Sujet  Soll ich Dir eine Abhandlung aber die Bedeutung des Sujets schreiben? Also, der Grund, warum Du so sauer darauf bist, den Krieg versäumt zu haben, ist der, daß der Krieg das beste Sujet von allen ist. Er bietet ein Maximum an Material, beschleunigt die Handlung und bringt alles mögliche hervor, auf das man normalerweise ein Leben lang wartet, um es zu bekommen. Liebe ist auch ein guter Gegenstand, von dem man sagen konnte, Du hättest ihn entdeckt. Ein anderer bedeutender Gegenstand ist das Geld, das uns die Reichen und die Armen beschert. Ferner Habgier. Impotenz wäre, würde ich sagen, ein fader Gegenstand. Mord ist ein guter, also bau in Dein nächstes Buch einen ordentlichen Mord ein, und dann ruh Dich aus. - Ernest Hemingway an F. Scott Fitzgerald, nach (enc)

Sujet (2) Endlich war mir ein Sujet eingefallen (für eine Erzählung und vielleicht sogar für einen Roman), einfach und solid, in dem alles gemeistert und ausgewogen war und gleichsam auf natürliche Weise seinen Platz gefunden hatte . . . und dann habe ich es vergessen. Ebenso träumte ich einmal (ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll) ein Werk, eine Dichtung, irgend etwas Schönes und Tröstliches, das mich mit einem wohligen Gefühl erwachen ließ, etwas, in dem sogar die Sätze schon fertig waren und keinerlei Unsicherheiten   oder   Schwülstigkeiten,   Unklarheiten, Holprigkeiten oder Abschweifungen aufwiesen, sondern sich alle nach ihrer rechten Bedeutung und ihrem rechten Gewicht zusammenfügten; doch nicht einen dieser Sätze oder die Grundidee des Werks oder auch nur ein Detail daraus vermochte ich im Wachzustand wiederzufinden. Im Traum hatte ich es mir laut vorgelesen und Tränen der Rührung, der Dankbarkeit, des Stolzes vergossen. -Tatsächlich vergesse ich seit einiger bzw. seit langer Zeit schlicht und im materiellen Sinn alles, was ich denke, mir ausdenke, von innen oder außen aufnehme, vor allem wenn es  verwendbar ist oder so erscheint, nämlich im Hinblick auf eine mögliche schriftstellerische Arbeit. «Materiell», sagt man: Als ob es sich tatsächlich um etwas Materielles handeln könnte und ich nicht vielmehr diese Stationen des Vergessens als ein bedeutsames, zur Hälfte vielleicht sogar gutes Zeichen interpretieren müßte. Jedoch wohin rette ich mich, wenn mir die Literatur und die übrigen Lappalien müßig erscheinen, wenn ich sie definitiv als Nutzlosigkeiten empfinde? (Diese wunderschöne Episode von Rubens und dem malenden Klosterbruder.1) Es ist recht und billig, daß sie als solche erscheinen, aber für jemanden, der dem Ganzen mißtraut oder sich etwas anderes vorstellt: für mich? Im übrigen muß das Vergessen zur anderen Hälfte ein schlechtes Zeichen sein, und zwar genau auf der Linie dieser Erwägungen; wie man vielleicht beweisen könnte, wenn man Lust dazu hätte.   

1)  Rubens entdeckt in einem kleinen spanischen Kloster ein Meisterwerk und verspricht dem Maler, einem Mönch, unsterblichen Ruhm, doch dessen Antwort lautet: «Die Unsterblichkeit ist nichts im Vergleich zur Ewigkeit.»

- (land3)
 

 

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