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Ich bin die Inhaberin eines Salons, Sie verstehen schon, nicht
als ob ich unsittlich wäre, aber die Herren haben bestimmte Wünsche, und man
hat alle Hände voll zu tun, daß alles klappt, abends ist man wahrhaftig wie1
aus dem Wasser gezogen. Im wesentlichen Vormittagsbetrieb - ein Sprung vom Büro
oder vom Lieferwagen - bitte etwas entfernt parken! -, die meisten sind einfach,
aber dann kommt einer und will die Schülersituation mit Langschäftern und Rohrstock.
Witterung, meine Damen! Einige Herren wünschen als Einleitung gebildete Unterhaltung
- Meran oder so -, ich meine dazu: Wenn eine Frau klug ist, ist das ganz schön,
aber wenn sie es nicht ist, ist das für das Spiel ebenso unbeachtlich, als wenn
ein Geiger heiser ist. Meine Damen sind nicht unzufrieden bei mir, nur manchmal
murren sie: so viel Laufmaschen; die Ritter haben nicht alle gepflegte Hände.
Vier Paar Perlon in der Woche, das kann man nicht als Werbekosten angeben wie
beim Finanzamt. Einige Herren kommen morgens früh um acht, das hängt wohl mit
ihren geschäftlichen Konstellationen zusammen, so erlebt man das Auf und Ab
von Handel und Industrie. - Gottfried Benn, Die Stimme
hinter dem Vorhang. In: G.B., Prosa und Szenen. Ges. Werke Bd. 2. Wiesbaden
1962
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