
Tag gehört also annoch zur Zeit; denn es geschieht an ihm noch irgend etwas
(nicht zur Ewigkeit, wo nichts mehr geschieht, weil das Zeitfortsetzung sein
würde, Gehöriges): nämlich Ablegung der Rechnung der Menschen von ihrem Verhalten
in ihrer ganzen Lebenszeit. Er ist ein Gerichtstag; das Begnadigungs-
oder Verdammungs-Urteil des Weltrichters ist also das eigentliche Ende aller
Dinge in der Zeit, und zugleich der Anfang der (seligen
oder unseligen) Ewigkeit, in welcher das jedem zugefallne
Los so bleibt, wie es in dem Augenblick des Ausspruchs (der Sentenz) ihm zu
Teil | ward. Also enthält der jüngste Tag auch das jüngste Gericht zugleich
in sich. - Wenn nun zu den letzten Dingen noch das Ende der Welt, so wie sie
in ihrer itzigen Gestalt erscheint, nämlich das Abfallen der Sterne vom Himmel
als einem Gewölbe, der Einsturz dieses Himmels selbst (oder das Entweichen desselben
als eines eingewickelten Buchs), das Verbrennen beider, die Schöpfung eines
neuen Himmels und einer neuen Erde zum Sitz der Seligen, und der Hölle zu dem
der Verdammten, gezählt werden sollten: so würde jener Gerichtstag freilich
nicht der jüngste Tag sein; sondern es würden noch verschiedne andre auf ihn
folgen. - Immanuel Kant, Das Ende aller Dinge
Tag,
Jüngster
(2) Manche glaubten, Mohammed Achmed, der Mahdi
von 1883, schliefe in einer Höhle in der Nähe Bagdads. Und am Letzten Tage,
wenn der Prophet Christus el-Islam wieder als die Religion der Welt begründet,
wird er wieder erwachen und Dejal, den Antichrist, an einer Kirchentür irgendwo
in Palästina erschlagen. Der Engel Asrafil wird mit einem Trompetenstoß alles
töten, was die Erde bevölkert, und mit einem anderen die Toten zum Leben erwecken.
Doch der Engel der Wüste, Gebrail, hatte alle Trompeten unter dem Sand verborgen.
Die Wüste allein genügte, den Letzten Tag zu prophezeien.
»Oben, in der Gegend von Bahr el-Abijad, im heißen Urwald, ist ein Ort, der
Faschoda heißt. Die Fremden - Inglizi, Feransawi - werden dort eine große Schlacht
beginnen, die sich in alle Richtungen ausdehnt und die ganze Welt verschlingt.«
»Und Asrafil wird seine Trompete blasen«, knurrte Gebrail. »Aber er kann
nicht. Er ist eine Lüge, seine Trompete ist eine Lüge. Die einzige Wahrheit...«
»Ist die Wüste, die Wüste. Wahijat abuk! Gott schütze
uns vor ihr.«
Und der Feigenverkäufer ging fort in den Rauch, um neuen Schnaps zu holen.
-
(
v
)