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Straßenverkehr (2) Einem Angestellten
der Eisenbahngesellschaft Ouest, J.-M. Legendre, 50 Jahre, wurden
Schulter und ein Teil des Rumpfes im Bahnhof von Les Mureaux
zermalmt. - (fen)
Straßenverkehr (3) Zwischen seinem Karren
und einer Mauer eingeklemmt, wurde dem Lieferanten Nézé aus Argenteuil
der rechte Arm bis auf die Knochen abgeschabt. - (fen)
Straßenverkehr (4) Ein Auto, das in Neuilly
eine Droschke umgestoßen hatte, machte sich schnell aus dem Staub.
Der Kutscher, Ch. Jacques, hat einen Schädelbruch; M. Dumont
brach sich die Beine. - (fen)
Straßenverkehr (5) M. Chevreuil aus Cabourg
sprang aus einer fahrenden Trambahn, prallte gegen einen Baum,
rollte unter seine Tram und starb dort. - (fen)
Straßenverkehr (6) Nachmittags beerdigten wir Hinnerk Wickenberg. Er wurde in der bösen Kurve bei Großhorst überfahren, die seit dem Aufkommen der Automobile schon viele Opfer gefordert hat, das erste im Jahre 1900 während des Rennens Paris-Berlin.
Ich sah ihn noch am Vortage beim Torfstechen. Die Todesankündigung
hatte etwas vom Untergründigen des Moorlandes. Seine Frau, unsere
dicke Hanne, hörte, bald nachdem er mit dem Rade fortgefahren
war, Geräusch an der Haustüre. Ein
Nachbar kam, sie zu benachrichtigen.
Als sie seine Stimme hörte, ahnte sie sogleich Böses und rief:
»Hinnerk
- is he dode ?«
Sie erhielt zur Antwort:
»Ja - bring de
Schuffel mit!«
Die Totenfeier fand, wie hier üblich, auf der Tenne statt. Der Sarg stand auf dem gestampften Lehm. Kränze aus Federnelken, Phlox, Jasmin und Feuerlilien umringten ihn. Die Patres von Kirchhorst, von den Familien »use Vadder« genannt, hatten sich vollzählig eingefunden; sie trugen lange, durch das Alter grünstichig gewordene Gehröcke und röhrenförmige Zylinder, die schon viele Hochzeiten, Kaisers Geburtstage und Beerdigungen erlebt haben. Während der Predigt hörte man das Vieh in den Ställen und das Gackern der Hühner auf dem Hof. Die Schwalben, die an den Balken nisten, flogen über dem Sarge aus und ein. Auf einer solchen Diele haben schon viele gestanden, um dann hinausgetragen zu werden, mit den Füßen voran.
Am Abend ging ich noch einmal zu Hanne, die oft über den Alten
geflucht hatte, wenn er wieder einmal »scheep«, das ist schief,
nach Hause gekommen war. Aber das sind Dinge des Lebens, die
man vergißt. Wir haben Sommer; sie sagte: »Erst möchte man den
Toten gar nicht hergeben. Aber dann kanns nicht schnell genug
gehen.« - Ernst Jünger, Strahlungen, 14. Juni 1945
Straßenverkehr (7) Zaghini Nereo hatte die Eigenheit,
daß er sich vor dem Verkehr fürchtete; im Verkehr versteckt, fahre einer herum,
so sagte er, der warte nur darauf, ihn überfahren zu können; es handle sich
um den Teufel, sagte er, der eigens seinetwegen gekommen
sei. Er sah ihn bisweilen mit dem Fahrrad über eine
Kreuzung fahren, aber immer in weiter Ferne, zum Beispiel am Ende der Straße,
und wenn er vorbeifuhr, drehte er sich auf jeden Fall nie um. Dies war nach
Zaghinis Meinung ein Teufelsstreich. Den Teufel erkannte man, weil er eine flatternde
Jacke mit Schottenmuster anhatte und eine undefinierbare Hose; er mußte aber
seine Augen ziemlich anstrengen, um zu erkennen, ob es der Teufel war oder nicht,
weil er immer irgendwo am Straßenende oder in sehr großer Entfernung erschien
und wieder verschwand. Allem Anschein nach sah es aus, als würde sich der Teufel
nicht für ihn interessieren, während er ihn in Wirklichkeit suchte. Er hätte
unvermutet hinter seinem Rücken auftauchen und ihn überfahren können. Daher
vermied er offene Räume wie Plätze oder breite Alleen oder die Peripherie von
Mailand, um nicht ungeschützt dazustehen; das war seine einzige Vorsichtsmaßnahme,
nicht weil sie nützlich gewesen wäre, sondern mehr als alles andere, um sich
nichts vorwerfen zu müssen, wenn etwas passieren sollte, zum Beispiel ein Zusammenstoß.
Einmal hatte er gesehen, wie er blitzschnell mit dem Fahrrad von einer Anhöhe
herunterkam; es war nicht sicher, ob er es leibhaftig war, aber wahrscheinlich
schon, meinte Zaghini, seine Jacke flatterte und hatte offenbar ein Schottenmuster.
Außerdem fuhr er mit einem derartigen Tempo und derartig wagehalsig, daß Zaghini
sich sagte: »Das ist der Teufel.« An der Kreuzung war er dann nämlich verschwunden.
- (
cav
)
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