tein der Weisen  Gilles de Retz ließ ein prächtiges Laboratorium bauen, und die Suche nach dem Stein der Weisen begann. Bald wurde das Duo noch um einen dritten Adepten, Antonio Palermo, verstärkt, der sich mehr als ein Jahr lang an den Experimenten beteiligte. Alle lebten üppig auf Kosten des Marschalls, verbrauchten sein schönes Geld und hielten ihn Tag für Tag in der Hoffnung hin, mit ihren Forschungen bald am Ziel zu sein. Im Lauf der Zeit stellten sich weitere Bewerber aus allen Ecken Europas ein, und zeitweise waren mehr als 20 Alchimisten mit dem Versuch beschäftigt, Kupfer in Gold zu verwandeln und dabei das real existierende Gold des Marschalls an den Kauf immer neuer Drogen und Elixiere zu verschwenden.

Doch war dieser nicht der Mann, der geduldig und ergeben die sich hinschleppende Arbeit abgewartet hätte. Eines Tages entließ er alle mit Ausnahme des Italieners Prelati und des Arztes aus dem Poitou. Er gedachte, mit Hilfe dieser beiden das Geheimnis des Steins der Weisen auf eine kühnere Art und Weise zu lüften. Der Poiteviner hatte ihn davon überzeugt, daß der Teufel selbst der große Bewahrer dieses und anderer Geheimnisse sei und daß er ihn vor den Augen des Marschalls zu beschwören imstande sei; dieser könne dann jeden beliebigen Kontrakt mit ihm schließen.

Gilles de Retz erklärte seine Bereitschaft und versprach, dem Teufel alles, mit Ausnahme seiner Seele, zu geben bzw. zu jeder Tat bereit zu sein, die der Erzfeind ihm abverlange.

So begab er sich denn, lediglich in Begleitung des Arztes, um Mitternacht zu einer unheimlichen Lichtung im nächstgelegenen Wald. Der Arzt zog im Gras einen magischen Kreis und murmelte eine halbe Stunde lang Beschwörungsformeln, damit der Leibhaftige erscheine und die Geheimnisse der Alchimie enthülle. Gilles schaute mit wachsendem Interesse zu und erwartete jeden Moment, daß die Erde sich öffne und den alt-bösen Feind seinem Blick freigebe. Auf einmal fixierten die Augen des Alchimisten einen bestimmten Punkt; die Haare standen ihm zu Berge, und er sprach, als ob ER wahrhaftig zugegen sei. Aber Gilles sah außer seinem Begleiter nichts. Plötzlich fiel dieser wie bewußtlos ins Gras. Nach einigen Minuten erhob er sich wieder und fragte Gilles, ob er den grimmigen Blick des Teufels gesehen habe. Der Marschall erwiderte, er habe nichts gesehen — worauf der Alchimist ihm erklärte, Beelzebub sei in der Gestalt eines wilden Leoparden erschienen, habe drohend geknurrt und nichts gesagt. Der Grund, warum der Marschall ihn weder gesehen noch gehört habe, liege in dessen Zögern: Er sei noch nicht bereit, sich IHM ganz und gar auszuliefern. Gilles gestand, daß er noch gewisse Zweifel habe. Was sei zu tun, damit der Teufel spreche und sein Geheimnis enthülle? Dazu, meinte der Arzt, seien gewisse Kräuter nötig, die nur in Spanien und Afrika wüchsen; jemand müsse hingehen und sie dort sammeln. Er selbst sei bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn der Marschall ihn mit den nötigen Mitteln ausstatte. Gilles war sofort einverstanden, und schon am nächsten Tag begab sich der Arzt mit allem Gold, das der düpierte Herr von Champtoceaux erübrigen konnte, auf den weiten Weg nach Spanien und Afrika. Er ward nie mehr gesehen. - (mack)

Stein der Weisen (2)
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