ubstanz   Leibnitz gieng  vom Begriff der Substanz als einem Gegebenen aus, faßte jedoch hauptsächlich ins Auge, daß eine solche unzerstörbar seyn müsse: zu diesem Behuf mußte sie einfach seyn; weil alles Ausgedehnte theilbar und somit zerstörbar wäre: folglich war sie ohne Ausdehnung: also immateriell. Da blieben für seine Substanz keine andere Prädikate übrig, als die geistigen, also Perception, Denken und Begehren. Solcher einfacher geistiger Substanzen nahm er nun gleich eine Unzahl an: diese sollten, obwohl sie selbst nicht ausgedehnt waren, doch dem Phänomen der Ausdehnung zum Grunde liegen; daher er sie als formale Atome und einfache Substanzen (Opera ed. Erdmann, p. 124, 676) definirt und ihnen den Namen Monaden ertheilt. Diese sollen also dem Phänomen der Körperwelt zum Grunde liegen, welches sonach eine bloße Erscheinung ist, ohne eigentliche und unmittelbare Realität, als welche ja bloß den Monaden zukommt, die darin und dahinter stecken. Dieses Phänomen der Körperwelt wird nun aber doch andererseits, in der Perception der Monaden, (d. h. solcher, die wirklich percipiren, welches gar wenige sind, die meisten schlafen beständig) vermöge der prästabilirten Harmonie zu Stande gebracht, welche die Central-Monade ganz allein und auf eigene Kosten aufführt. Hier gerathen wir etwas ins Dunkle. Wie dem aber auch sei: die Vermittelung zwischen den bloßen Gedanken dieser Substanzen und dem wirklich und an sich selbst Ausgedehnten besorgt eine, von der Central-Monade prästabilirte Harmonie. - Hier, möchte man sagen, ist Alles Rest.  - (schop)

Substanz (2) Eine einfache Vorstellung setzt die Materie mit dem Stofflichen gleich, mit der Substanz, das heißt mit dem, was in Raum und Zeit Bestand hat. Nun gibt es aber zahlreiche Teilchen, die nicht spontan da sind. Sie können nur dann bei einem Zusammenstoß zwischen zwei Teilchen entstehen, wenn genügend Energie zur Verfügung steht, die sich teilweise zu dem neuen Teilchen materialisiert, das heißt, wenn die Energie jeweils einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Je schwerer das neue Teilchen sein soll, desto größer muss die Energie sein, mit der die ursprünglichen Teilchen zusammenstoßen. Einige der Teilchen, die durch solche, mit hoher Energie erfolgenden Zusammenstöße entstehen, sind ganz »gewöhnliche« Teilchen wie die PROTONEN, NEUTRONEN und ELEKTRONEN, die es ständig und überall in der Natur gibt; die meisten jedoch sind schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden. Diese flüchtigen, instabilen Teilchen wandeln sich sehr rasch in andere Teilchen um, die sich oft ihrerseits in wiederum andere Teilchen umwandeln, bis die Kette bei stabilen Teilchen endet. Sie besitzen also offenbar nicht die Beständigkeit, die wir der Materie in unserem alltäglichen Denken zuweisen. Die meisten Teilchen, die von den Physikern entdeckt worden sind, existieren nur für ein paar kurze Augenblicke. - (thes)

Substanz (3) Die Substanz dieser Wirklichkeit befindet sich in einem Zustand permanenten Gärens und Keimens, verborgenen Lebens. Es gibt keine toten, festen, begrenzten Gegenstände. Alles dringt über seine Grenzen hinaus und währt nur einen Augenblick in bestimmter Form, um sie bei erster Gelegenheit aufzugeben. In den Lebensbräuchen und -gewohnheiten dieser Wirklichkeit erscheint ein Prinzip besonderer Art — die Panmaskerade. Die Wirklichkeit nimmt bestimmte Formen nur zum Schein, zum Scherz, zum Spiel an. Der eine ist ein Mensch, der andere eine Schabe, aber diese Form erreicht keine Wesenhaftigkeit, sondern ist nur eine flugs, für einen Augenblick angenommene Rolle, nur eine Haut, die im nächsten Augenblick wieder abgestreift wird. Es wird ein bestimmter extremer Monismus der Substanz angenommen, für welche die einzelnen Gegenstände lediglich Masken sind. Das Leben der Substanz beruht auf einer Verwendung einer endlosen Menge von Masken. Diese Wandlung der Formen ist das Wesen des Lebens. Deshalb fließt aus dieser Substanz auch die Aura einer gewissen Panironie. Dort ist ständig die Atmosphäre von Kulissen, von hinteren Wänden der Szene vorhanden, wo die Schauspieler nach Ablegung der Kostüme über das Pathos ihrer Rollen lachen. In der Tatsache eines allgemeinen Daseins allein ist schon Ironie, Windbeutelei, die närrisch herausgestreckte Zunge enthalten. - Bruno Schulz an Stanislaw Ignacy Witkiewicz, nach (bs)

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