System, geschlossenes   In der Physik umschreibt der Wärmetod die Folge des thermischen Gleichgewichts eines abgeschlossenen Systems.

Gemäß dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik enthält ein abgeschlossenes System im thermischen Gleichgewicht ein höchstmögliches Maß an Unordnung (Entropie). Zudem kann die Entropie in einem solchen System zwar gleich bleiben oder zunehmen, aber niemals abnehmen. Wenn also alle möglichen Prozesse vollendet sind, die Temperatur überall gleichförmig ist und eine maximale Entropie erreicht ist, nimmt jegliches makroskopische Geschehen im System zwangsläufig ein Ende.

Unter der Annahme, dass unser Universum ein abgeschlossenes System ist, bedeutet dies, dass alles Leben im Universum irgendwann einmal erlöschen wird. Dies wird auch als der „Wärmetod des Universums“ bezeichnet und teilweise in philosophischen Betrachtungen als Beweis für die Unvermeidbarkeit des Weltuntergangs angeführt. Nach dem gegenwärtigen Stand der Physik ist jedoch nicht bewiesen, dass das uns bekannte Universum überhaupt ein abgeschlossenes System ist.- Wikipedia

System, geschlossenes (2)

System, geschlossenes (3) Murphys Geist stellte sich sich selbst als eine große hohle Kugel vor, die hermetisch vom äußeren Universum abgeschlossen war. Dies bedeutete keine Verarmung, da er nichts ausschloß, was er nicht selbst enthielt. Nichts war je im äußeren Universum gewesen, war noch darin oder würde darin sein, was nicht virtuell oder wirklich oder in der Entwicklung vom virtuellen Zustand zur Wirklichkeit oder aus der Wirklichkeit in den virtuellen Zustand fallend bereits in seinem inneren Universum vorhanden war.

Dadurch geriet Murphy jedoch nicht in den idealistischen Teer. Es gab das geistige Faktum, und es gab das physische Faktum, die beide gleich wirklich, wenn auch nicht gleich angenehm waren.

Er unterschied zwischen dem Wirklichen und Virtuellen seines Geistes nicht wie zwischen Form und formlosem Verlangen nach Form, sondern wie zwischen dem, was er sowohl geistig als auch physisch erfahren hatte, und dem, was er nur geistig erfahren hatte. Somit war die Form des Fußtritts wirklich und die der Liebkosung virtuell.

Der Geist fühlte seinen wirklichen Teil oben und klar, seinen virtuellen Teil unten und im Dunkel verschwindend, ohne dies jedoch mit dem ethischen Yo-Yo zu verbinden. Die geistige Erfahrung war scharf von der physischen Erfahrung getrennt, ihre Kriterien waren nicht die der physischen Erfahrung, die Übereinstimmung eines Teils ihres Inhalts mit der physischen Wirklichkeit verlieh diesem Teil keinen höheren Wert. Er funktionierte nicht einem Wertprinzip gemäß und konnte nicht dementsprechend eingeteilt werden. Er bestand aus Licht, das ins Dunkel überging, aus Oben und Unten, aber nicht aus Gut und Böse. Er enthielt Formen mit Parallelen in einer anderen Seinsart und Formen ohne Parallelen, aber nicht richtige Formen und falsche Formen: Er fühlte keinen Widerstreit zwischen seinem Licht und Dunkel und keine Notwendigkeit dafür, daß sein Licht sein Dunkel verschlänge. Die Notwendigkeit bestand darin, mal im Licht zu sein, mal im Halbdunkel und mal im Dunkel. Das war alles.

So fühlte Murphy sich selbst m zwei gespalten, in einen Körper und einen Geist. Sie hatten anscheinend Verkehr, sonst hätte er nicht wissen können, daß sie irgend etwas gemeinsam hatten. Aber er fühlte seinen Geist als etwas Körperdichtes und begriff weder, durch welchen Kanal der Verkehr stattfand, noch wie die beiden Erfahrungen sich überlagern konnten. Er war davon überzeugt, daß die eine Erfahrung nicht aus der anderen zu folgern war. Er dachte nicht an einen Fußtritt, weil er ihn fühlte, und er fühlte auch keinen Fußtritt, weil er daran dachte. Vielleicht verhielt sich die Kenntnis des Fußtritts zu dem wirklichen Fußtritt wie zwei Größen sich zu einer dritten verhalten. Vielleicht gab es außerhalb von Raum und Zeit einen nicht-geistigen nicht-physischen Fußtritt seit aller Ewigkeit, der Murphy vage in seinen aufeinander bezogenen Arten des Bewußtseins und der Ausdehnung als der Fußtritt in intellectu und der Fußtritt in re offenbart wurde. Wo aber war die höchste Liebkosung?

Wie dem auch sei, Murphy war bereit anzunehmen, daß diese teilweise Kongruenz seiner geistigen und seiner körperlichen Welt auf irgendeinen ähnlichen Prozeß einer übernatürlichen Determination zurückzuführen war. Das Problem war nicht sehr interessant. Jede Lösung war ihm recht, die nicht gegen das mit Murphys zunehmendem Alter starker werdende Gefühl verstieß, daß sein Geist ein geschlossenes System wäre, das keinem anderen Wandlungsprinzip als seinem eigenen unterworfen, selbstgenügsam und gegen die Wechselfälle des Körpers gefeit wäre. Unendlich viel interessanter als die Tatsache, wie es dazu kam, war die Art und Weise, in der es ausgenützt werden könnte.

