tadt, schlafende Es besteht der Glaube, daß die Bäume den Atem der Personen aushauchen, die in den begrabenen Städten wohnen, und darum holen sich, nach einer altüberlieferten Sitte, in ihrem Schatten diejenigen Rat, die schwere Gewissensfälle zu entscheiden haben, die Verliebten lindern dort ihre Pein, die verirrten Pilger suchen bei ihnen Belehrung über den Weg, und die Dichter empfangen dort ihre Eingebung.
Die Bäume verzaubern die ganze Stadt. Die hauchzarte Leinwand des Traums
bevölkert sich mit Schatten, die sie erzittern lassen. Durch Casa-Mata streift
die Tatuana. Der Teufelshut läuft über die Vorhöfe, von einem Ende zum anderen;
er hüpft und rollt, der Satan aus Gummi. Und in den Fluren geht der Cadejo um,
der Mädchen mit langen Zöpfen raubt und Knoten in die Mähnen der Pferde macht.
Jedoch nicht eine Wimper bewegt sich auf dem Grund der schlafenden Stadt, und
nichts von den fühlbaren Dingen zieht vorüber in fleischlicher Wirklichkeit.
- Miguel Angel Asturias,
Legenden aus Guatemala. Frankfurt am Main 1973 (BS 358)
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