taubsack
Die Frau stößt mit dem Absatz ihres Hausschuhs ungefügt
nach hinten, um das Ungefüge ihres Mannes zu treffen. Sein Gemächte hat
sie wie einen Mähdrescher gegen den Badewannenrand schlagen hören. Das
macht ihn wütend. Kotreste werden bald an ihm kleben, was für ein Leben.
Schlau kocht es im schwachen Geschlecht, das sich bemüht, auch noch schön
zu sein. Der Mann beschließt, der Frau das Einhalten des Ehevertrags zu
gebieten. Er preßt ihr die Hand auf den Mund und wird mit ein paar Prozent
ihrer Kieferkraft gebissen. Da muß er die Hand wieder wegziehen. Er deckt
die Frau mit Nacht zu, steckt ihr aber seine elektr. Leitung zu ihrer Erleuchtung
und seiner Zufriedenheit in den Hintern. Sie versucht ihn abzuschütteln,
erlahmt aber bald, sie muß bleiben, die Augen zu. Nicht liebt er Wildes,
wild ist er selber. Ringsum gähnende Leere im Haus, bis auf den Buschen
Haare vorn an ihrem und seinem Bauch, zum Zeichen: hier wird ausgeschenkt.
Hier gibts den Heurigen alle Tage wieder. Wir sind doch alle nicht von
gestern. Linkisch wird der Frau ins warme Ohrloch getröpfelt, was die Macht
des Mannes alles kann, da braucht's keiner Listen und keiner Waffen. Sie
muß nur das Tor aufmachen, denn hier wohnt er, und seinen Samen kann er
nur unter Vorwänden und Vorhängen noch mühsam zurückhalten. Lächelnd treibt
der Schöpfer aus den Männern ihr Produkt, damit es unter uns herumzurasen
sich angewöhnen kann. Der Mann zerteilt die Schöpfung mit seinen kräftigen
Tempi, und auch die Zeit vergeht in ihrem eigenen Tempo. Er zertrümmert
die Kacheln und Scheiben in diesem schattigen Raum, der unter seinem Treiben
und an seinem hellen Licht sich freut. Nur in der Frau da ist es dunkel.
Er zieht in ihren Arsch ein und schlägt vorn ihr Gesicht gegen den Wannenrand.
Sie schreit noch einmal. Er richtet sich in seiner kleinen Pilotenkanzel
auf längeres Bleiben ein. Er selbst ist vielleicht schon zur Ruhe gegangen,
aber sein Glied zieht noch nach seinem Willen von Klippe zu Klippe. So
einer wirft sich in die Scheiße wie andre vom Strand ins Meer, setzt sein
extra Saugegerät ein und hält mit nichts hinter dem riesigen Berg, bis
er seinen Staubsack ganz geleert hat. - Elfriede Jelinek,
Lust
.
Reinbek bei Hamburg 1992 (rororo 13042, zuerst 1989)