urrealist  

Porträt Benjamin Péret, von André Masson

4.7.1899 Geburt in Rezé, bei Nantes. 1901 Pérets Eltern trennen sich; er wird von nun an von seiner Mutter erzogen.

1905-1912 Das Kind geht fleißig "hinter" die Volksschule.

1912-1913 Schlechtes Vorbereitungsjahr für eine Gewerbeschule, an dessen Ende Péret einfach nicht mehr will.

1913-1914 Kurze Zeit an einer Schule für technisches Zeichnen.

1917 Der Nantes-Skandal: zusammen mit einem Freund bemalt Péret "eine der Statuen der Stadt". Nach polizeilichen Ermittlungen werden die Täter entdeckt und Péret wird die Einlieferung in eine Jugendstrafanstalt angedroht. Seine Mutter zwingt ihn, sich "freiwillig" zur Armee zu melden.

1917-1919 Péret wird dem 1. Kürassierregiment zugestellt. Zwischen zwei Märschen entdeckt er auf dem Compiègne-Bahnhof ein verlassenes Exemplar mit Gedichten Mallarmés. Lange Fahrt mit seinem Regiment nach Saloniki, wo er sich die Ruhr zuzieht; noch längere Rückfahrt nach Frankreich. Bis zum Ende des Krieges in Lothringen.

Ende Januar 1920 "Auftritt Benjamin Pérets" (Aragon) in Paris: er lernt die Dadaisten kennen und schließt sich ihnen an.

13.5.1921 Beim dadaistischen "Prozeß gegen Barrès" tritt Péret als der Unbekannte Soldat „mit einer stark strapazierten französischen Uniform im Stechschritt auf und beantwortet die ihm gestellten Fragen auf deutsch" (Breton). LE PASSAGER DU TRANSATLANTIQUE, mit 4 Holzschnitten von Hans Arp, Paris, collection Dada

1922 Bruch mit Dada - zusammen mit Breton, Aragon und Eluard. Anfang der surrealistischen Bewegung, der Péret bis zu seinem Tod angehört.

1923 AU 125 DU BOULEVARD SAINT-GERMAIN, mit einer Radierung von Max Ernst und 3 Zeichnungen des Autors, Paris, collection Littérature

1.12.1924 Gründung der Zeitschrift „La Revolution surréaliste". Herausgeber bis Juli 1925: Pierre Naville und Benjamin Péret. IMMORTELLE MALADIE, Gedichte, Frontispiz von Man Ray, Paris, collection Litterature

1925 IL ETAIT UNE BOULANGERE, Paris, Editions du Sagittaire und zusammen mit Paul Eluard: 152 PROVERBES MIS AU GOUT DU JOUR, Paris, La Revolution surréaliste

1927 Péret heiratet die brasilianische Sängerin Elsie Houston. Zusammen mit Breton, Aragon, Eluard und Pierre Unik tritt Péret der KPF bei, die er bereits einige Wochen später zusammen mit Breton wieder verläßt. Arbeitet kurze Zeit als Korrektor im KP-Organ „L'Humanité". DORMIR, DORMIR DANS LES PIERRES, Gedichte, mit Illustrationen und Zeichnungen von Yves Tanguy, Paris, Editions surréalistes

1928 LE GRAND JEU, Gedichte, Paris, Gallimard ET LES SEINS MOURAIENT, Prosa, Frontispiz von Joàn Miro, Marseille, Les Cahiers du Sud

1929 Zusammen mit Aragon: "1929", illustriert von Man Ray

1929-1931 Péret lebt in Brasilien (Rio de Janeiro). Aufgrund seiner politischen Aktivitäten im "Kommunistischen Bund", der Filiale der (trotzkistischen) Internationalen Linken Opposition wird er inhaftiert und schließlich des Landes verwiesen.

31.8.1931 Geburt seines Sohnes Geyser.

1932 Eintritt in die Korrektoren-Gewerkschaft (CGT) und Arbeit bei verschiedenen Pariser Zeitungen: mit dieser Tätigkeit fristet sich Péret bis zu seinem Tode seinen kärglichen Lebensunterhalt.

1934 DE DERRIERE LES FAGOTS, Gedichte, mit einer Radierung von Pablo Picasso, Paris, Editions surrealistes

1935-1936 Organisiert zusammen mit André Breton die Internationale Ausstellung des Surrealismus auf den Kanarischen Inseln.

Tritt der (trotzkistischen) Internationalistischen Arbeiterpartei (POI) bei.

