Steher  Mein Lieblingsplatz war am Beginn der Kurve, wo man die Maschinen von vorn so reglos wachsen und die Klippe der Kurve hochsteigen sah, als verließen sie ein Trampolin. Die Trainer fuhren stehend auf ihrer Donnerschmiede, sie waren unmenschlich steif unter dem düsteren Panzer und zogen vorüber wie der steinerne Gast.  Das war nicht schön, das war vollkommen fremd: ein wenig lebendiges Fleisch, gefährlich eingefügt in dieses brutale Netz gnadenloser mechanischer Kräfte: Saugkraft, Reibung, Zentrifugalkraft, Schwerkraft. Sobald ein Steher hinter dem Schrittmacher zurückblieb, wirkte er plötzlich wie abgedreht, als hätte man einen Schalter betätigt, und klebte auf der Bahn wie eine Ameise. Kein anderes Langstreckenrennen (außer wenn ein Fahrer das ganze Feld dominiert, überrundet und das Rennen zu einer langweiligen Spazierfahrt macht) ist durchgehend so spannend. Ich erinnere mich noch an einen durch und durch entfesselten Kampf eineinhalb Stunden lang, ein beinhartes, gnadenloses Ringen zwischen fünf Männern, die an diesem Tag erfolgswütig waren, an das stehende und schreiende Publikum, an ein langes Gebrüll ohne die geringste Unterbrechung und an das phantastische Finish von Terreau, der von hinten kam, die Toten auflas und plötzlich ganz allein auf der Bahn war, als wäre eine Gespensterjagd vorübergezogen. Als Sieger schüttelte er seinen Blumenstrauß in Richtung Publikum und durchnäßte das dreifarbige Trikot, das man ihm übergestreift hatte, mit Tränen: er glich diesem Vers von Nerval, Ein junger Mann, überflutet von den Tränen seines Sieges. - (grac2)
 
 

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