trandleben
Wenn man ruhig an der Sonne liegt, wenn die Sonne brennt und der
Sand die Hitze reflektiert, läuft man Gefahr, wie eine Bombe zu platzen. Nach
einer gewissen Zeit stand ich auf und lief ms Wasser. Ich kann nicht schwimmen,
ich sinke sofort auf den Grund. Ich ging mit den Füßen ins Wasser, und das Wasser
schien mir eiskalt, das Wasser stieg mir bis zu den Knien, und als es den Bauch
berührte, begann die Tragödie. Die Augen von Hunderten von Menschen waren auf
mich gerichtet, wie aus dem Parkett eines Theaters. Sie lachten, auch wenn ihre
Gesichter ernst waren, sie lachten innerlich, das war sehr wohl zu sehen. Deshalb
machte ich mit dem Arm eine Bewegung wie einer, der etwas vergessen hat und
lief zurück auf dem Sand, der nun unter den nackten Füßen brannte. In großen
Sprüngen lief ich zu meiner Kabine zurück, schloß mich
ein und hätte am liebsten geweint. Ich betrachtete meine Fußsohlen, sie waren
schwarz von Teer und Öl, schwarze Flecken, die an der Haut hafteten, und ich
konnte die Socken nicht anziehen, und wenn ich sie
anzog, so mußte ich sie nachher wegwerfen. - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst
1966)
Strandleben (2)
"I didn't realize it took so long""
-
Ronald Searle, Saint Trinian's
(1948)
Strandleben (3)
Strandleben (4)
Die Fischer dieser Gegend kannten
kein Schamgefühl. Nur ein paar Meter von uns entfernt ließen sie die Hose fallen,
um ihre Notdurft zu verrichten. Auf diesen Augenblick des Tages, konnte man
sehen, freuten sie sich mit am meisten, und manchmal hockten sie so in einer
ganzen Reihe nebeneinander am Strand unter der gnadenlosen Sonne. Sie ließen
sich Zeit dabei und warfen einander episch ausgemalte Obszönitäten zu. Dann
wieder stachelten sie mit kehligen Rufen ihre Kinder an, die sich mit Steinschleudern
regelrechte Schlachten lieferten. Diese Steingefechte endeten oft mit einigen
Platzwunden. Wenn die ihren Stuhlgang Verrichtenden ihre Kinder bluten sahen,
erwachten ihre kleinen persönlichen Feindschaften. Sie zogen rasch die Hosen
hoch, wobei sie sorgfältig darauf achteten, daß ihre stets ansehnlichen, stark
entwickelten Geschlechtsteile den richtigen
Platz fanden, und begannen ihrerseits über die Kämpfe ihrer Kinder zu streiten.
Mit ein paar Messerstichen beendeten sie gewöhnlich die Auseinandersetzung unter
den schönen und unwichtigen Tränen ihrer wehklagenden Frauen, die mit aufgelösten
Haaren und zum Himmel emporgestreckten Armen herbeigelaufen kamen und Jesus
und die Unbefleckte Jungfrau anriefen. Auf all dies fiel kein Schatten von Traurigkeit
oder Schäbigkeit. Ihre Zornesausbrüche waren biologisch-unbekümmert wie in der
Sonne trocknende Fischgräten. Und ihre Exkremente waren
äußerst sauber und mit ein paar unverdauten Muskattrauben durchsetzt, die genauso
frisch waren wie vor dem Verschlingen. -
(dali)
Strandleben (4)
|
||
|
||