treitgespräch  "Du Teufelshure, du Donnerhure, du leichtfertige Hure, du ehrvergessene Hure, du Schandhure, hab ich das um dich verdienet, daß du mein adelichen Hof so beschimpfest? Du bist ein Hurkind und trägst ein Hurkind und bleibst ein Hurkind, ich hab es wohl gedacht und mein Engel hat mirs eingegeben, daß nichts Gutes an dir ist. Du Diebshure, du henkermäßige Hure, du Sternhure, du Galeerhure, ich wollte, daß ich dir die Augen wie eine Katze aus dem Kopf herauskratzen könnte, du Blitzhure.. Schere dich fort, geheie dich hinweg, ich scheiße dir in dein Kostgeld hinein, du zerrupfte Hure. Ich mag dich nicht ansehen, ich will dich nicht ansehen, ich kann dich nicht ansehen. Du bringst mich in Schimpf, machest mir eine übele Nachrede und verkleinerst mein Lob unter den Leuten. Du Gifthure, du Bubenhure, du Strahlhure, ich wollte, daß dich der Teufel holte. Du Bettlershure, geh weg, geh weg, packe dich hinaus, das Tor steht offen. Du verhurte Hure, du Commißhure, du Teufelshure. Ist das nicht eine Schande, ist das nicht eine Qual, ist das nicht ein Spott, wird das Rabenaas zur Huren auf meinem Schloß .... O du Hex! O du Rabenzeug! O du Schwerenotskröte! Daß dich der Hagel erschlag, schere dich aus meinen Augen, ich will dir deine Sachen zum Fenster hinauswerfen. Sage, wer hat dirs getan, wer ist der Schelm, was ists vor ein Hundsfutt? Der Zorn frißt mich auf, ich zerspringe vor Gift, ich erbose mich halb tot. Du Diebshure, du Galgenhure, du spitzbübische Hure .... "

"Frau Muhme, wo ihr mich so scheltet, so schmeiße ich euch den Seichscherbel an den Kopf. Ihr mögt mir selbst eine solche sein, wie ihr mich heißet. Ich bin eine ehrliche Hure und habe meinen großen Bauch nicht aufgegabelt wie ihr mit dem Corporal. O schweigt still und haltet euer Maul oder ich beichte aus" - Aus: Johann Beer, Der neu ausgefertigte Jungfer=Hobel durch welchen ein und andere Junferliche Untugenden abgehobelt und sonsten allerley Schnitzer und Frantzen desselbigen Volckes abgesaubert und auff die Seite geworffen werden ... - Von dem berühmten Weiber=Hächler Francisco Sambelle. 1681

Streitgespräch (2) Dortmunder Statuten, latein. Text. Um 1250. Wenn zwei Frauen sich zanken, sich gegenseitig schlagen oder mit Worten schmähen, was fehlgegriffene Worte genannt wird, so sollen sie zwei durch eine Kette miteinander verbundene Steine, die beide zusammen einen Zentner wiegen, durch die ganze Länge der Stadt auf dem Hellwege tragen; zuerst soll die eine sie von der Osternpforte bis zur Westernpforte tragen und die andere soll sie mit einem eisernen, an einem Stock befestigten Stachel anstacheln, und beide sollen in ihren Hemden gehen; dann soll die andere die Steine auf ihre Schultern nehmen, zur Osternpforte zurücktragen, und die erste Frau umgekehrt wieder soll sie anstacheln. - Frensdorff, Dortmunder Statuten (1882), S. 34 f. - Aus: Wilhelm Ebel, Curiosa iuris germanici. Göttingen 1968

Streitgespräch (3) Wenn zwei miteinander in einem Raum streiten, so sitzen sechs dort, nämlich die Elternteile diskutieren mit, sagte ein befreundeter Psychologe. Das mochte so sein, aber Gerties Problem lag darin, daß sie sich überhaupt nicht streiten konnte, wenigstens nicht mit ihrem derzeitigen Liebhaber. Es sprach also, auch wenn sie Worte einwarf, immer nur einer.

Dann aber, es mußte eine Gelegenheit sein, warf sie sich mit allen Kräften auf ihn und nun blieb er stumm, wenn jetzt sie schon einmal zum Sprechen kam, dann verstummte er und war nicht in der Lage, Antwort zu erteilen oder auch nur eine Auskunft. Es machte sie rabiat, wenn er schwieg. Wahrscheinlich führte er Tagebuch. - Alexander Kluge, Die Patriotin. Texte/Bilder 1-6. Frankfurt am Main 1979

