temmeisen   Er prallte mit jemand zusammen. In der Dunkelheit konnte keiner der beiden etwas sehen. Er stieß mit dem Stemmeisen zu und hörte einen leisen Schmerzensschrei. In derselben Sekunde spürte er den kühlen, schnellen, fast schmerzlosen Schnitt, der seine Wange aufriß.

Der darauffolgende Kampf war heftig, aber kurz. Der eine stieß wie wahnwitzig mit dem Stemmeisen zu - in sinnloser, unkontrollierbarer Wut. Er spürte am Widerstand, ob er gegen Wand, Stoff oder Fleisch traf. Das Messer seines Gegners konnte er nicht sehen, wußte aber, daß es vorhanden war und dauernd nach ihm stieß. Er wurde auch zahllose Male getroffen, aber das Entsetzen hatte ihn gefühllos gemacht.

Von beiden Seiten kamen nur unartikulierte Laute. Kein Wort wurde gesprochen, kein Fluch ausgestoßen. Zwei Gestalten schwankten, duckten sich und stießen in undurchdringlicher Dunkelheit blindlings aufeinander ein. Dann wich der eine zurück und rannte los.

Er glaubte, auf die Treppe zuzurennen, bis er in der Dunkelheit an Hindernisse stieß. Er prallte zurück, stolperte und stürzte der Länge nach auf etwas, das sich wie ein Sprungfederrahmen anfühlte. Er konnte die wütende Verfolgung des anderen hören, der gleichfalls gegen Möbelstücke prallte und wie ein Tier knurrte.

Die Federn schienen sich ihm um die Beine zu schlingen. Um sich tretend und stampfend, befreite er sich davon, als ob sie ihn mit Händen gepackt hielten. Andere Gegenstände standen in der Dunkelheit vor ihm auf und trafen ihn an allen denkbaren Stellen. Etwas hakte sich in sein Ohr und zerriß ihm das Ohrläppchen. Etwas anderes schlug ihm mitten auf den Mund. Unerkennbares umklammerte seine Knöchel. Es war, als ob die zerbrochenen und zerschlagenen Möbel Leben gewonnen hätten, um ihn, wie ein lynchwütiger Pöbel, zu foltern. Sein Verfolger erlitt die gleichen Qualen, aber das war kein Trost.  - Chester Himes, Der Traum vom großen Geld. Reinbek bei Hamburg 1969