Straßenmusiker  Ein Klarinettist unbestimmten Alters mit einem Hut, der sein Gesicht vollkommen verdunkelte, saß mit gekreuzten Beinen wie ein Schlangenbeschwörer auf dem Gehsteig. Direkt vor ihm standen zwei aufziehbare Affen, der eine mit einem Tamburin, der andere mit einer Trommel. Während der eine schüttelte und der andere schlug und beide seltsame, präzise Synkopen erzeugten, improvisierte der Mann endlose kleine Variationen auf seinem Instrument, sein Körper schaukelte steif vor und zurück und ahmte nachdrücklich den Rhythmus der Affen nach. Er spielte leicht und mit feinem Gespür lebhafte, verschlungene Figuren in Moll, so als wäre er glücklich, mit seinen mechanischen Freunden beisammen zu sein, eingeschlossen in dem Universum, das er geschaffen hatte. Es ging weiter und weiter, letzten Endes immer dasselbe, und dennoch: Je länger ich zuhörte, desto schwerer fiel es mir, mich loszureißen.

Innerhalb dieser Musik sein, in den Kreis ihrer Wiederholungen gezogen werden: vielleicht ist das ein Ort, wo man zuletzt verschwinden könnte.  - Paul Auster, Die Stadt aus Glas. in: P. A., Die New-York-Trilogie. Reinbek bei Hamburg 1991

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