Squaws, ägyptische   Ich habe seit meinem sechzehnten Lebensjahr Bordelle frequentiert, aber obwohl einige der besseren, besonders in Frankreich und Irland, mit einem dreifachen roten Stern in Nuggs Reiseführer ausgezeichnet waren, signalisierte nichts an ihnen Luxus und mollesse meiner ersten Villa Venus. Es war der Unterschied zwischen Bude und Boudoir.

Drei ägyptische Squaws, stets pflichtbewußt das Profil zeigend (längliche Ebenholz-Augen, wonnige Stupsnase, geflochtene schwarze Haarpracht, honighefles Pharaonengewand, schlanke bernsteinbraune Arme, afrikanische Schmuckreifen, schmalzkringelgroßer Ohrring aus Gold, von einer Mähnen-Strähne zweigeteilt, indianisches Stirnband, gemusterter Schürzenlatz), die Eric Veen liebevoll einer in Deutschland gedruckten Reproduktion (Künstlerpostkarte Nr. 6034, sagt der zynische Dr. Lagosse) eines thebanischen Freskos entlehnt hatte {für 1420 v. Chr. zweifellos recht alltäglich), bereiteten mit Mitteln, die der verblichene Eric als «exquisite Manipulationen gewisser Nerven, deren Lage und Macht nur sehr wenigen antiken Sexologen bekannt waren», umschrieb, begleitet von dem nicht weniger exquisiten Auftragen gewisser Salben, derer die Pornosaga von Erics Orientalia nur undeutlich Erwähnung tat, mich darauf vor, eine ängstliche kleine Jungfrau zu empfangen, Nachfahrin eines irischen Königs, wie Eric in seinem letzten Traum in Ex, Schweiz, von einem Meister eher der Bestattungs- denn der Begattungs-Zere-monien erfuhr.

Diese Vorbereitungen gingen in solch ununterbrochenen, unerträglich köstlichen Rhythmen vonstatten, daß der im Schlafe sterbende Eric und der voller unanständigen Lebens auf einer Rokoko-Couch (drei Meilen südlich von Bedford) bebende Van sich nicht vorstellen konnten, wie diese drei jungen Damen, jetzt plötzlich aller Kleider ledig (ein wohlbekannter oneirotischer Trick), es vermochten, ein Vorspiel derart in die Länge zu ziehen, daß es einen so lange genau am Rand der Erlösung hielt. Ich lag auf dem Rücken und fühlte mich doppelt so groß wie je sonst (seniler Unsinn, weiß die Wissenschaft!), als end-lich sechs sanfte Hände versuchten, es la gosse, der zitternden Adada, auf dem wüsten Werkzeug bequem zu machen. Dummes Mitleid - ein Gefühl, das ich selten verspüre - brachte meine Begierde zum Erschlaffen, und ich ließ das Mädchen zu einer Schleckerei mit Pfirsichtörtchen und Schlagsahne fortbringen. Die Ägyptianerinnen blickten bestürzt, warfen sich aber sehr bald wieder in die Brust. Ich zitierte alle zwanzig Holden des Hauses (auch den Liebling mit den süßen Lippen und dem glänzenden Kinn) vor meine wiederauferstandene Gegenwart. Nach beträchtlicher Prüfung, nach vielem Geschmeichel über Hüften und Hälse wählte ich ein goldenes Gretchen, eine blasse Andalusierin und eine schwarze Schöne aus New Orleans. Die Dienerinnen stürzten sich wie Pardelkatzen auf sie, und nachdem sie sie nicht ohne lesbische Lust gesalbt hatten, überließen sie mir die drei ziemlich melancholischen Grazien. Das Handtuch zum Abreiben des Schweißes, der mein Gesicht bedeckte und mir in die Augen stach, hätte reiner sein können. Ich erhob meine Stimme, ich Heß das widerspenstige, verfluchte Fenster weit aufreißen. Ein Lastwagen war im Morast einer verbotenen und unvollendeten Straße steckengeblieben, und sein Ächzen und Rackern zerstreuten den bizarren Trübsinn. Nur eines der Mädchen traf mir mitten ins Herz, ich aber ging sie alle drei durch, grimmig und mit Muße, «das Reittier in Stromrnitte wechselnd» (Erics Ratschlag).   - (ada)

Ägypterin

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