trafe    Manche Strafen waren unvorstellbar grausam. Kapitän Thomas Brown befahl dem Matrosen John Cressey, seinen Mittelfinger in das Loch eines Holzblocks zu stecken. Dann trieb er mit solcher Wucht Keile in das Loch, daß der Finger zerquetscht wurde und der Arm anschwoll. Der Block wog einen halben Zentner, und Cressy mußte ihn eine halbe Stunde lang mit sich herumschleppen. Anthony Gomerford hatte ein Huhn gestohlen. Zur Strafe wurde er an die Wanten gebunden, wo er von jedem Matrosen zwei Peitschenhiebe erhielt. Bevor er starb, verzieh er der gesamten Besatzung mit Ausnahme des Kapitäns und des Offiziers. ...

Einige Strafen, die Gerichte in England und in den Kolonien verhängten, waren ebenso barbarisch wie die Foltermethoden der Piraten und Bukaniere. Ein verstockter Gefangener wurde, ob Mann oder Frau, meist in den Press Yard des Newgate-Gefängnisses oder nach Marshalsea geschickt. Er wurde am Boden festgebunden, und während er auf dem Rücken dalag, wurden ihm Gewichte auf die Brust gelegt. Immer mehr Gewichte wurden angehäuft, bis er bereitwillig aussagte. Weigerte er sich, wurde er langsam zu Tode gequetscht. Die Tortur konnte Tage dauern, in denen der Gefangene mit trockenem Brot und Wasser am Leben erhalten wurde. - David Cordingly, Unter schwarzer Flagge. Legende und Wirklichkeit des Piratenlebens. München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)

Strafe (2) Allgemeine Ursachen der Melancholie sind entweder übernatürlich oder natürlich. Die übernatürlichen kommen von Gott und seinen Engeln oder - mit göttlicher Erlaubnis — vom Teufel und dessen Gehilfen. Daß Gott selbst Schwermut senden kann, um Sünden zu bestrafen und seine Gerechtigkeit walten zu lassen, bezeugen viele Beispiele der Heiligen Schrift, denn die Narren waren geplagt um ihrer Übertretung willen und um ihrer Sünden willen (107. Psalm 17). Gehasi wurde mit Aussatz geschlagen, Joram mit Ruhr und Darmleiden, Davids Volkszählung hatte die Pest im Gefolge, und Sodom und Gomorrha vertilgte Gott vom Erdboden. Schwermut wird explizit erwähnt etwa im 5. Buch Mose, Kapitel 28: Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Rasen des Herzens, oder i.Samuel 16, Vers 14: Der Geist aber des Herrn wich von Saul, und ein böser Geist vom Herrn machte ihn sehr unruhig. Nebukadnezar fraß Gras wie die Ochsen, und sein Herz ward gleich den Tieren. Viele Geschichten der Heiden berichten von ähnlichen Strafen. Lykurgos wurde von Bacchus mit Wahnsinn geschlagen, weil er die Weinstöcke in seinem Land umhauen ließ, Pentheus und seine Mutter Agave ereilte dasselbe Schicksal, weil sie ihr Opfer vernachlässigten. Censor Fulvius verlor den Verstand, weil er einen Juno-Tempel zugunsten eines Neubaus abdecken ließ, den er der Fortuna geweiht hatte, und er starb an Kummer und Herzeleid. Als Xerxes den Apollo-Tempel zu Delphi plündern und ihm seine unermeßlichen Schätze rauben wollte, kam ein fürchterliches Donnergrollen vom Himmel, tötete 4000 Männer und ließ die übrigen irrsinnig werden. Wenig später ereilte Brennus bei einer gotteslästerlichen Tat das gleiche Schicksal, wobei es blitzte, donnerte und die Erde bebte. Wenn wir den kirchlichen Chronisten glauben dürfen, verhängten auch die Heiligen viele seltsame und wunderbare Strafen dieser Art. Chlodwig, der ehemalige französische König, und sein Sohn Dagobert kamen um ihren Verstand, weil sie den Körper des heiligen Dionysius entblößten, und ein gotteslästerlicher Franzose, der in Birgburg ein silbernes Abbild des heiligen Johannes stehlen wollte, wurde plötzlich rasend und toll bis zur Selbstzerfleischung. Als ein adeliger Herr aus Radnor, der erst spät in der Nacht von der Jagd zurückgekehrt war und seine Hunde in der Kirche von St. Avan's untergebracht hatte, sich nach Jägerart früh am nächsten Morgen erhob, mußte er feststellen, daß alle seine Hunde verrückt und er plötzlich blind geworden war. Der armenische König Tiridates wurde gleichermaßen mit Wahnsinn geschlagen, weil er einigen Nonnen Gewalt angetan hatte. Aber Poeten und Papisten können einander beim Fabulieren das Wasser reichen, und um ihre Kreditwürdigkeit ist es nicht zum besten bestellt. Trotzdem und ungeachtet der Möglichkeit, daß sie ihre Nemesis-Geschichten und Heiligenlegenden vielleicht nur erfunden haben oder teuflischem Trug aufgesessen sind, steht fest, daß der Herr, wie David sagt, der Gott bleibt, des die Rache ist, und daß unsere zum Himmel schreienden Verfehlungen die Melancholie und viele andere Krankheiten auf unser Haupt herabbeschwören.

