Straße, antike   Wir gehen langsam auf der Appia Antica sie ist sehr schmal und hat viele Kurven den Hang hinauf. Nach einem Kilometer heißt es auf der Karte Küferstock und ein wenig weiter Glockengut. Man geht noch einen Kilometer weiter, die Straße steigt immer noch. Auf der Karte steht nichts mehr. Wir sind ungefähr auf halbem Weg zwischen Ariccia und Genzano und hier überfällt mich eine große Aufregung. Man kann in einem Augenblick alles in die Luft sprengen, an diesem Punkt genügt ein Nichts. Ein Nichts das heißt ein Streichholz.

Eine Flammengarbe würde sich von der Erde erheben, eine schreckliche Explosion ein Erdbeben. Die Häuser von Ariccia und Genzano würden daraus sehr beschädigt hervorgehen und auch die Römer in Rom würden die Erde unter den Füßen zittern spüren. In der Tat hier neben der Straße ein paar Meter weiter unten

DA IST EIN PULVERMAGAZIN.

Ich habe eine erloschene Zigarette zwischen den Lippen. Du wirst sie nicht anzünden hoffe ich, sagte Rosella von weitem. Ich ziehe die Streichhölzer hervor. Ich könnte eines anzünden. Ich öffne die Schachtel, man hört in der Stille das Geräusch der Schachtel. Ich nehme ein Streichholz zwischen die Finger, ich drücke es ganz leicht gegen die Reibfläche.

ACHTUNG.

Ich halte den Atem an. Nun, sagt Rossana, willst du mich erschrecken?

Wir wollen doch sehen wozu ich fähig bin. Gut, jetzt könnte ich das Wort Ende schreiben das heißt ein anderer müßte es schreiben, nach der Explosion. Aber ich stecke das Streichholz wieder in die Streichholzschachtel und die Schachtel in die Hosentasche. Die Zigarette ist erloschen und der Himmel heiter, zwei Schwalben fliegen vorbei und ich sehe zu wie sie vorbeifliegen. Es hat wenig gefehlt, bitteschön.  - Luigi Malerba, Salto mortale. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1968)

Straße Antike

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