Sterben, zweifaches 
 

Ich bin gestorben und in Lachen ausgebrochen
Das Große ist einfach klein, das Kleine groß geworden.
In allen Gliedern der Lebensgleichung wurde schlicht
   das Zeichen Ja" durch das Zeichen „Nein" ersetzt
Ein geheimer Faden führte mich in die Welt des Seins,
   und ich erkannte das Weltall im Innern meines Blutkörperchens.
Ich habe den Hauptkern meines Gedankens
   als majestätischen Himmel erkannt, wo ich mich befinde.
Der Geruch der Zeit vereinte mich mit jener Arbeit,
   der ich nicht getraut hatte, bevor ich unterging,
   hingerissen von ihrer Nichtigkeit.
Nun hing sie, von einer Wolke durchzogen,
   wie ein riesiger Himmelsstreifen, der fließende Nebel
   und die Luft und Sternenhaufen umschloss.
Ein Sternenhaufen leuchtete wie das offene Auge des Atoms.
Und ich habe begriffen, dass alles so bleibt wie früher,
   nur schaue ich gegen die Strömung auf die Welt.
Ich hänge als Zwergfledermaus meines eigenen Ichs.
Ich flog zu den Meinen.
Ich bewarf sie mit Papierfetzen, ließ die Saiten klirren.
Als ich an Schnüren befestigte Glöckchen bemerkte,
   zupfte ich an einer Schnur.
Ich schrie beharrlich „huhu" unter einem Schälchen hervor,
   doch keiner gab mir Anttwort, also bedeckte ich meine Augen
mit den Flügeln und starb ein zweites mal,
   indem ich schluchzte: Wie ist sie traurig, diese Welt!

 - Welimir Chlebnikow, in:  Frankfurter Anthologie. FAZ 4. August 2018. Zuerst ca. 1922. Übersetzt von Ralph Dutli

Sterben, mehrfaches

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