Durch seine Gesandten, die Engel, schlägt und heilt Gott, wen er will, und er kann uns mit seinen Geschöpfen, mit Sonne, Mond und Sternen plagen, die er allesamt so als Werkzeuge zu benutzen weiß wie ein Landmann sein Beil. Hagel, Schnee und Stürme sind wie zuJosuas Zeiten und während der Herrschaft des Pharao in Ägypten immer noch Vollstrecker seiner Gerechtigkeit. Die stolzesten Geister müssen sich vor ihm beugen und rufen mitJulian dem Abtrünnigen aus: Du hast gesiegt, Galiläer! oder mit jenem Apollo-Priester bei Chrysostomos: O Himmel, o Erde! Welch ein Widersacher ist das? Sie erkennen die Macht des Höchsten und beten mit David: Ich bin sehr zerstoßen. Ich heule vor Unruhe meines Herzens (38. Psalm 9). Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm (38. Psalm 2). Laß mich hören Freude und Wonne, daß die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast (51. Psalm 10). Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist (51. Psalm 12).

Vielleicht legte Hippokrates deshalb solchen Wert darauf, daß ein Arzt sich Klarheit verschaffe, ob eine Krankheit übernatürliche und göttliche Ursachen habe oder ganz dem Lauf der Natur folge. Diese Problematik wird im übrigen bei Valesius, Fernelius und Caesar Claudinus weiterverfolgt, auf die ich den Leser bei der Frage, wie diese Hippokratesstelle zu verstehen sei, verweise. Paracelsus war der Meinung, daß spirituelle Erkrankungen, wie er sie nannte, auch nur spiritualiter geheilt werden könnten. Die üblichen medizinischen Mittel führen in solchen Fällen nicht zum Erfolg, denn mit Gott darf kein Sterblicher kämpfen. Als Herkules, der Bezwinger der Ungeheuer, bei den Olympischen Spielen alle besiegte, rang schließlich Jupiter selbst in fremder Gestalt mit ihm; der Kampf ging lange unentschieden, bis sich Jupiter endlich zu erkennen gab und Herkules seine Niederlage eingestand. Mit göttlichen Mächten nämlich mißt man sich nicht:

Und was braucht's zu verheißen dem Craterus goldene Berge? (Persius)

Ärzte und Arzneien sind in solchen Fällen ohnmächtig; vielmehr haben wir uns der starken Hand Gottes zu unterwerfen, unsere Sünden zu bekennen und ihn um Gnade anzuflehen. Wenn er uns schlägt, ergeht es uns wie denen, die mit dem Speer des Achilles verwundet wurden - nur der Verursacher kann helfen. Andernfalls bleiben die Krankheiten unheilbar, und unsere Not hat kein Ende. - (bur)

Strafe (3)  Die islamischen Quellen besagen, dass die Strafe für den Selbstmord darin besteht, in aller Ewigkeit den Akt des Selbstmords zu wiederholen. Wenn ein Mensch sich erhängt, so wird er alle Ewigkeit damit verbringen zu würgen. Wenn ein Mensch sich vergiftet, so wird er alle Ewigkeit mit Bauchschmerzen verbringen. Und wenn er sich eine Bombe um den Bauch bindet, dann besteht die Strafe darin, sich in aller Ewigkeit in die Luft zu sprengen. - Bernard Lewis

Strafe (4)   Im Alter von 40 bis 50 Jahren pflegen Menschen eine seltsame Erfahrung zu machen. Sie entdecken, daß die meisten derer, mit denen sie aufgewachsen sind und Kontakt behielten, Störungen der Gewohnheiten und des Bewußtseins zeigen. Einer läßt in der Arbeit so nach, daß sein Geschäft verkommt, einer zerstört seine Ehe, ohne daß die Schuld bei der Frau läge, einer begeht Unterschlagungen. Aber auch die, bei denen einschneidende Ereignisse nicht eintreten, tragen Anzeichen von Dekomposition. Die Unterhaltung mit ihnen wird schal, bramarbasierend, faselig. Während der Alternde früher auch von den anderen geistigen Elan empfing, erfährt er sich jetzt als den einzigen fast, der freiwillig ein sachliches Interesse zeigt.

