terben
wollen Endlich stellten sie den fertigen Sarg in Kebad Kenyas Wohnung, damit er erkenne,
sie hielten ihren Vertrag, und es wäre an ihm, den nächsten Schritt zu tun.
Und zu sterben. Aber der Tod wollte nicht in das Haus Kebad Kenyas. Die List,
sich ins Bett zu legen mit faulen Schenkeln, war viel zu schwach. Kebad Kenya
begriff es allmählich. Und wiewohl er aufgehört hatte zu essen und zu trinken,
kam ihm die Furcht, die Lockungen der Sünde möchten ihn wieder abziehen von
seiner Erlösung. Sein Trotz stand auf und wollte es leugnen, daß man seine Stute
erschlagen hatte. Er gab den Befehl, sie vom Stalle zu sich herein ins Zimmer
zu führen. Er hatte Stroh für sie aufschichten lassen neben seinem Bett, In
einer Krippe lag gelber Hafer. Die Knechte, denen er den Befehl gegeben hatte,
begannen an allen Gliedern zu zittern. Aber sie blieben, wiewohl vom Schrecken
heimgesucht, untätig. So verschärfte Kebad Kenya die Listen. Er schloß den Mund,
die Augen. Er machte sich reglos. Er gestattete seiner Brust nicht, sich zu
heben und zu senken. Er erstarrte. Da ging ein Gemurmel durch das Haus. Ein
Bild wurde von der Wand genommen, hinausgetragen. Es war das Bild eines Mannes,
von dem gesagt worden war, er habe Kebad Kenya gezeugt. Jemand zog ihm unter
dem Kopf die Börse fort, und ein paar Taler rollten über den Boden. Kebad Kenya
wollte aufspringen und die unehrlichen Knechte bestrafen. Aber er überwand sich,
nicht mehr zu richten, da er sich selbst schon gerichtet hatte. Schließlich
hatte er sich vorgenommen, ohne Hilfe des Todes zu sterben. Und die Bemühung,
reglos zu werden und zu erkalten, forderte seine ganze inwendige Aufmerksamkeit
und Kraft. Am Ende mußte er es dahin bringen, nicht mehr zu hören und zu sehen,
nicht einmal das Licht zwischen den Wimpern. Es war noch ein langer Weg. Und
es war noch nicht entschieden, ob er bis an das Ziel kommen würde, da der Tod
ihm so offenbar den Beistand verweigerte. Zu seinem Trost kamen die Nachbarn
früher, als er erwartet hatte. Den Sarg, den sie zuvor ins Haus gestellt hatten,
schoben sie ins Zimmer. Das Stroh, das Kebad Kenya hatte hereintragen lassen,
raschelte unter ihren Füßen. Er wurde an die Stute erinnert, die er zuschanden
geritten und dann hatte erschlagen lassen. Seine Gedanken verweilten aber halb
bei den Nachbarn. Wozu sie sich anschicken würden. Die Augen öffnete er nicht
mehr, wie er vor Stunden noch zeitweilig getan, wenn er sich allein im Zimmer
gefühlt hatte. Er spürte, wie er aufgehoben wurde. Hände faßten seinen Kopf
und seine Füße. Nicht sanft, eher widerwillig und voll Ekel. Er hatte Mühe,
sich starr zu halten und wäre am liebsten eingeknickt. Er mußte sich gewiß nur
noch wenige Augenblicke zusammennehmen. Danach konnte er den Gang der Ereignisse
nicht mehr verderben. Man warf ihn mehr, als man ihn legte, in den Sarg. Von
den brandigen Schenkeln löste sich Haut und Borke, so daß Blut und Wasser heraustropften.
Er fühlte einen stechenden Schmerz und mußte sich hart bezähmen, um nicht zu
schreien. Er beklagte sich heimlich, daß er nackt auf hartes Holz gelegt worden
war. Ohne ein Laken. Und es gab doch deren viele in den Truhen. Er hörte, jemand
sagte, daß die Wunde stinke. - (
jah
)
Sterben
wollen (2) Er war nun entschieden darauf aus zu sterben,
zu sterben, bevor die Nacht anbrach. Er betrachtete dies nicht als Selbstmord.
Der Gedanke an Selbstmord streifte nicht einmal den Strahlenkranz aus Gefühlen,
der die beiden Hörner der Seele so verbindet wie der alte Mond innerhalb der
Sichel des Neumonds. Mr. Geard hatte die Eigenheit, steif und fest an die Existenz
einer anderen Welt zu glauben. Er wußte auch ganz sicher durch das Zeugnis persönlicher
Erfahrung, daß ein Lebewesen - mochte es jener Christus sein, den die Kirchen
verehrten, oder nicht - auf sein Erscheinen im »nächsten Traum«, wie er es nannte,
wartete. Mr. Geard war mittels der medialen Eigenschaft dieses Wesens begreiflich
gemacht worden, daß die Seinsbedingungen nach dem Tod des Körpers unermeßlich
besser als die jetzt bestehenden waren. Ihm war auch versprochen worden, daß
dieses Wesen ihn von Angesicht zu Angesicht treffen und die angesammelten erotischen
Sehnsüchte, zugleich mystisch und sinnlich, die das Hauptverlangen seiner Natur
waren, vollkommen befriedigen würde. -- (cowp)
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