JE NE MANGE PAS DE CE PAIN-LA, Gedichte, mit einer Radierung von Max Ernst, Paris, Editions surrealistes JE SUBLIME, Gedichte, 4 Original-Frottagen von Max Ernst, Paris, Editions surrealistes

Ende Juli 1936 Péret geht nach Spanien als Gesandter der POI. Arbeitet zunächst in Barcelona als Vertreter des POI-Sekretariats bei der POUM. Lernt die Malerin Remedios Varo kennen.

1937 Trennt sich von der POUM und geht an die aragonesische Front als Milizionär in einer der (anarchistischen) Durruti-Kolonnen.

Überzeugt, daß die Stalinisten die spanische Revolution abgewürgt haben, kehrt er im selben Jahr aus Spanien zurück. TROIS CERISES ET UNE SARDINE, Gedichte, mit einer Zeichnung von Y. Tanguy, Paris, GLM

1938 Eintritt in die von Breton und Trotzki gegründete FIARI (Internationale Föderation der Unabhängigen Revolutionären Kunst).

AU PARADIS DES FANTÔMES, mit einer Radierung von Joan Miro, Paris, collection Le Divertissement

1939-1940 Péret wird eingezogen und nach Nantes geschickt. Dem "Dienst zur Erfassung der Verdächtigen" unterstellt, läßt er die Namen seiner revolutionären Freunde aus der Kartei verschwinden und ersetzt sie durch die der örtlichen Priester.

1927

Die POI wird von der Regierung aufgelöst Péret macht sich an die illegale Arbeit ihres Wiederaufbaus, bis er im Mai festgenommen und in Rennes inhaftiert wird.

22.7.1940 Wird gegen Lösegeld auf freien Fuß gesetzt. Im besetzten Paris arbeitet er bis zum Jahresende wieder als Korrektor.

10.10.1940 Die französische faschistische Zeitung "Au Pilori" greift in einem Artikel „Péret, den Beschimpfer" an. Um nicht wieder im Gefängnis zu landen, lebt Péret im Untergrund.

1941 Flucht nach Marseille. Aufenthalt in der Villa „Air-Bel", dem Haus des Amerikanischen Hilfskomitees, wo er eine Reihe anderen Surrealisten und politischer Flüchtlinge - unter anderen Victor Serge - wiedertrifft.

Bis Oktober Mitarbeit in der von Revolutionären und Antifaschisten gegründeten und verwalteten Genossenschaft "Le Croque-Fruit".

Wegen seiner politischen Vergangenheit wird Péret das Einreisevisum in die USA verweigert.

November 1941 Über Casablanca gelangt Péret mit einem portugiesischen Schiff nach Mexiko, wo er sich bis 1948 aufhält.

1942 LES MALHEURS D'UN DOLLAR, Prosa, Paris

1943 Tod Elsie Houstons
Péret heiratet Remedios Varo
LE PAROLE EST A PERET, New-York, Editions surrealistes

November 1943-Dezember 1944 Unter dem Pseudonym Peralta schreibt Péret in „Contra la Corriente" („Gegen den Strom"), dem Organ der spanischen Gruppe der IV. Internationale in Mexiko. Anfang seiner kritischen Stellungnahme gegenüber dem Trotzkismus.

1945 LE DESHONNEUR DES POETES, Mexiko, Edition "Poésie et Révolution"

1946 Peralta: „Das Manifest der Exegeten", eine Antwort auf die Vor-Konferenz der IV. Internationale MAIN PORTE, Prosa, Illustrationen von Victor Brauner, Paris, Editions de la Revue Fontaine

1947 Peralta: "Offener Brief an die Internationalistische Kommunistische Partei (PCI, französische Sektion der IV. Internationale). FEU CENTRAL, Gedichtsammlung, mit 4 Original-Gouachen von Y.Tanguy, Paris, KEditeur

Ende 1947 Die mit Péret befreundeten Maler und Dichter veranstalten einen Verkauf ihrer Werke, um ihm die Rückfahrt nach Frankreich zu ermöglichen.

1948 Rückkehr nach Paris. Péret tritt der PCI bei, aber nur für sehr kurze Zeit: im selben Jahr bricht er endgültig mit der IV. Internationale.

