trohwitwer   Er begann die großen Boulevards entlangzugehen, entschlossen, ein Kino zu besuchen. Zweimal blieb er stehen, um die Plakete zu studieren, die ihm nicht zusagten. Eine Frau sah ihn beharrlich an, und er errötete fast, denn sie schien erraten zu haben, daß er Strohwitwer war.

Erwartete sie auch, daß er ›die Gelegenheit nutzte‹? Sie überholte ihn, drehte sich um, und je verlegener er wurde, um so mehr war sie davon überzeugt, daß es sich um einen schüchternen Kunden handelte. Sie flüsterte ihm sogar einige Worte zu, als sie an ihm vorbeiging, und er konnte sie nur abschütteln, indem er zu der anderen Straßenseite hinüberwechselte.

Sogar allein ins Kino zu gehen, kam ihm sündig, zumindest lächerlich vor. Er betrat eine Bar und trank einen Calvados. Aber auch da warf ihm eine Frau ein einladendes Lächeln zu.

Tausendmal hatte er sich auf Bartheken gestützt und nie dieses Gefühl gehabt.

Schließlich suchte er ein kleines Kellerkino auf, in dem nur Wochenschauen gezeigt wurden. Er wollte endlich Ruhe haben. - Georges Simenon, Maigret als möblierter Herr. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane 19, zuerst 1951)

Strohwitwer (2)  Wenn eine Ehefrau allein verreist, läuft ihr Mann im Zimmer umher und weiß mit sich nicht wohin.

Seine Fingernägel werden lang und länger, sein Kopf zittert, und sein Gesicht kriegt lauter schwarze Punkte.

Die Zimmernachbarn trösten den verwaisten Ehemann und bringen ihm Schweinesülze zu essen. Doch der verwaiste Ehemann hat keinen Appetit und trinkt meistenteils nur Teewasser,

Seine Frau unterdessen badet in einem See und stößt dabei mit dem Fuß an eine Wurzel. Unter der Wurzel schießt ein Hecht hervor und beißt sie in die Ferse. Sie schreit auf, springt an Land und eilt zu ihrem Quartier. Ihr entgegen eilt der Quartierwirtin Tochter. Der zeigt sie ihren verletzten Fuß und bittet, ihn zu verbinden.

Am Abend schreibt sie ihrem Mann einen Brief, in dem sie ihr Mißgeschick ausführlich schildert.

Ihr Mann liest den Brief und regt sich darüber derartig auf, daß ihm das Glas Wasser aus der Hand fällt. Es Fällt zu Boden und zerbricht.

Der Ehemann liest die Glasscherben auf und verletzt sich dabei die Hand.

Er verbindet sich den verletzten Finger, setzt sich mit dem verbundenen Finger hin und schreibt an seine Frau. Dann geht er den Brief einwerfen.

Doch unterwegs findet der Ehemann eine Zigarettenschachtel und in dieser Zigarettenschachtel 30000 Rubel.

Mit einem Eilbrief bittet er seine Frau dringend zurück, und sie beginnen ein glückliches Leben. - (charm)

 

Witwer

 

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