Er war gespalten, ein Teil von ihm verließ nie diese geistige Kammer, die sich selbst als eine Sphäre voller Licht vorstellte, das ins Dunkel überging, weil es keinen Ausweg gab. Aber die Bewegung in dieser Welt hing von der Ruhe in der äußeren Welt ab. Ein Mann liegt im Bett und möchte schlafen. Eine Ratte ist hinter der Wand, an seinem Kopfende, und möchte sich bewegen. Der Mann hört, wie die Ratte sich rührt, und kann nicht schlafen, die Ratte hört, daß der Mann sich rührt, und wagt nicht, sich zu bewegen. Sie sind beide unglücklich, einer rührt sich, und der andere wartet, oder beide sind glücklich, die Ratte bewegt sich, und der Mann schläft.

Murphy konnte, auch wenn er körperlich sozusagen auf dem Damm war, mit Hilfe einer Art geistigen tic douloureux, der für seine Parodie des vernünftigen Verhaltens ausreichte, schlecht und recht denken und erkennen. Aber das war es nicht, was er unter Bewußtsein verstand.

Sein Körper versetzte sich mehr und mehr in einen Schwebezustand, der weniger fragil war als der Schlaf, zu seiner eigenen Bequemlichkeit und damit sein Geist sich bewegen könne. Es schien wenig von diesem Körper übrig zu sein, das nicht gemeinsame Sache mit diesem Geist machte, und dies Wenige überließ sich gewöhnlich seiner eigenen Müdigkeit. Die Entwicklung von dem, was wie ein heimliches Einverständnis zwischen zwei sich völlig Fremden aussah, blieb für Murphy genauso unverständlich wie die Telekinese oder die Leydener Flasche und ebensowenig interessant. Er stellte mit Genugtuung fest, daß sie existierte und daß sein körperliches Bedürfnis mehr und mehr mit seinem geistigen zusammenfiel.

Wenn er körperlich verfiel, fühlte er, wie er geistig lebendig und frei wurde, um sich zwischen seinen Schätzen zu bewegen. Der Körper hat seinen Bestand, der Geist seine Schätze.

Es gab die drei Zonen, Licht, Halbdunkel, Dunkel, jede mit ihrer Besonderheit.

In der ersten gab es die Formen mit Parallelen, ein herrlicher Abriß des Hundelebens, die für eine neue Anordnung verfügbaren Elemente physischer Erfahrung. Hier bestand das Vergnügen in der Vergeltung, es war das Vergnügen, die physische Erfahrung umzusetzen. Der Fußtritt, den der physische Murphy bekommen hatte, wurde hier vom geistigen Murphy gegeben. Es war derselbe Fußtritt, jedoch mit korrigierter Richtung. Hier ließen die Drogisten sich langsam die Haare ausrupfen. Hier vergewaltigte Ticklepenny Miss Carridge, und so weiter. Hier wurde das ganze physische Fiasko zu einem tollen Erfolg. In der zweiten waren die Formen ohne Parallelen. Hier bestand das Vergnügen in der Kontemplation. Diesem System gegenüber gab es keine andere Art, in der es aus den Fugen sein konnte, es brauchte darum auch nicht korrigiert zu werden. Hier war die Belacqua Seligkeit und andere kaum weniger genaue.

In diesen beiden Zonen seiner privaten Weit fühlte Murphy sich souverän und frei, in der einen frei, um zu vergelten, was er empfangen, und in der anderen frei, um sich nach Belieben von einer unvergleichlichen Seligkeit zur anderen zu begeben. Es gab keine Konkurrenz.

Die dritte, die dunkle Zone, bestand aus einer Flut von Formen, einem ständigen Zusammenkommen und Auseinanderfallen von Formen. Das Licht enthielt die fügsamen Elemente einer neuen Vielfältigkeit, die körperliche, wie in Spielzeugteile zerbrochene Welt; das Halbdunkel Zustände des Friedens. Aber das Dunkel enthielt weder Elemente noch Zustände, sondern nur Formen, aber werdende und zu Fragmenten eines neuen Werdens zerfallende Formen, ohne Liebe oder Haß oder irgendein erkennbares Wandlungsprinzip. Hier gab es nur Aufruhr und die reinen Formen des Aufruhrs. Hier war er nicht frei, sondern ein Stäubchen im Dunkel absoluter Freiheit. Er bewegte sich nicht, er war ein Punkt in dem unaufhörlichen, bedingungslosen Werden und Vergehen der Linien. Gebärmutter des Irrationalen.

Es war ein Vergnügen, die Ticklepennies und Miss Carridges gleichzeitig mit einem Fußtritt in gräßliche Liebesakte zu stoßen. Es war ein Vergnügen, träumend auf der Terrasse neben Belacqua zu liegen, um zu beobachten, wie die Sonne schräg aufgeht. Aber ein wieviel größeres Vergnügen war das Gefühl, ein Geschoß ohne Herkunft oder Bestimmung zu sein, das von einem Tumult nicht-newtonscher Bewegung ergriffen wird. Es war ein so großes Vergnügen, daß Vergnügen nicht das richtige Wort war.

Somit verbrachte er in dem Maße, wie sein Körper ihn mehr und mehr in seinem Geist befreite, immer weniger Zeit im Licht, wo er auf die Sturzwellen der Welt spie; und weniger Zeit im Halbdunkel, wo die Wahl der Wonne eine Anstrengung erforderte; und mehr und mehr und mehr im Dunkel, in der Wülenlosigkeit, ein Stäubchen in seiner absoluten Freiheit.  - (mur)

 

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