Stadtphobie    1903 wiegelte Aparicio Saravia Uruguays Hinterland auf; in einer Phase des Kampfs befürchtete man, seine Leute könnten nach Montevideo eindringen. Mein Vater, der sich dort aufhielt, bat einen Verwandten um Rat, den Historiker Luis Melián Lafinur. Dieser sagte ihm, es bestehe keinerlei Gefahr, »denn der Gaucho hat Angst vor der Stadt«. Tatsächlich machten Saravias Truppen kehrt, und mein Vater stellte einigermaßen erstaunt fest, daß das Studium der Geschichte nützlich und nicht nur angenehm sein kann.*

* Burton schreibe, daß sich die Beduinen in den arabischen Städten die Nase mit einem Tuch oder Watte bedeckten; Ammianus zufolge hatten die Hunnen vor Häusern soviel Angst wie vor Gräbern. Ähnlich die Sachsen, die im fünften Jahrhundert England eroberten und nicht wagten, sich in den von ihnen eingenommenen römischen Städten aufzuhalten. Sie ließen sie verfallen und verfaßten dann Elegien, um die Ruinen zu beklagen.

- Jorge Luis Borges, Kabbala und Tango. Frankfurt am Main 1991
 
 

Stadt Phobie

 

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