Sumpfkröte   Hymie war wie eine Kröte. Er schien geradewegs aus den Sümpfen, w< er sich im Dreck gewälzt hatte, zu Tisch zu kommen. Unflat trof, wie Honig von seinen Lippen. Man konnte es in seinem Fall kaum als Unflat bezeichnen, es gab nichts, mit dem man es hätte vergleichen können. Es war eine fließende, schleimige, klebrige Substanz, ganz aus Geschlechtlichem zusammengesetzt. Im Essen auf seinem Teller sah er nur potentiellen Samen. War es warm, behauptete er, es sei gut für die Hoden. Fuhr er mit der Straßenbahn, wußte er im voraus, daß die rhythmische Bewegung des Wagens seinen Appetit anregen, ihm einen lang anhaltenden, ‹persönlichen› Steifen, wie er es nannte, verschaffen würde. Wieso ‹persönlich› fand Ich nie heraus, aber das war sein Ausdruck. Er ging gerne mit uns aus, denn man konnte immer mit einiger Sicherheit damit rechnen, daß wir was Ordentliches auftrieben. Sich selbst überlassen, schnitt er nicht immer so gut ab. Mit uns kriegte er andere Kost zu schmecken - goitische MÖsen, wie er es ausdrückte. Er hatte eine Schwäche für goitische Mösen. Sie röchen süßer, behauptete er. Eine Goite lache leichter... manchmal mittendrin. Etwas gab es, was er nicht ausstehen konnte: schwarzes Fleisch. Es erstaunte und ekelte ihn, mich mit Valeska herumziehen zu sehen. Einmal fragte er mich, ob sie nicht besonders stark röche. Ich sagte ihm, ich hätte das gern - stark riechend, mit viel Sauce drum. Dabei errötete er fast.   - Henry Miller, Wendekreis des Steinbocks, Reinbek bei Hamburg 1972 (zuerst 1939)
 

Kröte Sumpf

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