tückchen, zartes  Die Alte befühlte der Kleinen den ganzen Körper und freute sich sehr und rief dann: "Geschwind, geh hin zur Nachbarin und bitte sie um die Schuppe, da ich dich das Backen lehren will."

Das Mädchen lief schnell hinüber und sagte der Nachbarin, die die Zauberin gut kannte, ihren Auftrag, und da jene ein gutes Herz hatte, sprach sie zur Kleinen: "Die, die dich füttert, macht es so mit allen Mädchen; aber anstatt sie anzulernen, läßt sie die armen Dinger auf die Schuppe treten und schleudert sie dann in den Backofen, um sich einen guten Braten zu bereiten." Das Mädchen wurde sehr traurig; aber die gute Nachbarin tröstete sie, so gut sie konnte, und sprach: "Du kannst dich retten, wenn du nämlich meinen Rat befolgst. Sobald sie dich auf die Schuppe treten läßt, sprich: ‚Ach, mit der Schuppe lerne ich doch nichts! Von hier aus kann ich ja nicht einmal in den Ofen hineinsehen! Bitte, mach du es mir einmal vor!' Und wenn sie dann auf der Schuppe steht - ich gebe dir die größte, die ich habe -, wirfst du sie in den Glutofen und bäckst sie braun, die Hexe." Das Mädchen ging wieder zur Alten, übergab ihr die Schaufel und weigerte sich hernach, auf sie zu treten. Aber die Alte ließ nicht nach und forderte sie immer wieder dazu auf. Zuletzt bat das Mädchen die Alte, sie möge ihr doch einmal zeigen, wie die Sache anzustellen sei. Aber die Alte wollte nicht und weigerte sich beständig. Aber zuletzt stieg sie doch auf die Schuppe, und als sie es der Kleinen vormachte, was sie tun solle, und sich gerade vornüber bog, versetzte die Kleine ihr einen Stoß, daß jene in den Ofen flog. Dann warf sie sich mit aller Kraft auf die Ofentür und schloß die Alte ein in die Gluten des Ofens. Dann vermauerte sie die Tür auch noch und verließ das Haus.

Draußen suchte sie schnell die Stricke zusammen, die zum Herausholen des Brunneneimers gebraucht wurden, und auch die Eimer und die Öllampen. Darauf versteckte sie diese Dinge und machte sich daran, ihr Haar weiß zu färben, ihrem Gesicht braune Falten und Runzeln zu geben und ihrem Rücken einen großen Höcker aufzusetzen. Dann kauerte sie sich in eine Ecke und erwartete den Mann der alten Hexe. Als es schon dunkelte, kam er heim. In der Stube war es finster, und das Mädchen rief mit der rauhen Stimme der immer brummigen Alten: "Da, sieh nur, was dieses dumme Mädchen mir heute zu schaffen gemacht hat. Es kam ihr in den Sinn, alle unsre Sachen bis auf die Tische und Stühle in den tiefen Brunnen zu werfen. Nun sind wir hier im Dunkeln und können kein Licht anzünden! Aber ich habe mich gerächt und habe sie verbrannt. Heute sollst du gutes, feines Essen haben!" Da freute sich der nach Menschenfleisch lüsterne Alte und rief: "Gut! Bring aber nur schnellstens das zarteste Stückchen von deiner Gemästeten." Da lief das Mädchen hinaus, öffnete die Ofentür, schnitt einen Teil von der gebratenen Hexe herunter und setzte es dem Alten vor. - Märchen aus Malta: Die Menschenfresserin

 

Leckerbissen Stück

 

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