Städtchen  Soonst — ein viereckig angelegtes Städtchen direkt am Rande des Papiers — war ein Städtchen wie ein Städtchen eben. Wenn es nicht just exakt am Rande des Papiers gelegen hätte.

Denn aus Gründen dieser Lage war Soonst ein außergewöhnliches Städtchen: es wurde nämlich von außergewöhnlich ängstlichen Leuten bewohnt. Denn klar: die Stadt war nur an einer ihrer vier Seiten vom Nichts geschützt; die übrigen drei Seiten waren jedem Feind, der von Papierwärts kam, bloß und ungesichert preisgegeben.

Ach, es war ein Elend mit der Angst in Soonst, zumal man dort noch nie einen Feind gesehen hatte und also nicht wissen konnte, ob nicht ein solcher just so aussah wie ein Soon-ster; denn sie Soonster sahen in ihrer Angst einer wie der andere aus. Verließen sie nun für dringendste Geschäfte einmal ihre Häuser, so schlichen sie daher, indem sie die Augen mit der Hand verdeckten, den Kindern gleich, die sich auf solche Weise verstecken und dann rufen: »Such mich mal — wo bin ich wohl.« Ja — die Angst machte die Soonster blind. So war das. Bis eines Tages ein Dichter in die Stadt kam. Natürlich von weit über das Nichts herüber, und dieser weitgereiste Mann konnte behaupten, daß nicht nur er die Welt kenne — oh, daß die Welt auch ihn kennte. Na — man kennt solche.

Die Soonster kannten ihn natürlich nicht und hatten sogleich ein offenes Ohr für seinen Ratschlag, der sie aus aller Angst erlösen sollte.

Er riet ihnen, die drei von Nichts ungeschützten Seiten ihrer Stadt derart zu sichern, indem man vom Nichts her gewissermaßen einen Graben um Soonst ausschneiden solle; vom Nichts zum Nichts um Soonst herum, so riet er ihnen und zog stracks weiter — papiereinwärts.

Die Soonster beeilten sich, die genialische Idee in die Tat zu bringen — gleich am nächsten Tag; denn am übernächsten Tag gab es keinen mehr für Soonst.

Vom Dichter aber ist bis auf heute die Nachricht überliefert: »Die Soonster zogen einen Graben um Soonst.«   - (jan)

Städtchen (2) Obwohl die Abenteurer gern ein Auge auf die Gamuna-Frauen werfen und sie, wenn möglich, auch vergewaltigen, und wenngleich sie mit deren Ehemännern hervorragende Geschäfte abschließen, sind sie nicht imstande, das Städtchen und seine Einwohner länger als einen Tag auszuhalten. Deswegen legen sie oft die Hand an ihre Pistole mit dem Gedanken, auf jemanden zu schießen, um ihre schlechte Laune als zivilisierte Menschen loszuwerden. Aber sie schießen fast immer in die Luft, danach sieht man sie finster durch die Straßen gehen, wobei sie mit den Zähnen knirschen und die Augen verdrehen.   - (fata)
 
 

 

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