tarnberger See  gleich erkennen Sie meine Frau in einem Ruderboot

sie rudert weg ich geh unter mit der Filmkamera in der Hand das ist ein Witz das ist der schöne Starnberger See der König sei ängstlich für sein Leben besorgt, fürchte sich vor jeder Waffe und denke nur in der Aufregung an Selbstmord, in der Aufregung aber sei er gefährlich, in der Aufregung pflege er große Mengen von Rum und sonstigen Spirituosen zu trinken und sei dann zu allem fähig, es komme also zunächst darauf an, den König möglichst schonend und nobel zu behandeln

Das ist mein Stuhl im Garten.

jede Aufregung von ihm fernzuhalten. Außerdem müsse man den König aus seiner Isolierung herausreißen, ihn zu regelmäßigen Spaziergängen bestimmen, seinen Sinn für Beschäftigung unterstützen, ihn bei Tag wachen, bei Nacht schlafen lassen. Das ist kein Witz. Mit Mühe halte ich die Kamera über Wasser. Meine Frau rudert nickt. Wenn ich am freundlichsten zu ihr war, nahm sie an, ich sei auf der Suche nach einer Nachfolgerin. Als ich sagte: Das Kind ist tot, faßte sie es als eine Liebesbeteuerung auf. Das ist meine Frau, sie steht im Blumenbeet. Wieviel Polizisten sind irn Garten? Sechs bis acht, Majestät. Würden sie gegebenfaüs auf mich schießen? Wie können Majestät das denken. Haben sie scharf geladen. Sie haben gar nicht geladen. Wo haben Sie studiert? In Würzburg, Majestät.

Sie sind Irrenarzt?

Jawohl, Majestät.

Sind Sie es gerne?

Mit Leib und Seele, Majestät.

Nur widerwillig ließ sich meine Frau für diese letzten Einstellungen gewinnen, mich zu bedienen. Als sie nicht mehr wollte, Nervosität und Müdigkeit vortäuschte, warf ich die Kamera auf die Veranda und zerschmetterte sie.

Augenblicke lang war mir, als müsse ich meine Frau töten.

MANN Am Starnberger See da Is schee.

FRAU Die Entchen und Schwane da, wie sie sich von den Wellen so heben lassen.

MANN Ist hier kein Prügel oder ein Stein?

ANDERER Laß sie doch!

DAME Das ist eine Tierquälerei!

MOTORBOOTFAHRER Geh, jetzt wird a Ratz ascho a Tierquälerei sei!   - Herbert Achternbusch, L'État c'est moi. Frankfurt am Main 1972