Streitgespräch (4)   Um Mitternacht weckte ihn ein starker Windstoß auf. Als er die Augen öffnete, war die Lampe auf dem Tisch bereits vom Wind ausgeblasen worden. Draußen hörte er ein platschendes Geräusch. Plötzlich war es windstill. Die Tür fing an zu knarren. Li-peng dachte: Glücklicherweise habe ich die Tür mit dem Steinmenschen verbarrikadiert, so daß sie nicht aufgestoßen werden kann. Li-peng hatte sich noch nicht erhoben, als der Steinmensch plötzlich anfing zu sprechen: »Verschwende deine Kräfte nicht, Du grünes Fischungehcuer da draußen, hier drinnen bin ich. der ältere Steinbruder, und versperre die Tür!« Das grüne Fischungeheuer draußen vor der Tür brüllte: »Steinmensch, geh sofort zur Seite und laß mich hinein!« Daraufhin entgegnete der Steinmensch: »Du, grünes Fischungeheuer, ich werde Dich nicht hereinlassen, damit Du einen Menschen schädigst!« Das grüne Fischungeheuer wurde böse und brüllte zornig: »Du glaubst wohl, ich wüßte nicht, was für geringe Fähigkeiten Du hast! Sobald Dir jemand auf den Rücken klopft, spuckst Du Silber aus. Sobald jemand an Deine Schultern stößt, strecken sich Deine Arme aus. Zeigt jemand nach Osten, schlägst Du nach Osten, und zeigt jemand nach Westen, dann schlägst Du nach Westen. Was sind das schon für unbedeutende Kunststücke!« Der Steinmensch antwortete ärgerlich: »Du kannst ja nur dreimal Wasser spucken, und sobald die Sonne untergegangen ist, kannst Du ein wenig Wind machen, das ist alles. Du hast so unbedeutende Fähigkeiten und glaubst, Du könntest Menschen schädigen?« Während der Steinmensch noch dabei war, die Fehler und Schwächen aufzuzählen, unterbrach ihn das grüne Fischungeheuer mit noch lauterer Stimme: »Du, Steinmensch, der Du nichts kurz und klein schlagen kannst, maßt Dir an, hierher zu kommen und Dich über anderer Leute Schwächen lustig zu machen?« Der Steinmensch preßte seine Oberlippe und Unterlippe zusammen, lachte einmal kurz auf und sagte: »Da Du mich nicht aussprechen lassen willst, werde ich erst recht weitersprechen. Ich weiß, daß Du im Dorf der Sippe Wang in der großen Bucht hinter dem Haus des Mädchens Wang Chun-jie lebst. Wang Chun-jie ist krank und wird erst gesunden, wenn sie Deine Leber als Medizin eingenommen hat.« Als das grüne Fischungeheuer den Steinmenschen davon sprechen hörte, fing es an zu schimpfen.   - Chinesische Volkserzählungen. Hg. Kuan Yu-chien. Frankfurt am Main 1981

Streitgespräch (5) zwischen Herrn Montan und seiner Dame

Ich komme zu Euch, mein Herr, mit hochgehobenem Rock,
weil ich habe sagen hören, daß Ihr »En Montan«,
Herr »Aufsteiger«, heißt,
denn vom Vögeln konnte ich noch nie genug bekommen
- und ich hatte zwei Jahre lang einen Kaplan
und seine Schreiber und sein gesamtes Personal;
und ich habe ein großes, gut gepolstertes Hinterteil und ein Spalte
und größere Möse als jede andere Frau.

Und ich zu Euch, Herrin, mit heruntergelassener Hose,
mit einem größeren Schwanz als ein Esel in der Brunft,
und ich werde Euch mit solcher Vehemenz vögeln,
daß Ihr am nächsten Tag die Laken auswringen werdet,
und dann werdet Ihr sagen, daß sie eine Wäsche nötig haben;
und ich werde nicht eher weichen und meine prallen Hoden auch nicht,
bis ich Euch nicht derart gevögelt habe, daß Ihr ohnmächtig liegenbleibt.

Da Ihr mir so sehr droht, mich zu vögeln,
möchte ich wissen, mein Herr, was an Eurer Angeberei Wahres ist,
denn ich habe meine Pforte wohl gerüstet,
um dem Ansturm Eurer prallen Hoden standhalten zu können.
Danach werde ich mich so aufbäumen,
daß Ihr Euch nicht auf meinem Schamhügel werdet halten können,7
Ihr Euch vielmehr nach hinten werdet wenden müssen.

Wisset, Herrin, daß mir das alles wohl gefällt;
wenn wir nur bis zum nächsten Morgen zusammen sind,
werde ich meinen Schwanz in Eure behütete Pforte stoßen;
dann werdet Ihr sehen, ob ich zuviel versprochen habe,
denn ich werde Euch dazu bringen, solche Fürze
aus dem Hintern zu blasen, daß sie Euch wie Trompetenstöße vorkommen werden
- und auf diese Melodie werdet Ihr ein solches »Tanzlied« verfassen.

 - Unbekannter Troubadour und unbekannte Dame, nach: Carolin Fischer, Gärten der Lust. Eine Geschichte erregender Lektüren. München 2000 (dtv 30768, zuerst 1997)

Streitgespräch (6)  Als gegen 1929/1930 der Berliner Rundfunk ein Streitgespräch Goebbels - Piscator über nationales und internationales Theater angesetzt hatte, schrieben Arnolt Bronnen für Goebbels und ich für Piscator den Text. Die Chefs trafen sich des öfteren im Zimmer des Intendanten zur Vorbereitung der Sendung und zur Überprüfung der Texte und unterhielten sich auf das freundschaftlichste - zwei echte Streiter, mit Augenzwinkern. Glücklicherweise wurde die bereits angesetzte Sendung vom Berliner Polizeipräsidenten verboten - - - wer weiß, was noch geworden wäre. - Franz Jung, Der Weg nach unten. In: Franz Jung, Schriften, Bd. 1, Salzhausen / Frankfurt am Main 1981

Schimpfen Streit Gespräch

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