winburne  «Algernon Charles Swinburne?»

Der kleine Mann fuhr herum, als habe er einen Schlag empfangen.

«Es ist eine Lüge, ich war nicht dort.» Und dann, ruhiger. «Oh, verzeihen Sie mir, Inspector. Ich vergaß mich.»

«Algernon Charles Swinburne, der Poet?» «Habe die Ehre, Sir.»

«Sagt Ihnen der Stil dieser Verse etwas, Sir?» Lestrade zog Abschriften der Reimereien aus der Tasche, die ihm in Verbindung mit den letzten beiden Morden Kopfschmerzen machten. Er hatte den Verdacht, dieser bizarre und tragische Mord sei vielleicht ein dritter in dieser Art, war jedoch noch nicht sicher.

«Sie stammen nicht von mir», sagte Swinburne. «Sie sind möglicherweise von Browning.»

Lestrades professionelles  Interesse erwachte.  Swinburne wußte etwas. «Tatsächlich?» Swinburne wurde jetzt ein wenig ruhiger und setzte sich auf die

Polsterbank. Er holte seine Taschenflasche hervor und entkorkte sie.

«Oh», er hielt inne und seine Augen flehten mitleidheischend, «Sie werden doch Watts-Dunton nichts erzählen, nicht wahr? Er glaubt, ich hätte es aufgegeben.»

Lestrade machte eine verneinende Handbewegung. «Dieser Mr. Browning. Wissen Sie zufällig, wo er ist?» «Westminster Abbey.» «Poet's Corner?» Swinburne nickte.

«Würden Sie annehmen, daß diese Verse neueren Datums sind?» «Da komme ich nicht mehr mit!» sagte Swinburne und kicherte vor sich hin. «Browning ist seit zwei Jahren tot.» Eine weitere Ziegelmauer türmte sich vor Lestrade auf, doch Swinburne hatte bereits ein neues Thema gefunden. «Erzählen Sie mir was über die Brutalität der Polizei», sagte er.

«Sir?»

«Oh, nun kommen Sie schon, Inspector. Wenn ihr einen Mann in Gewahrsam habt - wie heißt doch gleich dieser drollige Euphemismus, den ihr Burschen benutzt — ‹der Polizei bei ihren Nachforschungen behilflich sein› - ist es nicht das? Was benutzt ihr? Schlagstöcke? Peitschen? Daumenschrauben?»

Seine Stimme wurde, während er sprach, unmerklich immer lauter, und er kostete jedes Wort aus. Seine Fingerknochen wurden weiß, als er die Armlehne der Polsterbank umklammerte. Lestrade verengte die Augen, als ihm zu dämmern begann, worin Mr. Swinburnes Problem bestand. «Gummiröhren», sagte er.

Swinburnes Mund klaffte vor Vergnügen und Erstaunen weit auf. Lestrade wurde vertraulich. «Es hinterläßt keine Spuren, verstehen Sie?»

Swinburnes Stimme war ein krächzendes Flüstern. «Wo macht ihr es?»

«Zellenblock A.»

«Nein, nein, ich meine, wo am Körper? Hinterbacken, Oberschenkel?»

«Nein danke», sagte Lestrade, «ich versuche, ohne sie auszukommen.»

Er verließ das Zimmer, während Swinburne Zuflucht zu seiner Taschenflasche nahm und langsam begann, seinen Schlipsknoten zusammenzuziehen, so daß seine Augen hervortraten und sein Gesicht sich rötete. «Züchtige mich!» waren die letzten Worte, die Lestrade hörte, als er zur Treppe ging. - M. J. Trow, Lestrade und die Struwwelpeter-Morde. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1985)

Swinburne (2)  Sommer 1866: Maupassant  rettet den englischen Dichter Charles A. Swinburne vorm Ertrinken und wird in dessen Haus geladen, wo es außer einem exzentrischen Freund einen Affen und eine Totenhand gibt.  - Anhang zu (nov)
 
 

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