Zu Beginn ist er geneigt, die Entwicklung seiner Altersgenossen als widrigen Zufall anzusehen. Gerade sie haben sich zum Schlechten verändert. Vielleicht liegt es an der Generation und ihrem besonderen äußeren Schicksal. Schließlich entdeckt er, daß die Erfahrung ihm vertraut ist, nur aus einem anderen Aspekt: dem der Jugend gegenüber den Erwachsenen. War er damals nicht überzeugt, daß bei diesem und jenem Lehrer, den Onkeln und Tanten, Freunden der Eltern, später bei den Professoren der Universität oder dem Chef des Lehrlings etwas nicht stimmte! Sei es, daß sie einen lächerlichen verrückten Zug aufwiesen, sei es, daß ihre Gegenwart besonders öde, lästig, enttäuschend war.

Damals machte er sich keine Gedanken, nahm die Inferiorität der Erwachsenen einfach als Naturtatsache hin. Jetzt wird ihm bestätigt: unter den gegebenen Verhältnissen führt der Vollzug der bloßen Existenz bei Erhaltung einzelner Fertigkeiten, technischer oder intellektueller, schon im Mannesalter zum Kretinismus. Auch die Weltmännischen sind nicht ausgenommen. Es ist, als ob die Menschen zur Strafe dafür, daß sie die Hoffnungen ihrer Jugend verraten und sich in der Welt einleben, mit frühzeitigem Verfall geschlagen würden. - Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Frankfurt am Main 1969 (zuerst 1947)

Strafe (5)  Das Stirnrunzeln zeigt nicht Spott, sondern nur Verdruß.

Das Lächeln ist angehender Spott.

Die laute Lache ist voller herzlicher Spott.

Das Nasenrümpfen ist Spott und Verachtung zugleich.

Das Hohngelächter ist beides im höchsten Grade. - Klopstock, Die deutsche Gelehrtenrepublik. Nach: F.G. K., Ausgewählte Werke. Hg. Karl August Schleiden. München 1969

Strafe (6)  Hammon kannte einen Patienten, welcher in kaum acht Stunden elf Mal den Coitus ausübte, wobei nur die ersten drei Akte eine Samenentleerung zur Folge hatten. Kurz nach dem elften Male bekam der Patient einen epileptischen Anfall und wurde dauernd impotent, indem er niemals mehr eine Erektion hatte. - (erot)

Strafe (7)   Hieronymos berichtet, Pythagoras habe, in der Unterwelt angelangt, die Seele des Hesiod an einer ehernen Säule befestigt und knirschend, Homers Seele aber von einem Baume herunterhängend und von Schlangen umringt gesehen zur Strafe für ihre lästerlichen Reden über die Götter, auch habe er die Strafen derjenigen gesehen, die ihren Weibern nicht beiwohnen wollten.  - (diol)

Strafe (8) Bauer in Bredstad in Holstein aus Furcht vor vielen Kindern begeht Onans Sünde, Genes. 38, 9, stirbt an Tobsucht.

Bauer aus selber Furcht zieht fort von seiner Frau, dient 3 Jahre, kommt heim. Die Frau wird schwanger, gebiert 3 Kinder auf einmal. - (nem)

Strafe (9)  Die Strafe untergräbt die Moral, denn sie schafft für das Verbrechen einen deutlich begrenzten Ausgleich. Aus dem Grauen vor dem Verbrechen macht sie ein bloßes Grauen vor der Strafe; — eigentlich spricht sie frei; sie macht das Verbrechen zu etwas Verkäuflichem und Meßbarem: feilschen wird möglich.  - (pval)

Strafe (10)  Xerxes war wütend auf die Babylonicr, die von ihm abge­fallen waren. Daher ordnete er nach Niederwerfung des Aufstands an, sie dürften in Zukunft keine Waffen mehr tragen, sondern sollten auf Zupf-  und Blasinstrumenten Musik machen, Bordelle und Krieipen betreiben und Weiberkleidung anziehen.  - Plutarch, Apophtegmata, nach (gsv)

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Rache
Synonyme