tandhaftigkeit
Es gibt Menschen, die ihr Leben so kühl betrachten und von
ihrer Freiheit eine so unbedingte, so eifersüchtig gehütete Vorstellung haben,
daß sie nicht gewillt sind, die Umstände ihres Todes dem Zufall der Geschehnisse
oder der Wechselgeschicke ihres Organismus zu überlassen. Alter, Verfall, Überraschung
widert sie an. In der Antike findet man einige Beispiele und das Lob solch unmenschlicher
Standhaftigkeit. - (
pval
)
Standhaftigkeit
(2) Wie viele Menschen aus dem gemeinen Volk sieht man,
wenn sie zum Tode geführt werden, und nicht zu einem einfachen Tode, sondern
begleitet von Schmach und zuweilen von schweren Peinigungen, dabei eine solche
Standhaftigkcit an den Tag legen, der eine aus Verstocktheit,
der andere aus natürlicher Einfalt, daß keine
Veränderung ihrer gewöhnlichen Haltung wahrzunehmen ist: Sie ordnen ihre häuslichen
Angelegenheiten, verabschieden sich von ihren Freunden, singen, predigen und
reden zur Menge; ja, sie mischen zuweilen noch spaßhafte Worte hinein und trinken
auf das Wohl ihrer Bekannten, ebensogut wie Sokrates.
Einer, den man zum Galgen führte, bat, man möge dabei eine gewisse Gasse vermeiden,
denn es sei Gefahr, daß ihn dort ein Kaufmann beim Kragen packe, bei dem er
noch von alters her in der Kreide stehe. Ein anderer sagte zum Scharfrichter,
er solle ihm nicht an den Hals greifen, weil er sonst vor Lachen auffahren würde,
so kitzlig sei er. Dieser antwortete seinem Beichtvater,
der ihm verhieß, daß er noch heute an unseres Herrn Tische sitzen würde: Gehen
doch Sie für mich hin, ich meinesteils faste. Jener andere, der zu trinken begehrt
hatte, sagte, als der Henker ihm vortrank, er wolle nicht nach ihm trinken,
aus Besorgnis, sich von ihm die sauren Blattern anhangen zu lassen. Jedermann
hat die Geschichte von dem Pikarden gehört, dem man, als er bereits auf der
Galgenleiter stand, eine Hure vorführte und ihm (wie unsere Justiz zuweilen
gestattet) sein Leben zu schenken versprach, wenn er sie heiraten wolle; er,
nachdem er sie ein wenig betrachtet und bemerkt hatte, daß sie hinkte:
knüpf auf! knüpf auf! rief er, sie humpelt. Und man sagt desgleichen, daß in
Dänemark ein zum Köpfen Verurteilter auf dem Schafott, als man ihm eine ähnliche
Bedingung gewährte, sie ausschlug, weil die Dirne, die man ihm anbot, Hängebacken
und eine zu spitze Nase hatte. -
(mon)
Standhaftigkeit (3) Standhaftigkeit im Trinken zeigte vor allem der Major Prittuhn von der . . .tcn Panzerdivision. Er konnte bis in die Morgenstunden Branntwein zu sich nehmen, fuhr dann mit hochrotem Kopf an der Spitze seiner Abteilung zum Ubungsgelände. Die Leutnants v. W., G. und v. B. ließen ihre Panzerabteilung, ohne ihren Chef, in der Nacht vom lö./iy. Juni 1941 in der Bretagne ausmarschieren und auf Heuschober schießen. Der Schaden mußte aus eigener Tasche ersetzt werden. Der Leutnant H. fuhr 1939 wegen seiner neuen schwarzen Panzeruniform im Panzerspähwagen aus Potsdam zur Staatsoper Unter den Linden. Zu Kaisers Geburtstag 1916 betranken sich die Arzte des ...ten Feldlazaretts in der Nähe von Lilie unter Oberarzt v. Wi. Am folgenden Tag konnte v. Wi. nicht aufstehen. Die Ärzte Hi., Klu. und Ma. unternahmen eine Reihe von Operationen. Während einer Bauchoperation übergab sich Klu., der als Narkotiseur füngierte; glücklicherweise war die Bauchnaht schon gezogen. Eine katholische Oberschwester, die mit einem der Arzte liiert war, die Verbindung ging aber damals auseinander, erstattete Anzeige. Die Angelegenheit wurde vom Oberstarzt vertuscht.
Der Artilleriekommandeur Bole konnte 2 Liter scharfen Schnaps und 16 Bier ohne Gefahr für seinen klaren Verstand trinken; er konnte dann immer noch Schießprogramme begutachten und abzeichnen.
Der Ordonnanzoffizier des Generals v. W. wurde bei einem Manöver gesehen,
wie er in besonders scharfer Kälte weinte; auf der anderen Seite war er trinkfest
und belieht. - (klu)
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