1949 LA BREBIS GALANTE, Prosa, mit Radierungen und Zeichnungen von Max Ernst, Paris, Editions Premieres

1952 Mitarbeit an dem anarchistischen Organ "Le Libertaire"; unter anderen Texten: "Die Gewerkschaften gegen die Revolution" (zusammen mit Munis). AIR MEXICAIN, Gedicht, Paris, Librairie Arcanes

1953 MORT AUX VACHES ET AU CHAMP D'HONNEUR, Prosa, Frontispiz von Max Ernst, Paris, Editions Arcanes

1954 Kurzer Aufenthalt in Spanien LES ROUILLES ENCAGEES (unter dem Pseudonym Satyre-mont), Gedichte, Paris, Eric Losfeld

1955 Reise nach Brasilien, mit längerem Aufenthalt in Rio de Janeiro und Sao Paulo. Besucht die letzten Indianerstämme im Amazonasgebiet.

1956 Erste Symptome der Herzkrankheit ANTHOLOGIE DE L'AMOUR SUBLIME, herausgegeben von Péret

1957 LE GIGOT, SA VIE ET SON ŒUVRE, Prosa-Sammlung, mit einer Umschlagillustration von Toyen, Paris, E. Losfeld

1955 HISTOIRE NATURELLE (anonym erschienen), mit einer Radierung und 4 Zeichnungen von Toyen, Ussel

1959 Reihe schwerer Operationen am Anfang des Jahres Juli und August: Erholung bei Freunden am Atlantischen Ozean

18.9.1959 Tod in Paris

Benjamin Péret

Péret 1956

- Aus: Benjamin Péret, Die Schande der Dichter. Prosa, Lyrik, Briefe. Hamburg 1985 (Edition Nautilus)

Surrealist  (2)  Breton war diese zu nichts mehr führenden Demonstrationen leid. Sein methodischer Sinn war von Natur aus für Ordnung. Ihm schien der Auflösungsprozeß,  den er selbst gegen die  Gesellschaft und gegen die Kunst unterstützt hatte, beendet.  Außerdem wollte  er  jetzt  selbst  die Führung übernehmen und die Bewegung in eigener Richtung und zu eigenen Zielen weiterführen. - Hans Richter, Dada - Kunst und Anti-Kunst. Köln 1964

Surrealist  (3)  Oft, wenn er mit Freunden in einer lärmenden Umgebung war, einem Café zum Beispiel, schloß Robert Desnos willentlich seine Augen und begann zu improvisieren. Diese improvisierten Texte waren im allgemeinen von großer Schönheit und gewaltiger Poesie. Desnos setzte auch seinen Körper äußerst engagiert ein. Als tollkühner Demonstrant, als Raufbold mit einer Begabung für Stegreifspiele und schlagfertige Antworten verwirrte er den Gegner. Als Freund war er ein Bruder; und dieser Mann, der so leidenschaftlich für die Freiheit focht, mußte in der Atmosphäre der Besatzungszeit zum Aufsässigen werden. Wir wissen alle von seinem Mut in der Résistance und von seinem tragischen Tod.   - Michel Leiris, Die Spielregel 2. Krempel. München 1985 (zuerst 1955)

Surrealist  (4)  Alle versuchten wir, so gut es ging, mitten im Krieg unsere Aktivitäten fortzusetzen. Mit Duchamp und Fernand Leger, der auch in New York lebte, hatten wir sogar einmal vor, auf dem Dach eines Wolkenkratzers einen pornographischen Film zu drehen. Aber das Risiko war uns dann doch zu groß: zehn Jahre Gefängnis.

In New York habe ich auch Antoine de Saint-Exupéry wiedergetroffen, den ich von früher her kannte und der uns mit seinen Zaubertricks in Erstaunen versetzte. Ich traf Claude Lévy-Strauss, der sich hin und wieder an unseren surrealistischen Umfragen beteiligte, und Leonora Carrington, die aus einer Heilanstalt in Santander, wo ihre Familie sie hatte einsperren lassen, entlaufen war.

Leonora, die inzwischen von Max Ernst getrennt war, lebte allem Anschein nach mit dem mexikanischen Schriftsteller Renato Leduc zusammen. Eines Tages erschien sie in dem Haus, in dem wir uns zu treffen pflegten - bei einem gewissen Mr. Reiss -, ging geradeswegs ins Bad und nahm voll angezogen eine Dusche. Dann setzte sie sich klatschnaß in einen Sessel im Wohnzimmer und sah mich starr an. Kurz darauf nahm sie meinen Arm und sagte zu mir auf spanisch:

„Sie sehen gut aus, Sie erinnern mich an meinen Wärter."   -  Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985

Dichter Surrealismus
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