prachtheorie
Jean-Pierre Brissets Leitgedanke ist folgender; »Das
Wort, das Gott ist, hat uns in seinem Schoß die Geschichte der Menschheit vom
ersten Tage an, und in jedem Idiom die Geschickte eines jeden Volkes bewahrt,
eine Tatsache, die so sicher und unwiderlegbar ist, daß sie die Ungebildeten
verblüffen, die Gelehrten aber beschämen wird.« So erlaubt ihm die Analyse der
Worte ohne weiteres die Feststellung, daß der Mensch
vom Frosch abstammt.
Diese unverhoffte Entdeckung, die er zu legitimieren und durch ein Spiel mit
Wortassoziationen von größter Mannigfaltigkeit nutzbar zu machen trachtet, bestätigt
ihm der anatomische Befund, daß »der menschliche Same,
unter dem Mikroskop betrachtet, so beschaffen ist, daß man meinen könnte, eine
Wasserlache voller kleiner Kaulquappen zu sehen; die kleinen Wesen dieses Samens
sind ihnen in Form und Bewegungen völlig ähnlich«. So entwickelt sich auf pansexualistischer
Grundlage von großem Halluzinationswert und in der Geborgenkeit einer seltenen
Gelehrsamkeit eine schwindelerregende Reihe
von Wortgleichungen, deren Exaktheit nicht wenig beeindruckend ist, und es entsteht
eine Lehre, die den Anspruch erhebt, der einzig richtige Schlüssel
zum Buche des Lebens zu sein. Brisset macht
keinen Hehl daraus, daß er vom Glanz des Geschenks, das er den Menschen macht
und das ihnen die göttliche Allmacht verleihen soll, selber geblendet ist. Er
sieht sich nach keinen anderen Vorgängern um als Moses und die Propheten, Jesus
und die Apostel. Er bezeichnet sich selbst als den siebten Engel der Apokalypse
und als den Erzengel der Wiederaufstehung.
- André Breton, nach (
hum
)
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