Strich  Nehmen wir an, daß ein Mann ein Freudenmädchen trifft. Die Begegnung mit einem Freudenmädchen knnn absichtlich oder zufällig sein. Die absichtliche Begegnung scheidet hier aus. Die zufällige aber ist in der Regel einseitig und liegt nur beim Manne vor, denn ein Freudenmädchen, das von Männern lebt, dessen Beruf und Erwerb ist, von Männern Geld zu verlangen, kann nicht von zufälligen Begegnungen leben. Dieses Mädchen ist daher an einem bestimmten Ort anzutreffen, oder es geht auf einer bestimmten Straße hin und her, es streift in einem bestimmten Revier und geht, wie man vulgär sagt, „auf den Strich", welcher Strich weder eine gedachte noch eine zufällige Linie ist. Trifft nun der Mann zufällig auf der Straße ein Freudenmädchen, und will er mit ihm gehen, dann hat es keine Wahl, das heißt die Neigung tritt zurück, und es muß jeden Mann annehmen. Freudenmädchen handeln berufsmäßig, was dem Spiel abträglich ist. Es versteht sich, sei aber nochmals eingeschärft, daß alles Liebesspiel auf Verlangen und Begehren beruht, auf der Neigung, denn wo diese nicht ist, kann das Liebesspiel so wenig beginnen wie bei dem, der an der Spielbank vorübergeht. Neigung zu dem zufällig erscheinenden Partner ist bei einem Freudenmädchen nicht vorauszusetzen.   - Friedrich Georg Jünger, Die Spiele. München 1959
 
 

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