tachelschnecke Elizabeth
brachte mir ein dünnes Buch mit dem Titel ›Der Aufschrei Mordechais‹. Auf
der Titelseite hatte der Verfasser seinen Stammbaum
angegeben, und als ich mich darein vertiefte, sah ich, daß meine Besucherin
und ich wirklich verwandt waren durch eine viele Jahrhunderte zurückliegende
Verbindung. Wir stammten beide von Rabbi Moses Isseries ab
und ebenso von dem Verfasser des Buches ›Der Enthüller des Verborgenen‹. Das
Buch des Rabbiners von Klendev war eine Streitschrift
gegen den Rabbiner von Radzyn, Reb Gerschon Henoch,
der glaubte, im Mittelmeer die Stachelschnecke gefunden zu haben, deren
Sekret im alten Israel dazu benutzt wurde, die rituellen Schaufäden blau zu
färben, obwohl die Tradition besagte, daß die Stachelschnecke
nach der Zerstörung des Tempels versteckt worden war, um erst beim
Erscheinen des Messias wiedergefunden zu werden. Reb Gerschon Henoch hatte nicht
mit dem Proteststurm der anderen Rabbiner gerechnet, und er hielt seine Anhänger
dazu an, die blauen Schaufäden zu tragen. Dies erregte große Kontroversen in
der rabbinischen Welt. Elizabeths Großvater nannte Reb Gerschon
Henoch »Verräter Israels, Abtrünniger, Bote des Teufels, von Lilith, Asmodi
und ihren Heerscharen des Bösen«. - Isaac Bashevis Singer, Die Verehrerin. In: I.B.S., Leidenschaften.
Geschichten aus der neuen und der alten Welt. München 1993. (zuerst 1975)
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