Stranden   Der Wechsel trat ein, während ich schlief. Einzelheiten werde ich nie erfahren, denn mein Schlaf, obwohl gestört und von Träumen heimgesucht, wurde nicht unterbrochen. Als ich schließlich erwachte, fand ich mich halb in die morastige Fläche höllisch schwarzen Sumpfes hinabgezogen, der sich in monotonen wellenförmigen Erhebungen erstreckte, so weit das Auge reichte und in dem mein Boot in einiger Entfernung auf Grund lag.

Obwohl man sich vorstellen kann, daß mein erstes Gefühl über diesen erstaunlichen und unerwarteten Szenenwechsel Verwunderung war, war ich in Wirklichkeit mehr entsetzt als erstaunt, denn in der Luft und dem verfaulten Grund lag etwas Düsteres, das mich bis ins Mark erschauern ließ. Die Gegend stank nach den Kadavern verwesender Fische und nach anderen, nicht näher zu beschreibenden Dingen, die ich aus dem scheußlichen Dreck der unendlichen Fläche herausragen sah. Vielleicht kann ich gar nicht darauf hoffen, mit Worten die unsagbare Scheußlichkeit zu beschreiben, die in dieser völligen Stille und unfruchtbaren Unendlichkeit liegen kann. Nichts war in Hör- oder Sehweite als die riesige schwarze Schlammfläche, mehr noch, die Vollkommenheit der Stille und die Einförmigkeit der Landschaft drückte mich mit übelkeiterregender Furcht nieder.  - Aus: H.P. Lovecraft, Stadt ohne Namen. Frankfurt am Main 1997 (st 2756, Phantastische Bibliothek 346)

 

Strand Schiffsreise

 

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