tadtbad
Das städtische bad, das herrliche Piscine Municipale, sei zu einem schauplatz
babylonisch-assyrischer unzucht geworden, die sakrale
prostitution habe sich in ihm breitgemacht; wo es
vormals nach reinem gesunden chlor duftete, schleppten sich nun die schwülen
wogen von bittersüßem, fremdartigstem moschus, nackte
schwimmelevinnen würfen seltene grüne algen und liliazeengewächse von den balustraden
in das überfüllte becken, enthemmte feuerwehrleute und sapeure der benachbarten
öffentlichen einrichtung stürzten schweißüberströmt aus weihrauch- und myrrheüberladenen
saunas in wollüstig vorgewärmtes wasser, entlaufene jungnonnen, ganze regionen
ihres leibes vom brünetten flaum ihrer lateinischen rasse überhaucht, kreischten
durch die parfümierten grüngekachelten bassins, eine wegen zu großer Schamlosigkeit
aus dem bordell entlassene Algerierin übe auf dem trampolin die absonderlichsten
wie nacktesten kopfstände, milchmädchen, keines davon älter als fünfzehn, mühten
sich lilaverschleiert mit gewaltigen plastikzubern voll eselsmilch ab, gezähmte
cremefarbene riesenschlangen beschnupperten und bezüngelten die geöffneten bloßen
ausgestreckt lagernder, die alten gottheiten des zwischenstromlandes träten
unter neckischem saxophongedudel ein und verteilten mehr als gewagte fotos aus
dem täglichen leben vor der sintflut, Bei und Beelzebub und Tammas legten die
letzte wasche ab, Astart und Ea und Lilith verlosten sich zum höchstpreis an
die schließlich doch noch gekommenen stadtväter und deren gattinnen.
Brigitte reite einen stier, Michèle sitze auf einem
läufigen esel, Jeanne besteige
mit verdrehten augen einen weißen ziegenbock, auf
einem saurier der vorzeit presche eine süßentkräftete
Anna durch das art-nouveau-portal, um mit einem hechtsprung in dem von hüften,
armen, brüsten, beinen wimmelnden wasser unterzutauchen.
- (
dru
)
Stadtbad (2)
Stadtbad
(3)
Im Schwimmbad widerte mich der Stimmenlärm, der sich in das Brausen
der Leitung mischte, am meisten an. Er drang schon aus der Vorhalle, wo ein
jeder die beinernen Bademarken erstehen mußte. Den Fuß über die Schwelle
setzen bedeutete, von der Oberwelt Abschied nehmen. Danach bewahrte einen nichts
mehr vor der überwölbten Wassermasse im Innern. Sie war der Sitz einer scheelen
Göttin, die darauf aus war, uns an die Brust zu legen und aus den kalten Kammern
uns zu tränken, bis dort oben nichts mehr an uns erinnern werde. - (ben2)
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