- Bernard
Montorgueil
Stromstoß (2) «Zwei Zementspritzen und stündlich eine
frische Torfpackung», klagt der ehemalige Hauptbannführer Göpfert, «und
immer noch keine Besserung! Penicillin nicht zu bezahlen, selbst
Belladonna äußerst rar.»
Da schreitet Matern mit offener Hose auf eine
weißgekälkte Wand zu, die die Bauernstube nach Osten begrenzt. Diese
Feierstunde wird ohne Kuckuck und Fanfaren abgehalten werden. Aber gen
Osten richtet er dennoch seinen honigschwitzenden Penis. «Das Reich ist
größer als die Grenze steht!» Neun Millionen Flüchtlingsausweise stapeln
sich westwärts Matern: «Die Burg müßt Ihr halten und gen Osten das
Tor!» Ein Reiter reitet durch deutsche Lande, sucht aber ostwärts keine
Tür sondern eine simple Steckdose.
Und zwischen dieser Dose und seinem Penis entsteht Kontakt. Matern - um
es eindeutig zu sagen - pißt in die Steckdose und erhält mittels
ungebrochener Wasserlinie einen starken, elektrischen, umwerfenden und
heilsamen Schlag; denn sobald er wieder steht, bleich zitternd, unter
entsetzten Haaren, fließt aller Honig ab. Die rächende Milch gerinnt.
Die Liebesperlen rollen in Dielenritzen. Das Stangengold schmilzt.
Tropfhansl atmet auf. Läuferle tritt auf der Stelle. Die Witwentränen
versiegen. Geheilt ist der Edelschnupfen durch Stromschlag. Der Arzt
hilft sich selber. Der Hund Pluto schaute zu. Der ehemalige
Hauptbannführer Göpfert schaute zu. Natürlich schaute auch der liebe
Gott zu. Nur Frau Vera Göpfert sieht nichts; denn wie sie mit reichem
Haarknoten aus der Dorfschule zurückkommt, findet sie von Matern
allenfalls Gerüchte und ungestopfte Wollsocken: Geheilt aber nicht
erlöst verlassen Herr und Hund die verblühte Lüneburger Heide.
Von stundan ist der Tripper in Deutschland im Abklingen
begriffen. Jede Pest läutert. Jede Seuche war einmal. Jede Lust ist die
letzte.
- (hundej)
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