treit Weil du in dieser streitigen Geburt lebest, so mußt du dich drücken und den Teufel lassen auf dir herreiten, aber also hart er dich schlaget, so hart schlagest du ihn wieder, so du dich wehrest. Denn wenn du gegen ihn streitest, so schürest du ihm sein Zornfeuer auf und zerstörest ihm sein Nest, das ist alsdann wie ein großer Aufruhr, als hieltest du eine gewaltige Schlacht mit ihm.

Und obgleich deinem Leibe etwas wehe geschieht, so geschieht ihm doch viel übeler, wenn er überwunden ist; so brüllet er wie ein Löwe, dem seine Jungen geraubet sind, denn der Grimm und Zorn Gottes peiniget ihn. Wenn du ihn aber zur Herberge einläßt, so wird er fett und geil und überwindet dich mit der Zeit. - (boe)

Streit (2) Plötzlich ein Krachen. Louis stürzte sich auf den Bretonen, zweifellos weil dieser ihn am Trinken hindern wollte. Sie rollten sich auf dem Boden. Die anderen traten zur Seite.

Es war Maigret, der die Kampfhähne trennte, indem er sie buchstäblich hochhob, mit jeder Hand einen.

»Was soll das? Wollt ihr euch gegenseitig umbringen?«

Der Zwischenfall dauerte nicht lange. Der Bretone, der die Hände frei hatte, zog ein Messer aus der Tasche, aber der Kommissar bemerkte es gerade noch rechtzeitig und versetzte ihm einen Tritt, daß er zwei Meter weit flog.

Er traf ihn mit dem Schuh am Kinn, das blutete. Und da warf sich Louis über seinen Kameraden, begann zu weinen und bat ihn um Verzeihung. - Georges Simenon, Maigret und das Verbrechen an Bord. München 1967 (Heyne Simenon-Kriminalromane 96, zuerst 1936)

Streit (3) Die Sonne, die das Gemüt reizt, reizt ein von Geburt schläfriges Gemüt zum Schlaf, ein von Geburt rauhes dagegen zum Streit. Die Sonne, indem sie schwelt, reizt die Sinne; die Sinne reizen den von Geburt rauhen Sinn. Der Sinn reizt die Hände, so daß dem Streiter gehörig die Finger zucken.

Der Streit ist der Krieg im kleinen, mit dem Unterschied, daß der Krieg zwischen den künstlichen Personen, den Staaten, vor sich geht, derart, daß in ihm die natürlichen aus Fleisch und Blut nur als Mittel verwendet werden, während im einfachen Streit die Streitenden die Herren des eigenen Willens sind und nicht die Untertanen der künstlichen Person, der sie gehorchen, wenn der Krieg herrscht,

Der Zweikampf wird als Element des Kriegs beschrieben. Das Wesen des Zweikampfs ist es, durch einen Akt der Gewalt den Gegner zur Erfüllung des eigenen Willens zu zwingen. Aus dem Streit mit den Worten, welcher noch zwanglos ist, entsteht der Streit mit der Faust, die ihren Willen erzwingen will.. Einer kann nicht mit sich selber im Streit sein, es sei denn, es streiten in ihm die Gedanken. Schwerlich streitet die linke Hand mit der rechten, noch schwerer das eine Auge mit dem andern. Es muß möglich sein, die Gewalt, welche die Ausfech-tung des Streites erfordert, an einer von der eignen Person verschiednen zu üben; diese zweite Gewalt rüstet sich mit den Erfindungen der Künste und Wissenschaften aus, um der ersten Gewalt zu begegnen. Die erste Gewalt tut desgleichen. Das Glas auf den Tischen ist ohne Zweifel eine Erfindung der Wissenschaft. Die Fäuste sind den Streitenden mitgegeben. Die Worte vor dem Fauststreit, die hin und her fliegenden Worte, sind eine Erfindung der Kunst.

Es gibt Verhaltensregeln in einer Gaststätte, deren Betrieb durch die Menge des zerbrechlichen Glases empfindlich ist. - Peter Handke, Die Hornissen. Frankfurt am Main 1977

Streit (4)

Entscheidungsfindung Gegensatz

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Zwietracht

Verwandte Begriffe
Kampf
Synonyme