tewardess Ich hatte Bernice Kaplan auf einer Party kennengelernt. Sie hatte ihre Uniform getragen und mußte früh wieder weg, um ihre Maschine zu erwischen. Als sie sich ein Taxi rufen wollte, hatte ich angeboten, sie zum Flughafen zu fahren. Es war ein Vorwand, eine langweilige Party zu verlassen, und ich hatte mich mit Bernice unterhalten und fand sie süß. In ihren Uniformen sehen Stewardessen zehnmal besser aus als in Zivil. Die Fahrt zum Flughafen war ausgelassen und aufregend — eine richtig spannungsgeladene Fahrt.
Sobald ich auf dem Palmetto Expressway war, hatte sie ihren Hut abgesetzt,
meinen Hosenstall aufgemacht und sich über
mich gebeugt. Alles kam so völlig unerwartet, daß ich natürlich nur gelacht
hatte, und dann begann ich mir Gedanken zu machen.
Wenn ich sie rechtzeitig zum Flughafen bringen wollte, mußte ich mindestens
neunzig fahren, schätzte ich, aber andererseits legte ich bei diesem Tempo
die Strecke so schnell zurück, daß ich nicht sicher war, einen Orgasmus
zu bekommen, bevor wir das Terminal erreichten. Auch lenkte mich der übrige
Verkehr ab, und auf dem Palmetto muß man sich ganz schön aufs Fahren konzentrieren.
Dort sind eine Menge Verrückter unterwegs,
und dies schloß Bernice Kaplan und mich ein. Wie es sich dann jedoch ergab,
fielen mein Orgasmus und unsere Ankunft auf dem Flughafen zusammen. In
der gelben Ladezone vor Flugsteig Neun zog ich meinen Reißverschluß wieder
hoch. Bernice hatte keine drei Minuten mehr, um zu ihrer Maschine zu kommen,
also konnte ich ihr nur noch meine Karte mit einer hastig auf die Rückseite
gekritzelten Zeile geben und sie bitten, mich anzurufen, sobald sie wieder
in der Stadt war. Sie nahm die Karte und rauschte ab. Aber ich sah sie
nie wieder, und sie hat mich auch nie angerufen. -
Charles Willeford, Miami Love. Reinbek bei Hamburg 1993 (rororothriller
3107, zuerst 1988)
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